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Sportlicher Überlebenskampf der HSG Graz

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Die HSG Graz kämpft gegen den Abstieg. Während die Spieler auf dem Feld den Klassenerhalt fixieren sollen, geht es für Klubobmann Michael Schweighofer um weit mehr als das sportliche Überleben.

Samstag. 19 Uhr. Schiedsrichter Christoph Hurich pfeift das Spiel zwischen der HSG Graz und Schwaz Handball Tirol an. Für beide Mannschaften geht es um alles. Bei einem Sieg lebt der Traum vom Viertelfinale, nach einer Niederlage würde der schwere Gang in die Relegation bevorstehen. Der Gast aus Tirol startet besser und geht sofort mit 5:2 in Führung. Die Grazer kämpfen und werfen alles in die Partie, doch so richtig scheint es heute nicht zu funktionieren. Ist der Druck schuld? Mit einem 8:11 geht es in die Pause. Noch ist alles möglich.

“Wir denken nicht über den Abstieg nach”, betont der Obmann der HSG. – Foto: Nikolaus Fink

Verbesserungspotential

Alles möglich. Das war wohl auch für Klubobmann Michael Schweighofer das Motto, als er mit dem HSG Graz in die Saison 2017/2018 startete. Das Ziel war, den Klassenerhalt zu schaffen und sich somit finanziell abzusichern. Nun kämpft man gegen den drohenden Abstieg, der wohl auch ein sinkendes Zuschauerinteresse zur Folge hätte. Dennoch befindet sich der Verein auch aufgrund des Wiederaufstiegs in der vergangenen Saison insgesamt auf einem guten Weg. „Wir arbeiten intensiv. Wenn ein besseres Umfeld geschaffen wird, könnte man noch viel mehr herausholen“, ist der Obmann überzeugt. Daher denkt die Klubführung über einen Umzug nach Jakomini nach: In naher Zukunft soll in der Hüttenbrennergasse eine neue Ballsporthalle entstehen. „Die Männermannschaft könnte dort spielen, während die Jugendteams in der ASKÖ-Halle bleiben würden. Wir haben schließlich Kooperationen mit fast allen Volksschulen in der Umgebung“, erläutert Schweighofer.

Steiniger Weg

Doch nicht nur der drohende Abstieg macht die Lage des Teams brisant: Auch die Abgänge der vergangenen Jahre aus Eggenberg zum HC Bruck, die bereits als Letzter feststehen und somit sicher in den entscheidenden Relegationsspielen warten, bereiten dem Obmann Kopfzerbrechen. Mit Thomas Zangl und Paul Offner laufen zwei Spieler in den Reihen der Brucker auf, die ihre Ausbildung bei der Grazer Handballspielgemeinschaft genossen. „Es tut schon ein bisschen weh, weil es zu wenige steirische Spieler bei uns gibt. Es hat Gespräche gegeben, aber ich habe es nicht geschafft, sie hierher zu bringen. Natürlich geht es da auch ums Geld, denn welcher Spieler fährt sonst jeden Tag in die Obersteiermark, wenn er wenige hundert Meter von der Halle entfernt wohnt?“, sagt Obmann Michael Schweighofer.

Am Beispiel von Zangl und Offner ist gut zu sehen, dass der Weg in den Profihandball durchaus möglich ist. Generell gestaltet sich der Übergang von den Nachwuchsteams zu den Profis aber als schwierig. Laut Schweighofer sei es zwar ein natürlicher Prozess, aber man brauche viel Arbeit, Talent und auch die Fähigkeit, auf Dinge verzichten zu können. „Das fängt damit an, dass man nicht mehr im August auf Urlaub fährt.“ Der Obmann würde diesen Schritt für die Handballer gerne erleichtern, betont aber, dass die Voraussetzungen dafür nicht gegeben seien. „Wir haben zu wenig Infrastruktur und zu wenig finanzielle Möglichkeiten. Daher können wir nicht so arbeiten, wie wir wollen“, klagt Schweighofer.

“Eggenberg war immer ein guter Handballboden”, meint Schweighofer. – Foto: Nikolaus Fink

Im Schatten des Fußballs

Dass Handball trotz der Bemühungen, den Sport weiter ins Rampenlicht zu rücken, nur selten den Weg in die Medien findet, ist für den Obmann der HSG Graz unerklärlich. „Vielleicht will man neben den Premium-Sportarten keinen anderen Sport aufkommen lassen. Handball führt im Vergleich zum Fußball und anderen Mannschaftssportarten ein völlig unberechtigtes Schattendasein.“ Trotz der Ausrichtung der Heim-Europameisterschaft im Jahr 2010 und der Erfolge des österreichischen Nationalteams – zuletzt qualifizierte es sich für die EM in Kroatien – blieb ein Boom bisher aus. „Hoffentlich ändert sich das 2020“, meint Schweighofer. Auch in diesem Jahr wird Österreich wieder Mitveranstalter einer EM-Endrunde sein.

Schweighofer erwartet gegen den HC Bruck eine Schlacht um den Klassenerhalt. – Foto: Olaf Hemsen

Es geht gegen den Abstieg

Doch zunächst liegt der Fokus des Klubvorsitzenden auf der Begegnung gegen Schwaz. Die Hausherren können zu Beginn der zweiten Hälfte zum 14:14 ausgleichen. Die Menge in der beinahe ausverkauften ASKÖ-Halle tobt. Hoffnung. Diese wird jedoch jäh zerstört. Die Tiroler erzielen fünf Treffer in Folge und ziehen auf 19:14 davon. Von diesem Rückschlag können sich die Grazer nicht mehr erholen. Die Begegnung endet mit 22:26. Ernüchterung. Die HSG Graz muss in die Relegation: Gegen den HC Bruck müssen zwei von drei Spielen gewonnen werden, ansonsten ist der Abstieg in die zweite Spielklasse besiegelt. Am 28. April startet die Relegation mit einem Heimspiel für die Grazer, danach geht es am 5. Mai nach Bruck/Mur. Steht es nach diesen beiden Begegnungen 1:1, wird ein erneutes Aufeinandertreffen in der ASKÖ-Halle am 12. Mai über Klassenerhalt oder Abstieg entscheiden. „Wir müssen schauen, dass wir in der Serie 1:0 in Führung gehen“, unterstreicht Schweighofer die Bedeutung der Auftaktpartie. Dazu bedarf es laut des Obmanns tatkräftiger Mitwirkung des Publikums : „Wer in der nächsten Saison erstklassigen Handball in Graz sehen will, soll in die Halle gehen und die Mannschaft unterstützen.“

Infobox
Die Relegation findet im Format Best of three statt.

28. April 2018: HSG Graz : HC Bruck

05. Mai 2018: HC Bruck : HSG Graz

bei Bedarf:
12. Mai 2018: HSG Graz : HC Bruck

Spielort für die Heimspiele ist die ASKÖ-Halle. Die genauen Uhrzeiten standen zum Zeitpunkt der Veröffentlichung noch nicht fest. Diese werden im Laufe der nächsten Tage auf der Homepage der HSG und auf Facebook bekannt gegeben.

*Titelbild: EXPA / Sebastian Pucher

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