Das FIVESTONES-Zentrum in der Babenbergerstraße von außen.

Verein FIVE STONES Graz: „Eine kleine Demokratie“

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Der Verein FIVE STONES setzt sich für Integration und Dialog der afghanischen Community in Graz ein. Obmann Jakob Gholami erklärt uns, was der Verein für die afghanische Community macht, woraus ihre Zukunftspläne bestehen und wie der Verein den Menschen noch mehr helfen könnte. 

 

Am Boden liegen Teppiche, daneben befinden sich Polster mit ähnlichen Mustern. Auf den Regalen stehen Kinderbücher, Erinnerungsstücke und Prospekte der Stadt Graz. Die Glaswand ist von Vorhängen bedeckt, die offene Türe erhellt den Raum. Doch das Erste, was man bemerkt, wenn man das FIVESTONES-Zentrum in der Babenbergerstraße betritt, ist ein Drachen – „ein wichtiges Markenzeichen der afghanischen Kultur”, wie es jemand beschreibt, der sich für afghanisches Kulturgut in Graz einsetzt: Jakob Gholami.

Ein Flugdrachen auf einer Wand mit der Aufschrift "FIVE STONES - Feeding the good wolf"
Der Drachen an der Wand im FIVESTONES-Zentrum. – Foto: Vasily Muravyev

Was macht FIVE STONES?

Gholami begrüßt uns in den Vereinsräumlichkeiten. Auf die Bitte, sich selbst in einem Satz zu beschreiben, antwortet er: „Ich bin schon verheiratet, habe zwei Kinder und arbeite als Pflegeassistent im Krankenhaus.” In Österreich ist er seit 2007, also bald 18 Jahre. Erst am Ende des Satzes erzählt er von seiner Position: Seit April des Vorjahres ist er Obmann des Vereins. „Als ich nach Österreich als Flüchtling gekommen bin, habe ich nichts gehabt, keine Freunde, keine Sprache”, erzählt Gholami. Jetzt will er Personen in der gleichen Position, wie er es damals gewesen ist, helfen. Während der Flüchtlingswelle 2015 hat er sich zum ersten Mal als Dolmetscher für Menschen mit Fluchthintergrund eingesetzt: „Da habe ich so viel positive Energie gekriegt, dass ich mir gedacht habe: Ich will noch mehr helfen.” Ab dem Punkt war er bei verschiedenen Vereinen wie der Caritas ehrenamtlich tätig – bis er schließlich das Amt als Obmann bei FIVE STONES übernahm. Zu seinen wichtigsten Aufgaben gehören laut seiner Aussage die Koordination, die Arbeitsteilung und das Beantworten von Fragen und Anliegen. „Ich bin auch für das Planen und Organisieren von Projekten zuständig”, sagt er.

Hilfe und Unterhaltung

Und da gibt es genug zu tun. FIVE STONES organisiert für die afghanische Community sowohl Feste und Events als auch Fortbildungen, die den Teilnehmer:innen in ihrem zukünftigen Leben weiterhelfen können. Bei den Festen, wie beispielsweise der Feier zur Yalda-Nacht, erscheinen mehrere Hundert Personen – und nicht nur Menschen mit afghanischen Wurzeln sind willkommen. „Der kulturelle Austausch ist sehr wichtig für den Verein”, erklärt Gholami. Darüber hinaus gibt es auch Kurse für Sprachen wie Farsi oder auch Computerkurse, um die Weiterbildung der afghanischen Gemeinschaft zu fördern. Besonders wichtig sind für Gholami aber die Projekte für Frauen und Kinder. Aus einem einfachen Grund: „Bei uns in Afghanistan hat sich gerade die Situation von Frauen drastisch verschlechtert, zum Beispiel können Mädchen nicht mehr in die Schule gehen. In Österreich können sich Frauen gleich gut behandelt fühlen wie Männer.” FIVE STONES bietet für Frauen beispielsweise Frauentreffen, während Kinder an Ausflügen ins Schwimmbad oder Kino teilnehmen können. „Bei den Kindern bin ich besonders stolz darauf, dass sie hier die Gelegenheit haben, etwas über afghanische Kultur zu lernen”, fügt er hinzu. Das nächste große Event soll eine Feier zum Nouruz-Fest sein, einem Feiertag zur „Ehre des Frühlingsbeginns.” Gholami hofft, eine größere Halle mieten zu können, um so viele Gäste aufnehmen zu können wie möglich.

Ein Foto von Jakob Gholami, dem Obmann des Kulturvereins FIVE STONES.
Jakob Gholami, Obmann des Kulturvereins FIVE STONES. – Foto: Vasily Muravyev

„Eine kleine Demokratie“

Ich sage immer, die Struktur des Vereins ist wie eine kleine Demokratie“, erzählt er. Auch das ist anders als in seinem Heimatland – dort herrschen schon jahrelang autoritäre Regime. Wenn ein Vorstand oder eine andere Person in einer bestimmten Position zurücktritt, können sich – wie bei anderen eingetragenen Vereinen in Österreich auch üblich – Mitglieder des Vereins aufstellen lassen. Falls mehrere kandidieren, wird bei der Generalversammlung gewählt. Bei dieser jährlichen Versammlung finden auch Abrechnungen an die Mitglieder statt, bei denen für die Mitglieder zusammengefasst wird, was der Verein im Laufe des Jahres gemacht hat und der Vorstand stellt neue Projekte vor. Dabei können Anwesende auch eigene Ideen vorschlagen und die neuen Pläne bewerten.

Doch so gut die Struktur ist, kennt der Verein auch Herausforderungen. „Es ist ein ehrenamtlicher Verein, es gibt immer Herausforderungen”, sagt Gholami, der wie alle anderen im Verein ehrenamtlich arbeitet. Er hofft, dass vielleicht eines Tages FIVE STONES auch fest angestellte Mitarbeiter:innen haben wird, um sich noch stärker für die Community einsetzen zu können.

Titelbild: Das FIVESTONES-Zentrum von außen. – Foto: Vasily Muravyev

Geboren im Jahre 2005 in Moskau, habe ich den größten Teil meines Lebens in Graz verbracht. Nach meiner Matura 2024 habe ich keine Zeit verschwendet und mit meinem Studium an der FH Joanneum begonnen.

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