Omar und Biradost bei den letzten Vorbereitungen
Lesezeit: 3 Minuten, 20 Sekunden

Omars Küchenkabarett: Tischgespräche mit Würze

in KULTUR von

Mit dem Küchenkabarett schafft es Omar Khir Alanam, kulturelle Brücken zwischen den Menschen zu bauen. Dabei verbindet er das Kochen mit seinem Beruf als Autor und Workshopleiter.

In der Küche herrscht noch hektischer Betrieb und die letzten Gerichte werden liebevoll zubereitet. Im Raum verbreitet sich der Duft arabischen Essens. Omar versucht, die Deko zu perfektionieren, und schaut dabei immer wieder auf die Uhr. Alles ist bereit für das zweite Küchenkabarett, das diesmal in der Griesgasse stattfindet, in einer der Mietküchen von heidenspass, einem sozialen Arbeitsprojekt. “Ich liebe es zu kochen und versuche, es mit meiner Kunst zu verbinden”, sagt Omar, der 2014 aus Syrien nach Österreich geflüchtet ist und sich seither einen Namen als Poetry Slammer und Autor gemacht hat.

Kulinarische Vielfalt

Beim Küchenkabarett kocht Omar Khir Alanam für seine Gäste und verbindet das Essen mit Geschichten. Mit einem herkömmlichen Kabarettprogramm hat das nichts zu tun. Omar tischt an diesem Abend eine Vielzahl von Gerichten auf, die von der syrischen Küche beeinflusst sind. Es gibt Shawarma, ein arabisches Fleischgericht, ähnlich einem Kebap, zu dem Omar Fatteh, geröstete Fladenbrotstücke mit Jogurt und Kichererbsen, aber auch Falafel und Hummus serviert. Alles selbstgemacht. Omar kocht die Gerichte, so wie er sie kennt, nach Gefühl. Gelernt hat er es nicht. „Das Kochen ist wie die Liebe eine Gefühlssache“, erklärt er im Gespräch, bevor die ersten Gäste eintrudeln. Jedes dieser Gerichte erzählt eine Geschichte. „Fatteh haben wir immer Freitags gegessen“, sagt Omar. Der Freitag ist im überwiegend muslimischen Syrien ein Ruhetag. Bevor er sich selbst an den Tisch setzt, erklärt er genau, wie die Gerichte heißen und aus welchen Zutaten sie bestehen. Während des Essens entstehen dann gemeinsame Gespräche und Geschichten und Erlebnisse werden ausgetauscht.

Reichlich gedeckter Tisch
Angeregte Gespräche bei reich gedecktem Tisch – Foto: Fabian Rostek

Familienessen unter Fremden

Omar hat das Küchenkabarett vor allem als Ort des Austausches konzipiert. Viele der Besucher:innen kommen, weil sie Bücher von Omar gelesen oder seine Lesungen, die er in ganz Österreich hält, besucht haben. „Sie haben das Gefühl, sie kennen mich, weil ich mich öffne“, glaubt Omar. Mit diesem Format geht er noch ein Stückchen weiter, man lernt Omar auf eine andere Weise kennen als bei öffentlichen Veranstaltungen. Auch die Besucher haben die Möglichkeit, neue Bekanntschaften zu machen und sich untereinander auszutauschen. Genau das ist es, was Omar bewirken möchte.

Wichtig für die Atmosphäre ist, dass nicht jede:r sein oder ihr eigenes Essen auf den Teller bekommt, sondern alle Gerichte in die Mitte des Tisches gestellt und geteilt werden. Dadurch wird man leichter in Gespräche verwickelt und lernt sein Gegenüber besser kennen. Es fühlt sich wie ein Essen unter Verwandten an – eben mit dem Unterschied, dass man einander nicht kennt.

Vom Poetry-Slam zum Küchenkabarett

Omar ist in einem Vorort von Damaskus aufgewachsen und nach zwei Jahren Flucht im November 2014 in Österreich angekommen. Seitdem hat er eine steile Karriere hingelegt. Im Oktober 2017 landete er als Dritter am Podest bei den österreichischen Poetry Slam-Meisterschaften. Sein erstes Buch „Danke! Wie Österreich meine Heimat wurde“ avancierte zum Bestseller. Mittlerweile macht er nur noch wenig Poetry Slam. Neben seiner Tätigkeit als Autor und Redner bei diversen Veranstaltungen hält Omar auch Workshops ab. Dazu gehören Schreibwerkstätten, Motivationsworkshops oder auch spezielle Workshops über Heimat und Integration.

Omar und seine Gehilfen

Damit Omar beim Küchenkabarett nicht komplett auf sich allein gestellt ist, unterstützen ihn Freunde. Biradost Azizi, ein syrisch-kurdischer Journalist, stand in der Küche seit den Vormittagsstunden an seiner Seite. Er ist erst seit knapp sieben Monaten in Österreich, hinter ihm liegt eine schwere Zeit. Nach seiner Vertreibung aus Syrien lebte er als Flüchtling in Irakisch-Kurdistan und arbeitete dort im vergangenen Jahr für den irakisch-kurdischen Fernsehsender KNN und Radio Nawa.  Über den syrischen Aufstand hat er ebenso berichtet wie über die PYD-Milizen (bewaffneter Arm der Partei der Demokratischen Union). Bedroht wurde er sowohl von der separatistischen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) als auch der PYD, einen Mordversuch hat er bereits überlebt. Zwei seiner Freunde, die ebenfalls als Journalisten tätig waren, seien bereits umgekommen, erklärt Biradost, der noch ganz unter dem Eindruck dieser Ereignisse steht.

Omar, Peter und Biradost bei den letzten Vorbereitungen
Omar, Peter (ebenfalls ein guter Freund von Omar) und Biradost finalisieren die Gerichte – Foto: Fabian Rostek

Es geht weiter

Omar arbeitet bereits an seinem nächsten Projekt. Im nächsten Jahr erscheint nämlich ein Kinderbuch. „Ich freue mich sehr darauf, weil ich die Geschichte halt einfach liebe“, erwidert Omar. Um was es genau gehen wird, verrät er allerdings nicht. Mit dem Küchenkabarett geht Omar auch auf Tournee und besucht im nächsten Jahr unter anderem Wien, Salzburg, Tirol und Niederösterreich.

Küchenkabarett
Die nächsten Termine sind der 17.12.2022 und der 11.02.2023 in Graz, sowie der 04.02.2023 in Wien. Anmelden kann man sich auf der Website von Omar Khir Alanam.

 

Titelbild: Omar und Biradost bei den letzten Vorbereitungen – Foto: Fabian Rostek

Loading Facebook Comments ...

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published.

*

15 + siebzehn =

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Das letzte von

Gehe zu Nach oben