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Neubau in Lazarettgasse: Das Nil muss raus

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Das Nil, Kunstraum des Vereins Baodo, Café und wichtige Vernetzungszentrale für die afrikanische Community, muss ausziehen. Die Künstlerin Veronika Dreier hat Sorge, dass sie sich künftig die Mieten im Viertel nicht mehr leisten kann. 

Von Alina Magerl, Stefan Kohlmann, Florian Kreis

Seit 2008, als die Künstlerin Veronika Dreier mit ihrem Verein Baodo hierher gezogen war, ist das Nil in der Lazarettgasse ein zentraler Treffpunkt für die afrikanische Community in Graz. Hier werden Ausstellungen, Lesungen, Live-Musikveranstaltungen, aber auch Workshops aller Art, zum Beispiel Kochen, abgehalten. Jetzt muss das Nil ausziehen – wo der Kunst- und Sozialraum künftig Quartier bezieht, ist noch völlig ungewiss. Es ist auch nicht das erste Mal, dass Dreiers Verein, den sie vor mehr als 20 Jahren gemeinsam mit der Interkultur-NGO Zebra gegründet hatte, das Feld räumen muss. Vor der Lazarettgasse war das Nil unmittelbar neben der Postgarage angesiedelt. 

Das Nil muss raus

Voraussichtlich bis März muss Dreier Ersatz für den Standort gefunden haben. Die Eigentümer wollen das Gebäude abreißen und an seiner Stelle einen siebenstöckigen Mehrzweckbau errichten. „Ich habe Bedenken, dass durch den Umzug die Kontakte, die mit österreichischen Stammgästen geknüpft wurden, wieder komplett neu aufgebaut werden müssen”, sagt Dreier, die für ihre Arbeit mit Baodo auch schon den Menschenrechtspreis des Landes Steiermark bekam. Der Neubau soll zwischen Herbst 2022 und Sommer 2023 starten und schließlich einen Kindergarten und Büros ebenso beherbergen wie Wohnungen. „Graz hat nach wie vor einen starken Zuzug an Bevölkerung, was den Bedarf nach Wohnraum steigert”, erklärt der Immobilientreuhänder und Miteigentümer Nikolaus Gabriel. 

Geplantes Bauprojekt für die Lazarettgasse 5 – Foto: Alina Magerl

Pläne und Probleme

Eine passende neue Unterkunft zu finden, ist nicht einfach, weiß Veronika Dreier. Das Pandemie-Jahr habe gezeigt, wie wichtig es sei, genügend Platz und Zugang zu Frischluft zu haben. In der Lazarettgasse standen 120 Quadratmeter zur Verfügung, außerdem ein kleiner Hinterhof für Ausstellungen, nette Zusammenkünfte und interne Tischtennisturniere. Dreier meint im Gespräch, sie fürchte sich vor zu hohen Mietpreisen und hofft das komplette Programm aufrecht erhalten zu können. „Unterstützung von der Politik können wir leider nicht erwarten. Aber wie können wir ein internationales Kunstprogramm anbieten, wenn wir gerade die Miete berappen können?” Der Verein sei allerdings nicht in Gefahr und sie plant, diesen auch in Zukunft fortzuführen.

Integration braucht Zeit

Der Verein Baodo und das Nil wollen Migrant*innen auch auf das Leben in Österreich vorbereiten und ihnen helfen sich zurechtzufinden und zu integrieren. Veronika Dreier begleitet sie beispielsweise bei Behördenwegen oder Arztbesuchen. „Niemand beachtet, dass dies auch zur Integration beiträgt. Integration ist nicht nur ein zweijähriges Intensivtraining“, sagt sie. Der Betreuungsbedarf sei seit der Vereinsgründung kontinuierlich gestiegen. „Zur Zeit der ersten Workshops betreute ich zwischen 10 und 15 Personen, heute sind es an die 400“, erklärt die Künstlerin.

 

Titelbild: Veronika Dreier im bald abgerissenen Innenhof des Nil– Foto: Alina Magerl

 

Infobox
Wollen Sie Einblicke in das Geschehen im Nil bekommen? Dann schauen Sie am 21.10. um 18.00 Uhr zur Ausstellung von Markus Pippan – “You can be what you want (if you believe in yourself)”.

Eröffnung: 21.10.2021, 18.00 Uhr
Laufzeit: 22.10. – 13.11., Mi. – Sa. 16.00-19.00 Uhr

BAODO im NIL Kunstraum, Lazarettgasse 5, 8020 Graz,
Tel. 0699 11887823

In der aktuellen Ausstellung „You can be what you want (if you believe in yourself)“ im Kunstraum NIL zeigt Markus Pippan ausschließlich noch unveröffentlichte Arbeiten bzw. auch eine großformatige Arbeit, die erst in der vorangegangenen Woche entstanden ist. Pippan ist zurzeit auch in Porec, Galerie Zuccato, bei der Ausstellung „8020 Graz, 14 Künstlerinnen und Künstler dieser Stadt“, eine Salonausstellung der Kulturvermittlung Steiermark über das aktuelle Kunstschaffen in Graz, mit dabei.

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