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Hofbauermarkt: Wie ein Abriss ein Denkmal rettet

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Die Markthalle am Eggenberger Hofbauerplatz ist nicht nur der wichtigste Bauernmarkt im Grazer Westen, sondern auch ein baukulturelles Denkmal der sogenannten Grazer Schule. Stadt und Denkmalamt gehen jetzt gemeinsam neue Wege, um das desolate Bauwerk zu retten.

Ein kalter Mittwochmorgen im Jänner. Der Eggenberger Bauernmarkt wirkt so, als wäre er noch im Winterschlaf. Eine Hand voll Besucher:innen schlendern durch die Gänge und begutachten das regionale Sortiment. Familie Kollmann aus Premstätten verkauft schon seit Jahren ihre selbstgemachten Sirupe und Seifen unter dem dunklen Dach der Eggenberger Markthalle. Doch man benötigt kein geschultes Auge, um festzustellen, dass diese ihre besten Jahre weit hinter sich hat. „Man muss einfach sagen, dass die Halle schon lange baufällig ist. Wenn die Stadt nicht bald etwas macht, denke ich nicht, dass wir noch lange hier stehen werden“, beklagt sich Hannes Kollmann.

Unter dem dunklen Hallendach – Foto: Tobias Jaritz

Ein besonderes Denkmal der Grazer Schule

Bereits im März letzten Jahres machte die Kleine Zeitung auf das Problem aufmerksam. Schon damals war die Stadt Graz in Kontakt mit dem Bundesdenkmalamt. Die 1972 nach Plänen von Franz Forstlechner erbaute Markthalle ist ein besonderes Denkmal der Grazer Schule. „Die Grazer Schule ist eine immer wieder neu interpretierte Bezeichnung für die Grazer Architekturszene seit den frühen 1960er Jahren“, erklärt Markus Bogensberger, Geschäftsführer des Vereins BauKultur Steiermark. Andere charakteristische Bauten aus unterschiedlichen “Generationen“ der Grazer Schule sind beispielsweise der Mehrzwecksaal der Schulschwestern (Günther Domenig & Eilfried Huth, 1974-1979) oder die Gewächshäuser des Botanischen Gartens der Uni Graz (Volker Giencke, 1982-1995).

Viele dieser Gebäude kommen nun in die Jahre und werden davon bedroht, abgerissen oder nicht ihrer architektonischen Qualität entsprechend saniert zu werden.“ Bei der Markthalle am Hofbauerplatz sei es nun aber höchste Zeit, eine Sanierung vorzunehmen. Deshalb zeigt sich Bogensberger erfreut, dass das jetzt endlich geplant wird. „Der Hofbauermarkt ist ein charakteristisches Gebäude, das allerdings wenig beachtet wurde. Erst in den vergangenen Jahren wird es wahrgenommen und gegenwärtig diskutiert.“

Neue Wege im Denkmalschutz

„Wir gehen gemeinsam mit dem Denkmalamt einen neuen Weg“, verkündete Vizebürgermeisterin Judith Schwentner bei einer Pressekonferenz vor einigen Tagen. Im Ausblick auf ihre Projekte für das Jahr 2024 nimmt die Markthalle am Hofbauerplatz einen wichtigen Platz ein. „Das Bauwerk ist so sehr in die Jahre gekommen, dass es mittlerweile extrem baufällig ist. Deshalb müssen wir jetzt handeln und die Halle rasch sanieren.“

Mit dem Abriss und anschließendem Neubau betreten die Stadt und das Bundesdenkmalamt gemeinsam neues Terrain. Ein bis zwei der alten Träger müssen jedoch stehen gelassen werden, um garantieren zu können, dass ein Neubau automatisch wieder unter Denkmalschutz gestellt würde. Neue und bessere Materialien sowie eine präzise Planung des Projekts sollen verhindern, dass die neue Markthalle in 50 Jahren erneut abgerissen und neu aufgebaut werden muss.

Die Vizebürgermeisterin verkündet ihre Pläne für den Hofbauermarkt – Foto: Bernhard Hofbauer

Ein Projekt für die Zukunft

Die Stadt will die Chance nutzen und im Zuge der Neuerrichtung semitransparente PV-Module am neuen Hallendach anbringen. Aber nicht nur die Halle soll in neuem Glanz erstrahlen, sondern auch der Platz selbst. Zwischen Abriss und Neubau wird die Platzoberfläche saniert. Das Pflanzen von Bäumen und eine damit hergehende Begrünung des Umfelds darf natürlich nicht fehlen.

Bis das alles umgesetzt ist, ist aber noch Geduld gefragt. Durch langwierige Materialanalysen sowie Prüfungen mit dem Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport über mögliche Förderungen erstreckt sich die Planungsphase über das gesamte Jahr 2024. Die Umsetzung des Projekts ist dann erst für das Jahr 2025 geplant.

Damit die Grazerinnen und Grazer während der Bauphase nicht auf den beliebten Markt für regionale Produkte verzichten müssen, ist ein Backup geplant. Als Vorbild dient der Bauernmarkt am Kaiser-Franz-Joseph-Platz, der während des Umbaus vor die Oper verlegt wurde.

 

Informationen zur Grazer Schule

Weitere Informationen zur Grazer Schule stellen gat.news sowie Günther Domenig zur Verfügung.

 

Titelbild: Der Kran gibt Ausblick auf das Schicksal der desolaten Halle – Foto: Tobias Jaritz

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