Wolfgang Kogl in seinem Erotikshop
Lesezeit: 2 Minuten, 24 Sekunden

Wolfis Toy Shop: Zwischen Porno und Precht

in POLITIK & WIRTSCHAFT von

Mit ungewöhnlichen Ideen und einem Literaturclub trotzt Wolfgang Kogl mit seinem Erotikshop Corona, Konkurrenz und Kundenabwanderung ins Internet. Ein Besuch zum 25. Geburtstag.

Autor*innen: Tobias Graf, Sophie Handl, Katharina Hofer

Wolfgang „Wolfi“ Kogl ist sehr findig, was Werbemittel angeht. Um auf seinen Erotikladen Wolfis Toy Shop hinzuweisen, der seit 25 Jahren in der Quergasse überlebt, hat er ein Fahrrad als Werbeträger in die Annenstraße gestellt. „Für Frauen und Männer mit Hilfsmitteln aller Art“, ist auf einem Zettel zu lesen, den er auf dem Rad befestigt hat. Daneben prangt eine Leseempfehlung zum Philosophen Richard David Precht. Sie weist auf den Literaturclub hin, den Kogl vor einem Jahr mitgegründet hat, weil er möchte, dass „die jungen Leute wieder mehr lesen“.

Ein Fahrrad, das an einer Hecke lehnt, auf dem sehr viele Zettel mit Werbung für den Erotikshop angebracht sind.
Ein Fahrrad macht in der Annenstraße auf Wolfis Toy Shop und Literaturclub aufmerksam – Foto: Katharina Hofer

A wie Abraham, W wie Wolfi

Kogl liest einfach gern, wie er erzählt. Daher finden sich in seinem Shop nicht nur Sex Toys wie Vibratoren, Verzögerungssprays und 15.000 Pornofilme – sondern auch „Schecks Kanon: Die 100 wichtigsten Werke der Weltliteratur“ oder der Duden. In erster Linie will er aber „die Kunst der Erotik“ fördern, sagt Kogl. Die Leidenschaft fürs Lesen teilt er mit Kompagnon und Straßenbahnfahrer Abraham Feiertag. Gemeinsam gründeten sie deshalb den Literaturclub A+W. A wie Abraham und W wie Wolfi.

Der Club soll eine Anlaufstelle für junge Erwachsene sein. Zuletzt wurde Richard David Prechts Werk „Von der Pflicht“ behandelt. Kogl erhofft sich, neben tiefgründigen Gesprächen, auch die Erschließung neuer Zielgruppen für seinen Laden. Die Mitgliederzahl im Club ist aktuell einstellig. Kogl und Feiertag sind auf der Suche nach interessierten Personen, insbesondere die Frauenquote soll erhöht werden.

Die beiden Gründer des Literaturclubs Abraham Freitag und Wolfgang Kogl mit einem Werbeschild für den Club
Abraham Feiertag und Wolfgang „Wolfi“ Kogl (rechts) werben aktiv nach Mitgliedern für ihren Literaturclub – Foto: Katharina Hofer

Überleben durch Innovation

Bevor er 1996 den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, war Kogl im Baugewerbe tätig. Seit dem Gründungstag befindet sich sein Erotikshop in der Quergasse 1, wenige Schritte von der Annenstraße entfernt. Sein Geschäft hat schon alle möglichen Schwierigkeiten überlebt, die für viele Ladenbetreiber*innen vielleicht das Ende bedeutet hätten. „Man muss sich anpassen können“, so Kogl. Außerdem kann er ohne Angestellte die Ausgaben niedrig halten.

Kogls niedriges Werbebudget erfordert kreative Marketingideen. So startete er jüngst die Neugestaltung der Markise an seiner Ladenfront. Sie soll, mit Lichterketten verziert, Blicke von der Annenstraße auf den Laden lenken. Auch ein weiteres innovatives Angebot könnte neue Kundschaft in den Laden locken: Kunden sollen sich Sexspielzeuge aus dem Internet in seinen Laden bestellen und sie dort abholen können. Dieses Angebot richtet sich vor allem an Menschen, die ihr Coming-out noch vor sich haben, oder ihre sexuellen Interessen vor Familie oder Mitbewohner*innen verbergen möchten.

Neue Ideen für die Annenstraße

Der Zukunft sieht Kogl gelassen entgegen. Die Annenstraße, deren Zustand regelmäßig von Politik und Wirtschaft beklagt wird, würde er sich autofrei und mit mehr Begrünung wünschen. Dies deckt sich mit den Forderungen der neuen Taskforce zur Wiederbelebung der Annenstraße, die Politiker*innen und Geschäftsinhaber*innen an einen Tisch gebracht hat. Es wurden Ideen und Vorschläge gebracht, die wieder mehr Kundschaft in die Geschäfte bringen sollen. An diesem „Masterplan“ wirken der Optiker Kurt Otter, Grieswirtschafts-Obmann und ÖVP-Bezirksrat Franz Pergler sowie Leiner-Geschäftsführer Stefan Kogler mit. Laut Kogl soll dabei „nicht nur der Anreiz für Neugründungen gegeben sein”, sondern auch bestehende Unternehmen „müssen von der Stadtregierung unterstützt werden.”

 

Titelbild: Katharina Hofer

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