Imbiss Hauser: Abschied ohne Trennung

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Seit 110 Jahren ist der Imbissstand Hauser im Familienbesitz, seit 1980 leiten ihn Walter und Theresia Hauser. Am 30. Juni öffnen sie die Türen des Lokals zum letzten Mal als Besitzer:innen, denn ab 1. Juli werden die Rollen getauscht – die Hausers werden zu Gästen, während einer ihrer Kunden den traditionellen Stand am Lendplatz übernimmt.

Ein Mittwochnachmittag im Juni: Es ist heiß und in den wenigen Bäumen rundum sitzen zwitschernde Vögel. Die Wirt:innen am Lendplatz bereiten ihre Gastgärten für einen lauen Sommerabend vor. Die meisten Stühle stehen noch leer, lange werden die ersten Gäste aber nicht mehr auf sich warten lassen. Walter Hauser sitzt im Schatten seines Imbissstandes, raucht eine Zigarette und lässt den Blick über „seinen“ Lendplatz schweifen.

Mit Ende Juni ist Schluss. Walter und Theresia Hauser betreiben den Imbissstand Hauser in vierter Generation, werden sich nun aber zur Ruhe setzen. Der Sohn des Ehepaares ist zwar seit 2009 der offizielle Besitzer des Standes, den Betrieb alleine weiterführen wird er aber nicht. Ohne den Rückhalt seiner Eltern ist die Arbeit für ihn alleine nicht bewältigbar. Das Lokal am Lendplatz wird aber an einen alten Bekannten übergeben. Den neuen Besitzer, Bernhard Bauer, kennt Walter Hauser schon länger, ist er doch ein gern gesehener Gast. Die Entscheidung, den Stand zu übernehmen, war für den studierten Architekten und Bauingeneur einfach: „Ich lebe im Lend und ich liebe den Lend.“ Er möchte unbedingt die Tradition des kultigen Standes erhalten.

Vom Büromaschinenmechaniker zum Wirten

Die Großmutter, der Vater, der Sohn – die Geschichte des Imbissstandes Hauser geht weit zurück. Begonnen hat die Tradition des Standes vor hundertzehn Jahren. „Meine Großmutter hatte ihren Stand im Freien. Dort vorne war ein Baum, vor dem ist sie gestanden“, erzählt Hauser und deutet zum Schauplatz des auch heute noch stattfindenden Bauernmarktes. Sie habe als Nahversorgerin mit Brot und Milch gestartet. „Das hat sich dann mit der Zeit alles geändert. Jetzt ist es nur mehr Gastronomie“, ergänzt Hauser. Erst nach der Übergabe an Hausers Vater übersiedelte der Stand in die Markthalle, wurde immer größer und entwickelte sich zum Kult. Heute vereinigt der Imbiss vier Standplätze, weshalb er die Standplatznummer 43a-d hat.

Der Imbiss und sein Gastgarten an einem ruhigen Nachmittag im Juni. – Foto: Michaela Holzinger
Der Imbiss und sein Gastgarten an einem ruhigen Nachmittag im Juni. – Foto: Michaela Holzinger

Anders als vielleicht erwartet, wurde Hauser die Arbeit am Stand nicht in die Wiege gelegt. „Ich habe Büromaschinenmechaniker gelernt, also für Schreibmaschinen und dergleichen“, erinnert er sich. Nach dem Bundesheer kam er zurück zum Imbiss: „Da bin ich dann her und nie mehr weg. Das sind inzwischen 54 Jahre.“ Dieses halbe Jahrhundert bezwang er nicht alleine, sondern gemeinsam mit seiner Frau Theresia. Nachdem sie früh geheiratet hatten, haben die beiden das Geschäft bis heute gemeinsam „geschupft“.

Alles für die Kundschaft

Die Popularität des Imbissstands überdauerte Generationen. Die Leute sind damals gekommen und kommen auch heute noch gerne zum Hauser. Über seine Kund:innen redet der Wirt mit einem Lächeln auf den Lippen: „Wir haben viele junge Leute. Die stehen auf uns und wir haben eine Gaudi.“

„Die Chemie muss einfach passen und Schnorrer darfst du keiner sein“, beschreibt der Noch-Eigentümer das Erfolgsrezept des Lokals. Damit meint er den Umgang mit der Kundschaft. Egal ob mit einer Runde Schnaps auf’s Haus oder dem bewährten Bierpass, bei dem es nach zehn konsumierten Bier eines gratis gibt: Der Wirt versteht es, seine Kund:innen zum Verweilen und Wiederkommen anzuregen. Vermissen wird er nach der Übergabe vor allem die Kundschaft. „Ich bin 74 Jahre alt. Ich glaube, ich hab genug gearbeitet“, lacht er und ergänzt: „Ich bleib ja da. Ich wechsle nur die Position vom Besitzer zum Gast.“

 

Titelbild: Die Noch-Besitzer:innen Walter und Theresia Hauser vor ihrem Imbissstand am Lendplatz. – Foto: Michaela Holzinger

Abenteuer suchende Weltenbummlerin, die gute Musik liebt, Buch und Kamera stets in der Tasche hat und immer wieder gerne zurück nach Hause kommt.

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