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Die Nebel lichten sich: Das Rauchverbot im Annenviertel

in VIERTEL(ER)LEBEN von

Das allgemeine Rauchverbot lässt die Wirte im Annenviertel nicht kalt. Manche wittern durch das Verbot sogar neue Chancen, andere fürchten um ihre Existenz.

Von: Lukas Lorber und Marie Miedl-Rissner

Am letzten Abend im Oktober durften die Gäste im Café Lotte im Annenviertel-Bezirk Lend noch einmal kräftig zum Glimmstängel greifen – jedoch mit einem klaren Zeitlimit. Denn ab 0:00 Uhr trat das Rauchverbot in der Gastronomie in Kraft und somit war endgültig Schluss mit der Qualmerei.

Keine Angst vor Einbußen

Die Lotte ist eines von vielen Lokalen im Annenviertel, in denen bis zum Schluss geraucht wurde. „Wir wollen ein Raucherlokal sein solange es geht.“, erklärte einer der beiden Betreiber, Nik Palme. Dennoch blickt er optimistisch in die Zukunft:„Viele Nichtraucher freuen sich, dass sie wieder öfter kommen können“, erzählt Palme. Einzig der Zeitpunkt des Inkrafttretens hätte besser getaktet werden können. Jetzt  müssen die Wirte die Raucher in die Kälte schicken, was die Umstellung nicht gerade erleichtert. Trotz der unpassenden Zeit stellt sich der Ist-Zustand unproblematisch dar – Nichtraucher kommen jetzt vermehrt in die Lotte, die Raucher qualmen vor der Türe und der Lärmpegel hält sich in Grenzen.  Eine Sache stand für Nik Palme schon vorher fest: „Wenn die Leute nur wegen dem Rauchen zu uns kommen, haben wir etwas falsch gemacht.“

Der gleichen Ansicht ist auch der Inhaber von Running Horse und Scherbe Tomaž  Moschitz. Für ihn persönlich ist die Umstellung nicht ganz so schlimm, da die Scherbe bereits seit 2009 großteils rauchfrei ist. Im Running Horse hat die Belegschaft die Aschenbecher erst am ersten November weggeräumt. Hingewiesen wird vor dem Lokal mit einem Aushang. Moschitz  sieht Konfliktpotenzial aufgrund der Lage des Running Horse: „Die Situation wird sehr spannend aufgrund der unmittelbaren Nähe eines Hotels und eines Krankenhauses.“ Seine Bedenken bestätigten sich – bereits am ersten Abend beschwerte sich ein Nachbar gleich fünf Mal  wegen Lärmbelästigung.

Das Rauchverbot macht Tomaž Moschitz keine Sorgen.
Tomaž Moschitz sieht dem Rauchverbot optimistisch entgegen – Foto: Lukas Lorber

Gästezuwachs und Abschied zugleich

Im Foyer in der Annenstraße ist Lärm kein Thema : „Lärmbelästigung war in der Annenstraße noch nie ein Problem und meine Gäste sind sehr gesittet.“, meint Inhaber Christian Dobnik. Auch generell sieht er das Rauchverbot mittlerweile positiv. Er hat dadurch viele neue nichtrauchende Gäste gewonnen. Auch für die Raucher hat sich Dobnik etwas einfallen lassen: Für den Fall, dass es regnet, hat er einen überdachten Stehplatz eingerichtet – bei Kälte auch mit Heizstrahler.

Christian Dobnik spricht in seinem "Foyer" über das Rauchverbot.
Christian Dobnik darf nun auch Nichtraucher vermehrt im Foyer als Gäste begrüßen – Foto: Lukas Lorber

Ganz anders sieht die Welt nach dem Rauchverbot im Café Pucher in der Eggenberger Straße aus: „Die letzten Wochen waren Horror“, sagt die Wirtin Claudia Pucher. Denn rund 80 Prozent der Stammgäste des Cafés sind Raucher. “Viele haben sich bei uns verabschiedet – wenn sie nicht mehr rauchen dürfen kommen sie gar nicht mehr”, erzählt Pucher besorgt . Dennoch hofft die Wirtin, dass auch diese Gäste wieder zurückkehren. “Raucher sind sehr gesellig, sie bleiben nicht einfach daheim”, ist die Wirtin überzeugt. Positiv wird auch immer wieder genannt, dass das Rauchverbot für alle gilt und somit jeder gleichberechtigt ist. Die nächsten drei Monate will sich die Familie Pucher die Entwicklung ansehen und dann entscheiden, wie es mit dem Café weitergeht.

Während der Großteil  der Wirte im Annenviertel das Rauchverbot gelassen sieht, schaut die Lage für die Shisha-Bars jedoch sehr düster aus (die Annenpost berichtete). Für den Betreiber des Shisha Palace, Cem Yakut, hat das Rauchverbot verheerende Folgen. Der Umsatz sei massiv zurückgegangen. Er musste Angestellte kündigen, selbst Stammgäste bleiben aus. “Der Status ist so, dass ich bald zusperren muss”, sagt Yakut. Er selbst hätte sich eine längere Übergangszeit gewünscht für eine Umstellung des Geschäftsmodells – zumindest mehr Kommunikation mit der Politik wäre für ihn das Mindeste gewesen. “Seit 1. November fühle ich mich wie ein Krimineller im eigenen Lokal”, so Yakut.

 

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