Das Lendwirbel-Urgestein Mario Rampitsch in seiner selbstgebauten Arche
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Das Lendwirbel-Urgestein

in LENDWIRBEL von

Mario Rampitsch, einer der Mitgründer des Lendwirbels, kehrt heuer mit „Friedensgesprächen“ ins Programm des Viertelfestes zurück. Die Annenpost hat mit ihm über die Entwicklung des Lendwirbels, sein Leben und seine Ansichten gesprochen.

Als Mario Rampitsch und seine damaligen Kolleg:innen von der Design- und Kommunikationsagentur „EN GARDE“ zusammen mit der Haarschneiderei 2007 in den Lend zogen, wurde ihm schnell klar, dass er im Viertel etwas bewegen wollte. Im Rahmen der Eröffnungsfeier ihres Büros haben sie die Nachbar:innen gefragt, ob sie sich auch am Fest beteiligen wollen. Laut Rampitsch kamen an diesem Tag um die 100 Menschen. Damit war der Grundstein für den Lendwirbel gelegt. Für Rampitsch und seine Kolleg:innen war das Fest damals auch eine Möglichkeit, sich in der Nachbarschaft besser einzufinden. „Die Motivation dahinter war die Aneignung des öffentlichen Raums und gleichzeitig, dass man sich mit der Nachbarschaft verbindet und eine neue Nachbarschaftskultur entwickelt“, erklärte er.

Ein Jahr später ließen sie bereits die Straße sperren und konnten einige kreative Köpfe dazu animieren, den Raum zu bespielen. Das gemeinschaftliche Feiern etablierte sich schnell im Viertel, ein Verein wurde gegründet. Das machte den Prozess für viele auch verbindlicher und trug dazu bei, dass der Lendwirbel als jährliches Ereignis überlebt. Rampitsch half fünf Jahre lang bei der Organisation des Lendwirbels mit, bis er sich im Jahr 2012 dazu entschloss, einen anderen Lebensweg einzuschlagen. Das damalige Motto des Lendwirbels „Aufbruch zum Wesentlichen“ beschrieb seinen persönlichen radikalen Wandel. Er gab seine Wohnung in der Stadt auf und zog in die Südoststeiermark. Dort baute er seine eigene “Arche”, ein Tiny House, und lebt mittlerweile im Einklang mit der Natur. „Ich wollte nicht auf die Pension warten, um mein Leben so zu gestalten, wie ich es für richtig halte“, begründet er heute seine Entscheidung.

Nicht nur seine Lebensweise hat sich geändert, auch in seiner Denkweise orientiert er sich heute an den für ihn wesentlichen Dingen. Den Lendwirbel besucht er zwar jährlich, jedoch beschäftigt er sich nicht mehr so intensiv damit, weshalb viele Inhalte an ihm vorbeiziehen. Trotzdem sind ihm Tendenzen aufgefallen, die nicht mit seinen persönlichen Vorstellungen übereinstimmen. „Vom Grundrahmen her ist es mir vorgekommen, dass es vorwiegend um Gastronomieausschank geht. Die inhaltlichen Themen sind für mich einfach nicht mehr so sichtbar“, erklärte er. Rampitsch führt diese Entwicklung aber auf das Bedürfnis der Gesellschaft zurück, sich derzeit nicht politisch zu aktivieren. „Der Lendwirbel ist ein gesellschaftlicher Spiegel. Wenn unserer Gesellschaft Themen wichtig sind, dann passieren sie auch dort“, begründet er seine Meinung.

Trotz allem ist es für ihn spannend zu sehen, in welche Richtung sich die Veranstaltung weiterentwickelt. Um die inhaltliche Auseinandersetzung mit kritischen Themen beim Lendwirbel wieder anzukurbeln, führen er und sein Team am Mittwoch, 3. Mai, am Mariahilferplatz “Friedensgespräche” zusammen mit der Pfarre Graz-Mariahilf. Bei diesen möchte er die Interaktion mit der Kirche fördern und gleichzeitig den Ursprungsgeist vom Lendwirbel aufleben lassen. Ein Projekt, das aus dem Bedürfnis vieler Menschen hervorgeht und wofür der Lendwirbel Rampitschs Ansicht nach das perfekte Format ist.

Spaß am Programm

Nino Berger ist Chef des nachhaltigen Parks ART Cafés in der Griesgasse und engagiert sich selbst mit diversen Projekten beim Lendwirbel. „Ich fand es immer schade, dass es sich mehr auf den Mariahilferplatz und den Lendplatz konzentriert und da ich ein Café habe, in dem Kunst sehr populär ist, kam schnell die Idee zum eigenen Konzept “, erzählt er nicht ohne Stolz. Vor seinem Café wird er beispielsweise am Mittwoch Passant:innen dazu anregen, ihre Emotionen und Gedanken zu einem live vorgetragenen Gedicht aufzuzeichnen.

Ihm ist seine Rolle als Gastronom sehr wohl bewusst, trotzdem geht es Berger nicht ausschließlich um den erhöhten Umsatz. „Wenn draußen mehr passiert, erwarte ich mir schon mehr Bewegung in und um mein Lokal, ich erwarte mir also schon einen besseren Umsatz, möchte aber trotzdem das ganze Netzwerk drumherum pushen“, begründet er sein Tun.

Auch Carina Steger vom Lokal „die Scherbe“ sieht das ähnlich. „Natürlich profitiert die Gastronomie vom Lendwirbel, aber der Umsatz ist nicht unser Hauptaugenmerk“, versicherte sie. Auch „die Scherbe“ bietet im Rahmen des Lendwirbels eine Woche lang verschiedene Programmpunkte an. Sie und ihre Kolleg:innen wollen Kunstschaffenden eine Bühne bieten und dadurch zeigen, wie divers der Bezirk Lend ist.

 

Titelbild: Das Lendwirbel-Urgestein Mario Rampitsch in seiner selbstgebauten Arche – Foto: Hannah Klug

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