Kebap-Teller im neuen Kebaphaus "Brothers Kebap"
Eine Kebaplatte im Kebaphaus "Brothers Kebap"

„Immer nur der gleiche Kebap“

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Im Annenviertel gibt es viele Kebap-Läden, in den meisten ist das Produktangebot sehr ähnlich. Warum das für das neue „Brothers Kebap“ am Esperantoplatz und „Halici“ am Roseggerhaus dennoch funktioniert.

Von Cheyenne Schröfl und Veronica Schulz

Im „Halici“ Kebaphaus in der Volksgartenstraße, gleich ums Eck vom Roseggerhaus, treffen wir den Besitzer Mehmet Ali Kuzucu. Was wir wissen wollen: Warum gibt es in Graz kaum Unterschiede im Kebap-Angebot? Mehmet Kuzucu bittet uns in des Hinterzimmer seines Lokals, das auf den ersten Blick wie eine alte Gaststube wirkt. Zwei Männer sitzen da  und bestellen die nächste Runde Bier. „Und ihr trinkt auch eines?“, fragt uns einer – wir verneinen. Sie seien Stammgäste im „Halici“, sagen sie.

„Der Kunde will, dass ich es mache”

Der 41-Jährige Mehmet Ali Kuzucu steht mittlerweile seit 16 Jahren hinter dem Tresen. Zuvor hatte er einen Lebensmittelmarkt. „Hier in der Nähe“, erzählt er. „Für mich ist das keine Arbeit, sondern ein Hobby.“ Er lebt vor allem von der Stammkundschaft, Laufkund:innen würden immer weniger, erklärt er. Über die Sommermonate ziehe es jedoch immer wieder Tourist:innen in die Gegend. Der Besitzer sieht einen klaren Vorteil am Standort seiner Wahl: „Es funktioniert, weil wir direkt neben der Bushaltestelle sind. Schwierig ist es überall, hier ein bisschen weniger.“

Besitzer Mehmet Ali Kuzucu in seinem Kebap-Restaurant
Besitzer Mehmet Ali Kuzucu sieht seine Arbeit als Vergnügen – Cheyenne Schröfl

Der Besitzer erzählt uns ehrlich, dass es „so gut wie keine“ Unterschiede zwischen den Produkten der verschiedenen Kebab-Läden gäbe. 80 bis 90 Prozent der Lokale in Graz hätten genau dasselbe Produkt. Es zähle nämlich nicht unbedingt der Geschmack, sondern vielmehr das Gesicht hinter dem Tresen. „Gleiches Produkt, gleiches Fleisch, gleiche Soße. Aber trotzdem will der Kunde, dass ich es mache“, sagt Mehmet grinsend.

Kein Raum für Innovation

Innovationen treiben die Wirtschaft an, doch eine Branche scheint davon seltsam unberührt: das Kebap-Geschäft. Während in anderen Städten, besonders in Wien, immer wieder neue Variationen und Konzepte ausprobiert werden, bleibt man in Graz eher konservativ. Die Preise sind stabil, und Produktinnovationen selten – hier gilt: Alt bewährt sich besser.

Zudem seien Innovationen mit hohen Kosten verbunden, ein Luxus, den sich „Halici“ kaum zu leisten vermag. Es gäbe zwar Ideen für zukünftige Projekte, wie diese aussehen, will uns der Besitzer jedoch nicht verraten. Das Geschäft läuft nämlich auch so. Auf die Frage, ob man sich bemühe, sich durch Besonderheiten von der Konkurrenz abzuheben, antwortet er klar: „Nein, das ist schwierig. Die Leute wollen den Kebab – immer nur den gleichen Kebab.“

Das Auge isst mit

Etwas Innovation findet man bei „Brothers Kebab“ in der Annenstraße 44. Die beiden Brüder haben ihre Türen das erste Mal vor rund vier Monaten geöffnet, erklärt uns einer der beiden Besitzer, Abdullah Yetkin. Früher war hier am Esperantoplatz das Gasthaus Postl. Der 28-Jährige Yetkin zog vor sechs Jahren aus der Türkei nach Österreich, sein Bruder kam drei Jahre später nach. Ihr erster Job führte sie in den Kebab-Laden „Best Food Grill”, nahe dem Hauptbahnhof. Doch ein reines Angestelltenverhältnis kam für die beiden auf Dauer nicht in Frage.

Abdullah Yetkin betrachtet grinsend seine Kebabplatte
Abdullah Yetkin betrachtet grinsend seine Kebabplatte – Cheyenne Schröfl

Im Sinne eines Familienprojekts starteten die zwei Brüder ihr eigenes Business und wollten ihrem Imbiss einen modernen Touch geben. Glänzende Tresen, viele grüne Pflanzen, Leuchtreklamen und ein Zusammenspiel aus hellem Holz und mattschwarzen Details machen das Lokal aus. „Die Leute wollen etwas Modernes, wir bieten es“, sagt Abdullah. Das Konzept funktioniere, vor allem bei der jüngeren Generation.

Doch nicht nur die Einrichtung hebt sich von der Konkurrenz ab, sondern auch die Speisekarte. Neben den klassischen Kebab-Gerichten – von Falafel über Huhn bis Rind – finden sich dort auch vielfältige Salate, Burger und eine unerwartete Besonderheit: ein Schnitzel. Und knüpft so ein wenig an die Tradition des früheren Gasthauses Postl an.

Geschmackliche Unterschiede zum „Halici“ Kebab lassen sich jedoch nicht feststellen – auch das Fleisch unterscheidet sich nicht. „Jeder hier in Graz bezieht das gleiche“, erklärt er uns. Derman Döner, der unter dem Dach der Karaoglan Group agiert, ist im Raum Graz der einzige Großhändler für Kebapfleisch. Auf Anfrage für ein Statement reagiert das Unternehmen zunächst zögerlich. Man teilte mit, die Interviewfragen prüfen zu wollen und anschließend zu entscheiden, ob eine Stellungnahme im Interesse des Großhändlers sei. Rückmeldung gab es jedoch keine, auch auf eine schriftliche Nachfrage blieb die Antwort aus.

Für Abdullah Yetkin liegt jedenfalls die Stärke seines Produktes weniger im Fleisch, sondern eher in der Art und Weise der Zubereitung. Selbst gebackenes Brot und frische Zutaten seien für ihn selbstverständlich: „Wenn man es mit Liebe macht, dann kommen die Kunden immer gerne.”

 

Titelbild: Ein Kebapteller. – Foto: Cheyenne Schröfl

Geboren wurde ich 2004. Ich habe den Großteil meines Lebens in Weiz gewohnt und in Feldbach maturiert. Seit 2024 bin ich Teil des Journalismus und PR-Lehrgangs an der FH Joanneum.

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