Lesezeit: 3 Minuten, 51 Sekunden

Gehören Shisha-Bars bald der Vergangenheit an?

in POLITIK & WIRTSCHAFT von

Seit einigen Jahren gibt es einen Boom an Shisha-Bars in Österreich. Doch mit dem neuen Tabakgesetz, das im Mai 2018 in Kraft tritt, wird auch ein Verbot für das Rauchen von Wasserpfeifen eingeführt. Das würde auch das Aus für das Shisha Palace am Griesplatz bedeuten.

„Wenn das Verbot kommt, müssen wir zusperren.“ Cem Yakut, Betreiber des Shisha Palace Graz, ist einer von vielen, der von der neuen Regelung betroffen ist. Der gebürtige Türke kam 1996 nach Österreich und studierte in Leoben Kunststofftechnik. 2009 übernahm er das Lokal am Griesplatz und vor drei Jahren hat er das Shisha Palace eröffnet. Sechs MitarbeiterInnen sind bei ihm angestellt. Zudem besitzt er ein zweites Lokal, das Shisha Palace in Klagenfurt, wo er ebenfalls sechs Angestellte beschäftigt. „Diese Leute wären dann alle arbeitslos.“

Im Juli 2015 wurde das neue Tabakgesetz von ÖVP, SPÖ und den Grünen beschlossen. Es soll absolutes Rauchverbot in Lokalen herrschen. Zudem sind Wasserpfeifen und E-Zigaretten in das Verbot integriert. Den Shisha-Bars wird somit jegliche Geschäftsgrundlage entzogen.

„Wir sind schockiert. Wir sind nicht wie andere Lokale. Wir sind ein Shisha-Lokal und wir leben davon, dass unsere Gäste kommen, um Shisha zu rauchen.“ Der Griesplatz ist für Yakut der perfekte Ort für sein Lokal. Er hat bereits viele Stammgäste, die ein- bis zweimal pro Woche vorbeikommen. Manche von ihnen besuchen die Bar sogar täglich. Die Reaktionen seiner Gäste auf das geplante Rauchverbot fallen alle negativ aus. „Die Leute fragen uns, wo sie dann stattdessen hingehen sollen. Sie sind sehr traurig und enttäuscht.“

 

Seit 2014 hat das Shisha Palace am Griesplatz viele Stammgäste dazugewonnen und ist eines der wenigen Lokale, das hier noch regelmäßig besucht wird – Foto: Hannah Maier

„Hoffnung ist noch da“

Cem Yakut möchte sein Lokal nicht einfach aufgeben und organisierte deshalb eine Unterschriften-Petition gegen das Rauchverbot. Über 6000 Unterschriften hat er bereits gesammelt. Einige andere Shisha-Bars unterstützen diese Petition, etwa die wunderBar und das Le Lion in Graz, aber auch zahlreiche Shisha-Lokale in Wien, Salzburg und Klagenfurt. „Wir hoffen, dass wir die Politiker zum Umdenken bewegen können, wenn wir eine gewissen Anzahl an Unterschriften erreichen.“

Auch Rassan al-Helwani besitzt noch etwas Hoffnung, dass das Rauchverbot nicht eingeführt wird. Im Ali Baba Grill&Bar, einem syrischen Restaurant, das vor Kurzem in der Annenstraße eröffnete, bietet er in einem abgetrennten Raucherbereich Shishas an. Von dem geplanten Rauchverbot hält er nicht viel. „Immerhin habe ich noch das Restaurant. Ich muss also nicht komplett zusperren. Die Shisha-Bars allerdings trifft es wirklich hart. Noch bin ich positiv, dass das Verbot nicht kommt.“

Hoffnung in die Politik?

Für Yakut sind die Entscheidungen der österreichischen PolitikerInnen nicht nachvollziehbar. „Ich weiß nicht, was das Ziel ist. Wieso schließen sie nicht die Tabakfabriken sondern stattdessen unsere Shisha-Lokale? Marihuana wollen sie legalisieren, aber ein absolutes Rauchverbot muss eingeführt werden?“

Er würde sich wünschen, dass PolitikerInnen die Wünsche und Sorgen der BürgerInnen ernster nehmen. „Man sollte berücksichtigen, wie vielen Menschen die Existenz genommen wird und wie viele arbeitslos werden.“ Derzeit gäbe es in Österreich rund 500 Shisha-Lokale. 10.000 Arbeitsplätze seien bedroht, schätzt er.

Seitens der NEOS und der FPÖ gibt es bereits seit längerem Forderungen für eine Ausnahmeregelung, wie sie etwa in Deutschland und Belgien erfolgt ist. Dort ist das Rauchen von nicht-nikotinhaltigen Wasserpfeifen erlaubt. Niko Swatek, seit Mai Landessprecher der NEOS Steiermark, fordert eine Ausnahme für Shisha-Lokale vom allgemeinen Rauchverbot. Bei der Abstimmung im Grazer Gemeinderat vor zwei Wochen kam es zu einer Stimmengleichheit. Die Petition an den Bund erhielt somit keine Mehrheit.

Er möchte aber unbedingt an diesem Thema dran bleiben. „Jeder Arbeitsplatz, der durch ein undurchdachtes Gesetz verloren geht, ist einer zuviel.“ Derzeit kümmert er sich darum, seine Forderungen in ganz Österreich bekannt zu machen und ist daher im Austausch mit Gemeinderäten und mehreren Landtagsabgeordneten. Es sei wichtig, auf allen Ebenen Druck auf die zukünftige Regierung auszuüben. Ob es jetzt als PolitikerIn mittels Anträgen sei oder indem man als BürgerIn die Petition des Shisha Palace unterstütze.

„Wer mit 16 Jahren wählen darf, ist in meinen Augen auch reif genug zu entscheiden, ob er rauchen möchte oder nicht.“ Viele Jugendliche beginnen vor dem 16. Lebensjahr zu rauchen. Das Verbot von Shisha-Lokalen würde keinen Jugendlichen davon abhalten, eine Shisha zu konsumieren. Das könne man zu Hause oder bei Freunden immer noch. Man müsste hier stärker mit Prävention in den Schulen ansetzen, so Swatek. „Den Arbeitnehmerschutz darf man bei dieser Debatte natürlich nicht vergessen, jedoch nützt es niemandem wenn Arbeitsplätze verloren gehen.“ Er ist daher für eine Gefahrenzulage für ArbeitnehmerInnen in der Gastronomie, wenn sie bei der Arbeit Rauch ausgesetzt sind.

 

Cem Yakut: „Rauchen ist schädlich, aber Arbeitslosigkeit ist auch schädlich.“– Foto: Hannah Maier

Shisha-Bar als sozialer Treffpunkt

Yakut kennt die Vorurteile, die gegenüber Shisha-Bars herrschen: Rauchen sei ungesund und in Shisha-Bars würden sich nur AusländerInnen treffen. Er sieht sein Shisha-Lokal aber als „Sammelstelle“, als Treffpunkt für Menschen jeden Alters und jeder Kultur. Besonders viele Jugendliche kommen ins Lokal um zu reden und sich auszutauschen. Sie pflegen hier Freundschaften. Manche von den jungen Gästen kommen sogar zum Lernen hierher und erledigen ihre Hausaufgaben gemeinsam. Yakut streitet nicht ab, dass das Rauchen von Wasserpfeifen ungesund ist, aber er würde sich wünschen, dass es den BürgerInnen selbst überlassen werden würde, ob sie rauchen oder nicht. „Die Menschen sollen selber entscheiden, was sie wollen und was sie nicht wollen. Es gibt wesentlich wichtigere Dinge, um die sich die Politik kümmern sollte, zum Beispiel um die steigende Kriminalität, Drogen oder die Flüchtlingskrise.“

liest für ihr Leben gerne (unter anderem auch den "Kitsch" von Nicholas Sparks) und würde am liebsten jede Katze adoptieren, die ihr über den Weg läuft.

Loading Facebook Comments ...

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published.

*

2 + 16 =

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Das letzte von

Gehe zu Nach oben