Große Leidenschaft für den Kampfsport

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Andreas Troll ist begeisterter Thaiboxer und gründete vor wenigen Jahren mit zwei Kollegen den BXN Club. Im Gespräch erfahren wir mehr über die Entstehungsgeschichte und darüber welche Ambitionen der noch junge Verein für die Zukunft hat.

Wenn man das kleine Trainingsgebäude des BXN Clubs in der Waagner-Biro-Straße betritt, verspürt man sogleich, dass hier eine familiäre Atmosphäre herrscht. Schon vor dem Trainingsbeginn unterhalten sich alle gut miteinander und machen Späße. Kurz vor Beginn des Trainings trifft auch der Trainer Andreas Troll in Begleitung seiner beiden Hunde ein. Sichtlich gestresst, aber dennoch energiegeladen und völlig motiviert, mit dem Training zu beginnen.

Verrückt nach der Königsdisziplin

Der 28-Jährige Andreas Troll ist von Beruf Sozialarbeiter, aber der Kampfsport ist seine große Leidenschaft. Seit mittlerweile dreizehn Jahren betreibt er die Königsdisziplin des Kickboxens, Muay Thai, zu Deutsch Thaiboxen. „Ich hab irgendwas gesucht, wo ich mich auspowern kann und hab direkt das Extremste genommen“, erklärt der gebürtige Grazer. Im jungen Alter wurde er überfallen und von da an wollte er sich selbst verteidigen können. Dafür investierte er sehr viel Zeit und Kraft, um seine Techniken zu verfeinern. Sechsmal die Woche stand Training auf dem Programm. Zudem hat er an insgesamt über 30 Wettkämpfen, unter anderem in Tschechien und Thailand, teilgenommen. „Mein Ziel war, dass ich der krasseste Kampfsportler in Graz werde“, sagt Troll. Durch diese extreme Hingabe konnte er unter anderem mehrmals den Staatsmeistertitel in der Allgemeinen Klasse gewinnen.

Andreas Troll (r.) und Benjamin Tropper sind bereits seit der Schulzeit gute Freunde. Foto: Paul Petritsch

Ein Club mit anderen Ansichten

Gegründet wurde der Verein BXN vor circa zwei Jahren von Troll und seinen beiden Freunden Paul Petritsch und Benjamin Tropper. Letzterer ist selbst mehrfacher Staatsmeister im Thaiboxen. Die drei entschieden sich aus unterschiedlichsten Gründen dazu, einen eigenen Club zu gründen. Andreas Troll hat durch seine Erfahrungen im Ausland erkannt, dass das Wissen über den Kampfsport in Graz doch begrenzt ist. Viele Trainer:innen sind mit ihrer eher autoritären Lehrweise nicht bereit, sich stetig weiterzubilden. „Man muss allerdings aktiv Kämpfe verfolgen, um beim Kampfsport mitzukommen“, sagt Troll. Inzwischen besteht das Team neben den drei Gründern aus zwei weiteren Trainern. Bei den Trainings sind um die fünfzehn Leute dabei, wobei vielen der lockere Umgang und der nicht so autoritäre Trainingsstil zusagt. Auch die gemeinschaftliche Atmosphäre, die im Verein herrscht, kommt bei vielen gut an. Es wird sehr auf die richtige Durchführung der Übungen gesetzt. Dafür nehmen sich die Trainer sehr viel Zeit für jeden einzelnen, um Korrekturen durchzuführen – egal ob Anfänger oder Wettkämpfer. Diese gibt es im Verein nämlich auch. Einige Mitglieder, die unter dem BXN Club antreten, konnten bereits die Goldmedaille in Staats- sowie Landesmeisterschaften in ihrer jeweiligen Altersklasse erringen.

Die Haupteinnahmequelle des Vereins sind momentan die Mitgliederbeiträge. Große Sponsoren gibt es noch nicht. Wenn sind es meist Freunde oder Familie von Mitgliedern, die den Verein bei der Einrichtung oder dem Equipment unterstützen. Troll erklärt: „Wir mussten die Mitgliederverträge auch schon anheben, aber momentan geht sich alles gut aus.”

Beim Training werden die Partner immer gewechselt. – Foto: Georg Mausser

Der Kampfsport im Hype

Nicht nur das Thaiboxen, sondern der Kampfsport im Allgemeinen hat in den letzten Jahren an Popularität gewonnen. Das hat auch Andreas Troll bemerkt. „Früher war das mehr so ein Underground-Ding. Da war nichts übertragen, man hat nicht einmal wirklich gefilmt“, erklärt er. Laut ihm sind die Hauptgründe für das massive Interesse am Kampfsport Social Media, sowie exzellentes Marketing von großen Kampfsport Organisationen, allen voran der UFC. Dieses wachsende Interesse zeigt sich auch bei den Mitgliedern. Diese werden nämlich immer mehr und immer jünger. Aufgrund der hohen Mitgliedsanfragen wird der Verein in den nächsten Monaten auch in eine größere Halle umsiedeln. „Dort stehen uns dann viel mehr Möglichkeiten offen“, sagt der Trainer.

Bei all der Euphorie ist aber wichtig, nicht zu vergessen, dass Thaiboxen eine Extremsportart ist. „Das Training ist hart. Wenn du in deinem Leben nicht sportlich aktiv bist, ist es fraglich, ob du nicht zuerst an deiner Fitness arbeiten solltest, bevor du einen Extremsport angehst“, sagt der Kampfsportler. Verletzungen und Prellungen sind zudem relativ häufig. Troll selbst hatte aufgrund seines intensiven Trainings in jungen Jahren bereits zweimal einen Pneumothorax. Dabei kommt es zu einem spontanen Kollaps der Lunge. Der Sport birgt auch seine Gefahren. Daher ist es laut dem Thaiboxer wichtig, seine eigenen Grenzen zu kennen und auch beim Training sein eigenes Tempo zu wählen.

Für die Zukunft wünscht sich Andreas Troll noch mehr Förderung und Anerkennung für den Kampfsport. Mit dem BXN Club hat er ein ganz konkretes Ziel: „Wir wollen der beste Kampfsportverein in Graz werden.”

Info-Box

Thaiboxen ist Nationalsport in Thailand. Bei der Kampfsportart werden Beine, Knie, Fäuste und Ellenbogen eingesetzt.

Die Organisation von Wettkämpfen läuft über den ÖBFK (Österreichischer Bundesfachverband für Kick- und Thaiboxen).

Der ÖBFK ist der einzige österreichische anerkannte Kampfsportverband, der in direkter Verbindung mit der IFMA (International Federation of Muaythai Associations) steht.

Die UFC (Ultimate Fighting Championship) ist weltweit der größte Mixed-Martial-Arts Veranstalter. Unter MMA fallen alle Kampfsportarten mit Vollkontakt, darunter auch Muay Thai.

 

Titelbild: Der BXN Club kann vor allem mit seinem Trainingsstil bei vielen Mitgliedern punkten. – Foto: catchtheroll

Geborener Südburgenländer, Baujahr 2004. Meine Matura schloss ich 2022 ab. Nach meinem Zivildienst habe ich sogleich mein Studium an der FH Joanneum begonnen. Neben meiner ehrenamtlichen Arbeit beim Roten Kreuz verbringe ich sehr gerne Zeit mit Freunden und Familie.

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