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Mit Zivilcourage gegen Gewalt an Frauen

in SOZIALES von

In der Steiermark wurden dieses Jahr bereits elf Frauen ermordet. Wie wichtig Prävention, Information und Reaktion sind, daran erinnerte die Demonstration gegen Gewalt an Frauen am 25. November in Graz.

„Tu was, bevor es passiert“: Unter diesem Zeichen stand der Gedenkmarsch, der am 25. November vom Frauenservice in Zusammenarbeit mit dem Kunsthaus Graz und jungen Künstlerinnen veranstaltet wurde. An diesem internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen gedachten etwa 100 Menschen der Frauen, die in den vergangenen drei Jahren in Österreich von Männern aus ihrem Lebensumfeld ermordet wurden. In diesem Jahr wurden bereits 26 Frauen von ihrem (Ex-)Partner getötet, elf davon in der Steiermark. Jede dritte Frau in Österreich wird im Laufe ihres Lebens Opfer von körperlicher oder sexueller Gewalt. Die Demonstration stand auch am Beginn der Aktion „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“. Bis zum 10. Dezember, dem internationalen Tag der Menschenrechte, der weltweit auf Gewalt gegen Frauen hinweist und Bewusstsein schafft.

Um 15.30Uhr begann der Marsch vor der Frauenservicestelle am Lendplatz. Die Teilnehmenden trugen schwarze Frauen-Silhouetten, die 2022 in Zusammenarbeit mit der HLW Schrödinger gefertigt wurden und Kerzen mit der Aufschrift des Todestages jeder ermordeten Frau. Vor dem Kunsthaus wurde dann die Lichtinstallation auf der BIX-Fassade in Betrieb genommen. Diese zeigt das Sterbedatum, das Alter sowie den Todesort der Opfer aller Femizide der letzten drei Jahre und erinnert bis zum 10. Dezember an die verstorbenen Frauen. Die Anwesenden zündeten Kerzen an, anschließend standen die Mitarbeiterinnen des Frauenservice für Gespräche und Fragen bereit.

Die Kerzen vor dem Kunsthaus Graz gedenken der Opfer – Foto: Lara Höller

 

Prävenieren und informieren

Der Marsch stand vor allem im Zeichen der Gewaltprävention und -information. „Es ist wichtig, das Thema zu enttabuisieren. Klar machen: Das ist nicht normal, Frauen müssen sich nicht damit abfinden.“ Erste Anzeichen von Gewalt in Partnerschaften sieht Barbara Scherer in Kontrollversuchen. Die Juristin und Mediatorin beim Frauenservice erläutert im Gespräch: „Eifersüchtiges Verhalten, zum Beispiel wenn der Partner den Standort am Handy überprüfen will, das sind meist die Anfänge.“ Betroffene Frauen würden konstant gedemütigt und manipuliert. „Angst ist ein erstes Indiz. Wenn ich Angst vor meinem Partner habe, dann stimmt etwas nicht. Auf das Bauchgefühl zu vertrauen ist ganz wichtig“, so die Juristin Petra Leschanz. Sie bietet Frauen, die sich beim Frauenservice melden, Rechtsberatung. Dort sind auch Soziologinnen und Psychologinnen damit beschäftigt, eine Lösung für und mit den Frauen zu finden.

Der Gedenkmarsch durch Graz – Foto: Lara Höller

 

Sich Hilfe suchen

Edith Abawe, interkulturelle Sozialberaterin, berichtet im Gespräch von den Problemen, denen speziell Frauen mit Migrationshintergrund in Gewaltbeziehungen gegenüberstehen: „Sie haben vor allem große Angst. Die Täter reden den Frauen ein, dass sie ohne sie hilflos sind. Häufig haben diese Frauen keinen Job und Angst vor der Polizei. Sie sind vom Mann abhängig und bleiben so teilweise jahrelang in Gewaltsituationen.“ 

Auch Petra Leschanz spricht von Manipulation: „Ich habe eine Frau kennengelernt, die sich nicht mehr getraut hat, das Licht zu Hause einzuschalten, weil ihr Mann es ihr verboten hat.“ Viele Frauen suchen sich aus Angst keine Hilfe, der Großteil der Opfer der Femizide in diesem Jahr hatte zuvor keinen Kontakt mit einem Gewaltschutzzentrum.

Auf den Kerzen stehen Todestage, Orte und Namen der Opfer – Foto: Lara Höller

 

Lernen, zu helfen 

Leschanz ist auch Koordinatorin der Zivilcouragetrainings. Ziel ist es, jenen, die von Gewalt betroffenen Freundinnen, Nachbarinnen, Kolleginnen und Verwandten unterstützen möchten, zu helfen. „Wir sind auch immer wieder positiv überrascht, wie viele verschiedene Menschen Zivilcourage zeigen und helfen möchten. Das sind Personen aus unterschiedlichsten Altersgruppen, bei der letzten Veranstaltung waren Frauen von 20 bis 70 Jahren“, erzählt Petra Leschanz begeistert. „Ich glaube, das Bedürfnis zu helfen hat jeder Mensch verinnerlicht. Wir zeigen ihnen, wie das wirksam funktioniert.“ Wer Betroffene unterstützen möchte, kann sich zu diesen Zivilcouragetrainings beim Frauenservice melden. 

 

Steirische Frauen- und Mädchenberatungsstellen
Frauenservice Graz: office@frauenservice.at
Mafalda Graz: office@mafalda.at
Akzente Deutschlandsberg: office@akzente.or.at
Weitblick Vasoldsberg und Gratwein: office@verein-weitblick.at
Frauen- und Mädchenberatung Fürstenfeld: office@frauenberatung-hf.at
Freiraum Leibnitz: office@verein-freiraum.at
Frauen- und Mädchenberatung Leoben: frauenberatung@rdk-stmk.at
Philomena Liezen: philomena@psn.or.at
Novum Murau und Murtal: office@novum.co.at
Innova Feldbach, Mureck und Weiz: office@innova.or.at
Akzente Voitsberg: office@akzente.or.at

 

Titelbild: Der Gedenkmarsch am 25.11.2023 – Foto: Lara Höller









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