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„Ins Blaue“ fotografiert

in KULTUR von

Letzten Mittwoch wurde der Kunstverein <rotor> Schauplatz einer Buchpräsentation. Unter dem Namen „Short Stalks at Distant Shores. Imaging Post-Soviet Space“ stellte der Fotograf Christoph Grill seinen Fotoband vor und lockte damit zahlreiche Besucher in die Räumlichkeiten des <rotor>.

Der Fotoband umfasst Bilder aus allen 15 Nachfolgestaaten der Sowjetunion. Zwölf Jahre lang war Künstler Grill immer wieder auf Entdeckungsreise. Ulrich Tragatschnig, Kunst- und Architekturkritiker, führte in Form eines Gespräches mit dem Künstler durch den Abend. „Es ist schwierig, der Arbeit Grills einen Begriff zuzuordnen. Er betreibt eine künstlerische Dokumentation und verwendet surreale Settings. Es gibt Fotos von Wracks, Saurierskeletten in der Wüste, Menschen in armseligen Verhältnissen, Geisterstädten und Naturlandschaften“, so Tragatschnig.

Ulrich Tragatschnig u. Christoph Grill im Gespräch
Ulrich Tragatschnig (links)  u. Christoph Grill (rechts) im Gespräch

Grill ging während der Entstehung seiner Bilder keinem bestimmten Konzept nach. Die Fotos entstanden spontan oder wurden, wenn möglich, teilweise inszeniert.
Das Interesse für die Sowjetunion war beim Fotografen erst im Laufe der Jahre entstanden. Als seine Eltern nach Sizilien auswanderten, wollte der Fotograf dort malerische Landschaftsbilder schießen. Dort angekommen stieß er jedoch auf Umweltverschmutzung, Ölhäfen und Bauruinen. Nichts war, wie es in Prospekten dargestellt war. In dieser Situation bemerkte der Fotograf ein wachsendes Interesse für den Kontrast.

"Russland/Russia" - Foto: Christoph Grill/Verlag: Hatje Cantz
„Russland/Russia“ – Foto: Christoph Grill/Verlag: Hatje Cantz

„In meinem Alter habe ich das Problem nicht mehr, objektiv in die Kamera blicken zu müssen. Ich kann meinen eigenen Blick in dieser ausreizen“, erklärt Grill.
Mit einem Freund reiste er daraufhin nach Albanien. Weitere Reisen „ins Blaue“ erfolgten in die Ukraine, um dort die Gegend zu erkunden und das fotografische Interesse in negativ behafteten Motiven zu vertiefen.

"Armenien/Armenia" - Foto: Christoph Grill/Verlag: Hatje Cantz
„Armenien/Armenia“ – Foto: Christoph Grill/Verlag: Hatje Cantz

In Grills Bildern sind meist zahlreiche Ereignisse verpackt, die oberflächig für den Beobachter nicht zu erkennen sind. „Es ist wichtig, die Bildunterschrift zu lesen, um den tieferen Sinn zu erkennen“, so Grill.

Die Reisen liefen stets ohne Plan, der Verlauf richtete sich nach neu geknüpften Kontakten, Grills Zeit und Geld. Besonders wichtig war es für den Fotografen keine Vorurteile über einen zu bereisenden Staat zu haben: „Ich will vorher nichts über ein Land lesen, sondern nachher.“

Die Stimmung im <rotor> erreichte ihren Höhepunkt, als Grill von Reiseerlebnissen und seiner Vorgehensweise beim Fotografieren erzählte: „Ich hatte nicht immer meine Kamera dabei – ich finde das nervig.“

„Alkohol kommt immer vor.“ Die meisten lustigen Erlebnisse des Fotografen hatten mit dem vermeintlichen Lieblingsgetränk der Russen, dem Wodka, zu tun. Da war etwa ein betrunkener Dorfbewohner, der einen steilen Hang hinunterstürzte und überlebte, und ein begeisterter Russe, der Grill vor Freude besprang und sich an sein Bein klammerte.

"Kamtschatka" - Foto: Christoph Grill/Verlag: Hatje Cantz
„Kamtschatka“ – Foto: Christoph Grill/Verlag: Hatje Cantz

Grill fotografiert analog. Das erklärt er folgendermaßen: „Bilder sind oft einfach weg, so habe ich wenigstens noch die Negative. Die digitale Fotografie ist mir zu teuer, sanfte Übergänge sind ebenso schwer möglich.“ Während seiner Reisen entstanden rund 500 Bilder, 105 wurden für das Fotobuch ausgewählt.

Bis zum Ende seiner Reisen hatte der Fotograf nicht gewusst, ob er jemals fertig werden würde. Stress gab es daher keinen – immerhin wusste Grill noch nicht einmal, was aus den Fotos werden würde.
[box] Titel: Short Stalks at Distant Shores. Imaging Post-Soviet Space
Fotograf: Christoph Grill
Verlag: Hatje Cantz
Preis: € 58,00
Seiten: 192
[/box]

Angela Mader über mich: Dunkelblonde Lockenpracht, vollmondförmige, blau-graue Augen und Lachfalten, die bei ihrem häufigen Grinsen gut zur Geltung kommen. Ihr Charakter zeichnet sich durch ihre gnadenlose Hilfsbereitschaft aus. Egal wie verworren und unlösbar die Situation erscheint, sie hält stets mehr oder weniger ernst gemeinte Ratschläge parat. Die Kommunikation ist ihr Metier, Klatsch oder Tratsch wird stets auf Facebook diskutiert, selbst zu späten Nachtstunden. Ihr Organisationstalent bei Partys und auf Reisen in spanische Länder steht in Kontrast zu ihrer Angewohnheit, Aufgaben erst kurz vor der Deadline zu erledigen. Ohne raffinierte Glitzerelemente auf ihren heiß geliebten Sneakers sowie auf Shirts geht nichts. Mode und Styling werden zur Religion erklärt, der Satz „Jo des geht jo goar ned.“ bezieht sich auf Outfits der Mitmenschen, Musikrichtungen, in denen weder House noch ein DJ vorkommen, sowie die Tatsache, dass gewisse Leute nie auf ihr Handy blicken. Das ist sie.

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