Kufen runter, Rollen rauf – Der ATSE Graz greift im Skaterhockey an!

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Nach einer enttäuschenden Saison am Eis befindet sich der ATSE Graz mitten in der Skaterhockey-Saison. Spielertrainer Rupert Strohmeier spricht mit der Annenpost über diese Sportart, die Ziele für diese Saison und die unbefriedigende Hallenlösung.

Es ist ein frühlingshafter Dienstagabend, als die Spieler des ATSE Graz Hockey auf der Sportanlage in der Herrgottwiesgasse eintreffen. Es wird gescherzt und gelacht, ein letzter Schluck aus der Wasserflasche genommen – dann gibt Spielertrainer Rupert Strohmeier das Signal. Die Trikots werden übergestreift, der Ball eingeworfen und mit dem ersten Knirschen der Inlineskates startet das Trainingsspiel. Obwohl es nur ein Testspiel ist, geht es zur Sache: Intensive Zweikämpfe, schnelle Kombinationen, lautstarke Kommandos. „Die Intensität soll genauso hoch sein wie im Winter“, betont Strohmeier – auch wenn das Spielfeld aus Kunststoff besteht und der Puck durch einen Ball ersetzt wurde.

Von den Schlittschuhen zu den Inlineskates

Während andere Eishockeyteams im Sommer pausieren, tauscht der ATSE Graz Hockey, ein Zweigverein des ATSE Graz, die Kufen gegen Inlineskates und steigt nahtlos in die Skaterhockey-Saison ein. Der Übergang von Eis auf den Kunststoffbelag ist für viele Spieler eine Herausforderung. „Die Bewegung ist ähnlich wie beim Eishockey, aber Bremsen und Richtungswechsel sind schwieriger – das muss man neu lernen“, erklärt Strohmeier, der selbst Profi beim Eishockeyteam der Graz99ers war. Er hat den Umstieg längst gemeistert, denn der 33-Jährige übt diesen Sport schon seit seiner Jugend aus. 

Skaterhockey, wie es korrekt heißt, ist eine noch weitgehend unbekannte, aber hochintensive Randsportart. Gespielt wird vier gegen vier plus je einen Tormann – ohne Abseits, dafür mit jeder Menge Tempo und Körperkontakt. „Was die Bewegung betrifft, ist es langsamer als Eishockey“, räumt Rupert Strohmeier ein, „aber weil das Spielfeld kleiner ist und man ständig unter Druck steht, ist das Spiel vom Kopf her schneller. Man muss blitzschnell reagieren.“ 

Die Spieler des ATSE Graz beim Aufwärmen für das Trainingsspiel
Die Spieler des ATSE Graz beim Aufwärmen für das Trainingsspiel – Foto: Marcus Edlinger

„Final Four” als großes Ziel

In der aktuellen Saison misst sich der ATSE Graz mit sieben weiteren Teams – die Eggenberger sind das einzige Team aus der Steiermark. Gespielt wird in einem Liga-Modus: jeder gegen jeden, jeweils zwei Mal. Pro Spieltag kommen immer vier Teams an einem Ort zusammen. Jedes Team absolviert dabei zwei Spiele. Dieses kompakte Format soll nicht nur Fahrtkosten sparen, sondern auch den Spielbetrieb effizient gestalten. In Graz selbst wird jedoch nicht gespielt. „Das hängt mit der fehlenden Hallenlösung zusammen“, sagt Rupert Strohmeier und deutet auf den offenen Himmel über dem Spielfeld. „Bei Regen fällt das Training sofort aus. Mindestens ein Drittel unserer Einheiten können wir wetterbedingt nicht abhalten.“

Die besten zwei Teams qualifizieren sich direkt für das Halbfinale. Die Plätze drei bis sechs spielen um die verbleibenden zwei Tickets. Das große Ziel für den ATSE: die Teilnahme an den sogenannten „Final Four“ Ende Juli. „Aktuell sind wir zwar auf Kurs, aber wir verschenken zu viele Punkte – da ist noch Luft nach oben“, resümiert Rupert Strohmeier den Saisonstart. Aus den ersten vier Spielen holten die Eggenberger sechs Zähler und befinden sich derzeit auf dem vierten Platz. 

Spielertrainer Rupert Strohmeier gibt das Kommando an – Foto: Marcus Edlinger
Spielertrainer Rupert Strohmeier gibt das Kommando an – Foto: Marcus Edlinger

Fehlende Hallen-Infrastruktur als Hindernis

Trainiert wird neben dem Fußballplatz in der Herrgottwiesgasse. Zwar besitzt der ATSE Graz Hockey die notwendige Infrastruktur – also Banden, Boden und Container als Stauraum – doch das Grundstück gehört dem Fußballverband. Der Verein zahlt eine Nutzungsgebühr. Der fehlende Wetterschutz macht eine zuverlässige Trainingsplanung nahezu unmöglich. „Seit 2019 wollen wir in Graz eine Halle bauen“, erzählt Strohmeier, „dann kam Corona und seither scheitert es wie so oft am Geld.“ In Graz gäbe es mit dem Sportzentrum in der Pichlergasse eine witterungsunabhängige Möglichkeit, allerdings ist der Parkettboden dort zu empfindlich für das Erwachsenentraining. Deshalb wird dort nur das Nachwuchstraining des ATSE abgehalten. 

Trotzdem lebt der Verein vom Engagement seiner Spieler und deren Einsatz kennt kaum Pausen. Rund zwei Drittel der Wintermannschaft sind auch im Sommer aktiv, dazu kommen externe Spieler, die sich auf Skaterhockey spezialisieren. Der Kader umfasst zwischen 16 und 20 Spieler. Trainiert wird zweimal pro Woche – wenn das Wetter mitspielt. Zuschauer sind bisher eher Mangelware. „In Stegersbach kommen beim Spiel gegen den ATSE vielleicht 100 bis 150 Leute – das ist vergleichbar mit unseren Eishockeyspielen im Grunddurchgang“, sagt Rupert Strohmeier nüchtern. Allerdings sollte man das Niveau nicht unterschätzen, auch wenn die Liga im Vergleich zu den Top-Nationen wie Deutschland oder der Schweiz noch Nachholbedarf hat. „Für viele ist es nur eine Sommerbeschäftigung, aber das Spiel ist schnell, direkt, intensiv und fordert richtig viel,” sagt der ehemalige Profi abschließend. 

Der nächste Spieltag steigt  am 10.5.2025 in Salzburg, wo der ATSE auf die Red Dragons Altenberg und die Dark Vipers Salzburg treffen wird. Bis Ende Juli kämpft der ATSE Graz nun um jedes Tor, jeden Punkt und – wenn alles gut läuft – um den Meistertitel. Danach beginnt schon bald wieder die Eishockey-Vorbereitung. Eine Pause? Sowas gibt es beim ATSE Graz Hockey nicht.

 

Titelbild: Die Spieler des ATSE Graz beim Aufwärmen für das Trainingsspiel – Foto: Marcus Edlinger 

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