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Eggenberger Allee bald unter Naturschutz

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Seit mehreren hundert Jahren flankieren 74 Platanen die Eggenberger Allee zwischen Karl-Morre-Straße und Schloss Eggenberg. Damit sie auch in Zukunft nicht vom Beton verdrängt werden, sollen sie nun unter Naturschutz gestellt werden.

93 Naturdenkmäler, mehrheitlich heimische Bäume, sind bereits in Graz zu finden, darunter allein 17 Platanen, von denen wiederum fünf den Eggenberger Schlosspark zieren. Nun soll auch die Allee, die zum Schloss führt, vor menschlichem Zugriff geschützt werden. Verantwortlich dafür ist der Grazer Naturschutzbeauftragte Wolfgang Windisch, der nun in einem Gutachten Wert und Bedeutung dieser Allee feststellen muss. “Es ist wichtig, die zu schützenden Flächen sowie die damit einhergehende Wohnqualität der Bürgerinnen und Bürger von Graz immer weiter auszubauen”, so Windisch. 

Das ABC des Naturschutzes

Für eine Unterschutzstellung müssen mehrere Schritte befolgt werden. Als Rechtsgrundlage dient das Steiermärkische Naturschutzgesetz, das unterschiedliche Schutzkategorien kennt. Zu Beginn muss ein Gutachten erstellt werden, um den Schutzwert des Gebietes sowie dessen Umfang einordnen zu können. 

Anders als für einzelne Naturdenkmäler, die in §11 geregelt sind, kommt im Fall der Allee § 12 des Gesetzes zur Anwendung, das die Kriterien  für einen  “geschützten Landschaftsteil” festlegt, wie Windisch erklärt. Konkret geht es um Teilbereiche der Landschaft, die deren Bild besonders prägen, “naturdenkmalwürdige Landschaftsbestandteile aufweisen” und mit einem Bauwerk oder einer Anlage eine Einheit bilden – wie in diesem Fall die Baumreihen mit dem Schloss Eggenberg. „Die Eggenberger Allee ist von der Stadtgestaltung her eine sehr gesunde und geschlossene Allee, von denen wir in Graz nicht viele haben“, sagt Windisch.  

Allee-Schutz: Ein altes Anliegen

Früher dienten Alleen als beliebtes Mittel im Straßenbau, da die Bäume Reisenden Schutz vor Sonne oder vor Regen und Wind boten und die Wegfindung vereinfachten. Als Baumart diente dafür immer wieder auch die ahornblättrige Platane, die seit dem 17. Jahrhundert in Graz gepflanzt wird.

Laut Windisch war es bereits Altbürgermeister Alfred Stingl (SPÖ; im Amt 1985-2003; Anm.) ein Anliegen, die Allee unter Schutz stellen zu lassen. Anfang dieses Jahres wurde nun die Bezirks-Naturschutzbehörde damit beauftragt, den Wert, Schutzzweck und Umfang des zu schützenden Gebietes zu ermitteln. In diesem Fall ist Wolfgang Windisch für diese Gutachtenerstellung zuständig. Sollte das neue Schutzgebiet auch Privatgrund betreffen, könne es zu einer Anhörung kommen. „Die betroffenen Parteien hätten dann die Möglichkeit, im Rahmen des Gesetzes Einwendungen gegen eine solche Unterschutzstellung zu erheben. Wenn diese jedoch räumlich unmissverständlich festgeschrieben wurde, wie im Falle der Eggenberger Allee, wäre eine solche Einwendung zugunsten der Anrainer natürlich schwer zu erbringen”, erklärt Windisch. Ob es im Falle der Eggenberger Allee dazu kommen könnte, werde sich erst noch zeigen. Ist die Gutachtenerstellung vollzogen und bleiben signifikante Einwände aus, erfolgt der positive Bescheid der Behörde und das betroffene Gebiet findet seinen Platz im Grundbuch. 

Ein grünes Privileg

Die Eggenberger Allee ist natürlich nicht der erste geschützte Landschaftsteil in Graz. Unter den 22 gelisteten Gebieten finden sich unter anderem der Schlossberg sowie der Stadtpark mit seinen fast 40 Hektar. Laut Windisch ist es ein Privileg, eine derart große, nicht bebaute Grünfläche in einer Stadt zu haben: „Wir danken unseren Vorfahren für dieses Erbe.” 

Dabei habe sich die Funktion des urbanen Naturschutzes über die Zeit gewandelt, so Windisch. Diente er früher vorwiegend der  Sicherung von “Naturräumen”, so liege der Fokus heute primär darauf, die Stadt mit ausreichend Grünraum zu versorgen. So soll sichergestellt werden, dass für die Bürgerinnen und Bürger ausreichend Parks sowie Gärten vorhanden sind, die auch zur Erholung genutzt werden können.

Gut fürs Klima und die Lebensqualität

Susanne Bauer, Vorsitzende der Naturfreunde Graz, beschreibt das Zusammenspiel zwischen Natur und Mensch wie folgt: „Naturschutzgebiete in der Stadt sind immer mit einem kleinklimatischen Ausgleich und einer Steigerung der Lebensqualität für den Menschen verbunden.“ Die “Naturfreunde” sind eine landesweit agierende Organisation, welche auch in Graz eine Ortsgruppe besitzen. Sie engagieren sich für “eine lebenswerte Umwelt und einen schonenden Umgang mit der Natur”. Durch angebotene Outdoor-Aktivitäten soll ein rücksichtsvoller und fairer Umgang mit der Natur gefördert werden. “Ziel ist es, die Umwelt mit offenen Augen erleben zu können”, so Frau Bauer. 

Wolfgang Windisch betont vor allem die Verantwortung seitens der Stadt, auch in Zeiten der Pandemie Grünflächen für die Bewohnerinnen und Bewohner zu bieten. „Wenn Menschen keinen Zugang zu Balkonen beziehungsweise Gärten haben, besteht die Aufgabe darin, für Ausgleich zu sorgen.“

COVER:
Die Platanen der Eggenberger Allee weisen den Weg Richtung Schloss Eggenberg – Foto: Gaggl Ralf

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