Ein Ausschnitt des Sortimentes von mapbagrag
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mapbagrag: Handarbeit aus dem Annenviertel

in VIERTEL(ER)LEBEN von

Das Annenviertler Unternehmen mapbagrag legt Wert auf eine umweltbewusste Produktion und Regionalität. Aber inwiefern spiegeln sich diese Faktoren in der Produktionskette und den Produkten wider?

Ein großer, etwas düsterer Raum. Die eine Seite des Raumes ziert eine Reihe von Nähmaschinen, während der restliche Raum von schweren Geräten, wie zum Beispiel einer Zuschneidemaschinen, eingenommen wird. Die Regale ringsherum sind gefüllt mit Zuschnitten und fertigen Taschen. Ein Ort, der schon auf den ersten Blick Kreativität ausstrahlt.

Die ursprüngliche Idee, Taschen und Rucksäcke aus einem Alternativmaterial zu Textilien herzustellen, ist im Zuge eines Wettbewerbs entstanden. Der Vertriebsleiter Florian Hazmuka sagt: „Es sollte ein Souvenir für die Stadt Wien entstehen. Wir haben dafür in unserer Manufaktur in Graz eine Tasche aus stärkerem Papier entwickelt, die zugleich auch eine Landkarte und eine Picknickdecke ist.“ Daher stammt auch der Name mapbagrag.

Kunststoff als nachhaltiger Rohstoff?

Die Produkte bestehen mittlerweile nicht mehr aus stärkerem Papier, sondern aus Tyvek. Dieses Material wird aus Polyethylen, der reinsten Form des Kunststoffes, hergestellt. „Der Vorteil von Polyethylen mit hoher Dichte besteht darin, dass es ein Abfallprodukt aus der Treibstoffherstellung darstellt und sehr gut recyclebar ist“, sagt Hazmuka. Der Vorteil ist, dass bei der Produktion des Materials kein Abfall anfällt. Außerdem kann man Polyethylen (HD) rückstandslos zu Kohlendioxid und Wasserdampf verbrennen und das Material ist sehr robust. Dies ist für die Verarbeitung sehr wichtig, da mapbagrag großen Wert darauf legt, dass die Produkte eine lange Lebensdauer haben. Ein Nachteil des Materials ist jedoch, dass es von der Natur selbst nicht abgebaut werden kann, da das Material nicht natürlich zersetzbar ist.

Online-Shop und Partner-Stores

Dem Unternehmen sind vor allem der Nachhaltigkeitsaspekt und die Regionalität der Produkte wichtig. Doch wie lassen sich Nachhaltigkeit und der Versand nach ganz Europa vereinbaren? „Eine CO²-neutrale Zustellung ist nicht möglich, aber wir legen Wert darauf, mit Unternehmen zusammenzuarbeiten, die ihre MitarbeiterInnen fair bezahlen und an umweltfreundlichen Lösungen arbeiten“, sagt Hazmuka.

Zusätzlich zum Online-Shop arbeitet mapbagrag auch mit verschiedenen kleinen Geschäften zusammen, über die die Produkte vertrieben werden. Den kürzesten Weg legen die Produkte dabei zu den beiden Annenviertler Geschäften Zerum und Taiga zurück. Darüber hinaus gibt es jedoch auch weitere Partnergeschäfte in Österreich, in der Schweiz und einen Partner-Store in Deutschland.

Regionalität und Handarbeit

Während das Ausgangsmaterial aus Luxemburg geliefert wird, werden alle anderen Materialien für die Herstellung der Produkte in Österreich produziert. Die Produkte für den Einzelhandel stellen die MitarbeiterInnen in der Manufaktur im Annenviertel her. Größere Projekte mit bis zu 10000 Stück wickeln Partnerfirmen in Feldbach und Slowenien ab.

In der Manufaktur im Annenviertel ist ein Team aus nur vier Personen tätig, deshalb sind Großaufträge nicht umsetzbar. In dem vierköpfigen Team ist zwar jeder und jedem eine klare Rolle zugeordnet, jedoch überschneiden sich diese Rollen auch in gewisser Weise. “Ich bin eigentlich Näherin, aber wenn eine andere Tätigkeit anfällt oder die Manufaktur aufzuräumen ist, stehe ich dafür auch zur Verfügung”, so Mitarbeiterin Silvia Hausmann.

Auch die Maschinen für den Zuschnitt des Materials baut mapbagrag selbst. Seit bereits drei Jahren druckt das Unternehmen nun auch in ihrer Manufaktur in der Puchstraße in Graz die Motive der einzelnen Produkte selbst auf. Nur Großaufträge lagert das Team an eine Druckerei in Graz aus.

Näherin Silvia Hauser an ihrem Arbeitsplatz, der Nähmaschine.
Näherin Silvia Hausmann an ihrem Arbeitsplatz in der Manufaktur in der Puchstraße. -Foto: Marie Miedl-Rissner

Jugend am Werk als Partner auf Augenhöhe

Seit 2010 kooperiert mapbagrag außerdem mit Jugend am Werk. Vier MitarbeiterInnen der gemeinnützigen Organisation kommen zweimal in der Woche mit dem Fachtrainer Andreas Bauer in die Manufaktur und helfen dort bei den Zuschnitten, beim Verpacken und beim Falten der Materialien. „Es ist sehr selten, dass die MitarbeiterInnen von Jugend am Werk bei Kooperationen in einer realen Arbeitssituation tätig sind. Die Vielfalt der Tätigkeiten ermöglicht den Leuten, sich auszuprobieren und zu entwickeln“, sagt Bauer. Bei einer höheren Auslastung arbeiten außerdem weitere MitarbeiterInnen in der eigenen Manufaktur von Jugend am Werk an den Produkten mit.

Die meisten Erwachsenen, die in der Manufaktur arbeiten, gelten eigentlich als arbeitsunfähig und müssten keinen Beruf ausüben. Laut Hazmuka finden jedoch viele der MitarbeiterInnen einen neuen Sinn in der handwerklichen Arbeit. „Es ist immer wieder schön zu sehen, wenn die Leute merken, dass sie gebraucht werden“, so Hazmuka.

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