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Markus Pippan und die Odyssee des Lebens

in KULTUR von

Mit Pinsel, Sprühdose oder Pastellkreide wirkt der kärntnerische Künstler in Graz und verwandelt die Spuren, die die Stadt an ihm hinterlässt, in Farbe. Auch in seiner derzeitigen Ausstellung im Nil.

Von Florian Kreis

Die Stadt ist ein Ort für Träume, Toleranz und Taxifahrer. Allerdings steht den moralischen Vorstellungen unserer Zeit eines entgegen – die Menschen zum Beispiel. Dicht an dicht gepackt tut sich das konzentrierte Leben oft schwer damit, einfach leben zu lassen. So erlebte Markus Pippan an der Kassa eines Supermarkts einmal, wie eine schwarzhäutige Person von einem “Einheimischen” grundlos angepöbelt wird. Da wird klar, Ideale sind woanders zu suchen als an einem Samstag an der Supermarktkasse in der Stadt.

Ausstellung im Nil

Solche Erlebnisse, aber auch persönliche Interessen wie Fußball verarbeitet Pippan in seiner Kunst. Etwa die berühmte Wutrede von Giovanni Trapattoni, in der der ehemalige FC Bayern München-Trainer seiner Frustration über einige seiner Spieler freien Lauf ließ. Zitate aus dieser Rede zieren die Werke „warum Flasche leer“ und „ich habe fertig”. Dabei hat „ich habe fertig” auf den ersten Blick nichts mit Fußball zu tun. Auf der Leinwand sieht man eine zusammengesunkene Gestalt aus blauer und weißer Farbe mit skelettartigen Händen und bleichem Gesicht vor einem auf sie eindringenden gelben Hintergrund.

Aber auch Diskomusik fließt in die Malerei des Künstlers ein. So trägt eines der Werke seiner neuen Ausstellung „you can be what you want (if you believe in yourself)“ und in einem Video zur Ausstellung besprüht Markus Pippan zu „Dreamin“ von Greg Henderson eine Leinwand mit dem Songtext. „,You can be what you want to be if you believe in yourself’ ist einerseits eine Bestärkung an mich selbst: Markus, du kannst noch immer tun, was du willst, wenn du daran glaubst“, sagt er. Die Ausstellung kann noch bis zum 22.11 im Nil besucht werden.

Der lange Weg zur Kunst

Seit sechs Jahren ist Markus Pippan in Graz und seine Odyssee vom Pizzalieferant zum Vermögensberater, zum Tischler und zum Caterer hat durch die Bestätigung und Ausbildung der Professoren an der Grazer Ortweinschule, die er 2018 abschloss, ihr Ende gefunden. „Ich habe dies, das, alles Mögliche gemacht, und das ist es jetzt für mich. Das bleibt so, und das ist ein gutes Gefühl,“ sagt er. Die Bestärkung, dass die Kunst das Richtige für ihn ist, findet er an den Tagen, an denen jeder Strich auf Anhieb sitzt. An denen er gänzlich in der Malerei versinken kann und am Abend zufrieden von seinem Atelier in der Puchstraße nach Hause geht.

Seither waren Markus Pippans Arbeiten bei vielen Ausstellungen zu sehen. Zum Beispiel auch in der aktuellen Wanderausstellung der Kulturvermittlung „A-8020 Graz. 14 Künstler*innen dieser Stadt”, in Solo-Ausstellungen wie “While I Dwell in Hell” und er hat mit „What’s left” ein Buch mit Zeichnungen veröffentlicht.

Kunst in der Stadt

An Graz schätzt er die Infrastruktur und die Institutionen, die Kunst zeigen, sowie die Möglichkeiten, als Künstler seinen eigenen Weg zu gehen. Er kann in einem leistbaren Atelier arbeiten und dabei andere Künstler kennenlernen. Am Abend hat er die Qual der Wahl, ob er weitermalt oder eine Ausstellung besucht. „Es war die beste Entscheidung meines Lebens, nach Graz zu kommen und Malerei zu studieren,“ sagt Pippan, der 1980 in Villach geboren wurde und zunächst 2015 in Klagenfurt einen Abschluss als Freizeitpädagoge gemacht hat.

Markus Pippan hinter einem seiner mit Zeichnungen gefüllten Bücher – Foto: Florian Kreis

Ich habe nicht fertig

In Zukunft will er das Thema mentale Gesundheit und Beziehungen verarbeiten, wie bereits im Werk „Depression is a part of my mind,“ das in der Ausstellung im Nil zu sehen ist. In seinem Atelier hängt eine gemalte Darstellung eines geöffneten Medikamentblisters für Quilonorm, eines Medikaments für bipolare Störungen. Obwohl die Themen oft düster werden, versucht Markus Pippan seinen Werken mit leichteren Titeln wie „Ich habe fertig“ einen Stoß in eine andere Richtung zu geben.

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