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COP26: Hoffnung trotz viel heißer Luft

in Allgemein/POLITIK & WIRTSCHAFT von

Der Grazer Klimaaktivist Peter Supper hat die 26. UN-Klimakonferenz in Glasgow live verfolgt. Was er erlebt hat, was er kritisiert, und warum er noch Hoffnung hat.

Peter Supper wohnt in Eggenberg und studiert Informationsmanagement an der FH Joanneum. Im März dieses Jahres entschloss er sich ernsthafter bei den Klimaaktivist*innen von „Fridays For Future“ mitzumachen. Er wollte mehr tun, als bloß bei den Klimastreiks zu demonstrieren. Vor allem weil er genügend Zeit hatte und wusste, dass er mit seinem Fachwissen im Bereich Projektmanagement etwas beitragen kann. „Ich wollte Verantwortung dafür übernehmen, was wir in den letzten Jahren angerichtet haben“, sagt er im Gespräch. 

Supper, welcher derzeit auch stellvertretender Vorsitzender der ÖH Joanneum ist, entschied sich spontan die COP26, die Conference of the Parties” in Glasgow, vor Ort mitzuerleben. Als eine Freundin von der Idee erzählte, war er sofort begeistert und beschloss, ein Zugticket zu buchen und den Gipfel eine Woche lang zu begleiten.

Peter Supper (3. v.l.) und weitere Aktivist*innen – Foto: Peter Supper

Redebeiträge sorgten für Begeisterung

„Die Woche war supercool“, sagt Peter rückblickend. Vor allem die Redebeiträge von Aktivist*innen, meist aus dem globalen Süden, weckten sein Interesse. Sie berichteten über Dürren, Wirbel- und Tropenstürme, die ihre Heimat und deren Einwohner*innen heute schon unmittelbar betreffen. „Hier sieht man, was wir die letzten Jahre angerichtet haben. Das führt jetzt tatsächlich dazu, dass bereits Leute sterben“, sagt er. 

Spannend fand er auch die Reden von Vertreter*innen indigener Gruppen, von denen viele die verlorengegangene Verbundenheit zum Planeten Erde beschworen. Nur wenn man einerseits auf den wissenschaftlichen Fortschritt vertraue und gleichzeitig Respekt für die zur Verfügung stehenden Ressourcen aufbringt, könne man das 1,5-Grad-Ziel noch erreichen. Auf dieses einigte sich die Staatengemeinschaft auf der COP21 in Paris 2015.

Prinzip Hoffnung

Der Klimaaktivist zeigt sich hoffnungsvoll. Er hält es für möglich den Temperaturanstieg auf „deutlich unter 2 °C“ – möglicherweise sogar unter 1,5 – über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. So heißt es im Pariser Übereinkommen: „Der Bericht des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) vom Sommer sagt eindeutig, dass es noch Hoffnung gibt, wenn wir jetzt handeln. Trotz all der heißen Luft, die bei der COP produziert wurde, hoffe ich einfach, dass wir aufgrund der verschiedenen politischen Situationen, die sich gerade zumindest in Österreich – speziell in Graz – entwickeln, eine gewisse Vorreiterrolle einnehmen können. Diese haben wir noch nicht, auch wenn das ständig gesagt wird.“

Ob sich die Nationen an ihre Versprechen halten werden, kann der Student kaum einschätzen. Viele Abkommen sind, wie er meint, „leider Gottes nicht das Papier wert, auf dem sie stehen“. Er erhofft sich durch den Druck von den Bewegungen und den diversen Klimaklagen, die derzeit am Laufen sind, dass aktiver Klimaschutz in Zukunft ernster genommen wird.

In Hinsicht auf Österreich erwartet er sich schnellstmöglich ein neues Klimaschutzgesetz und entsprechende Zusatzgesetze, wie zum Beispiel den Ausbau des Energieeffizienzgesetzes. Was die Steiermark angeht, hofft er auf die tatsächliche Finalisierung der Klima- und Energiestrategie bis zum Ende des Jahres und darauf, dass diese auch einen sehr ambitionierten Reduktionspfad einschlägt. Für Graz bestehe große Hoffnung, dass sich die neue Stadtregierung – vermutlich eine Koalition aus KPÖ, Grünen und SPÖ – des Themas Klimaschutz annimmt.

Klimastreik am Freitag 5.11. bei der COP26 – Foto: Peter Supper

Suppers Meinung zur Klimakonferenz

Über den Verlauf der COP26 zeigt sich der Student weder enttäuscht noch sonderlich erfreut: Grundsätzlich habe ich an die Konferenz selbst sehr wenig Erwartungen gehabt, weil nicht zu erwarten war, dass diese 26. Klimakonferenz jetzt irgendwo besser ist als die letzten 25.“ 

Deutliche Worte der Kritik findet er aber für die Tatsache, dass zu wenig Menschen aus dem globalen Süden an der Konferenz teilnehmen konnten. Das sei wohl einerseits der Impfsituation geschuldet, habe andererseits aber auch damit zu tun, dass viele kein Visum bekamen. „Die haben das einfach falsch beziehungsweise schlecht organisiert.“

Sehr positiv empfand Supper den guten Austausch unter den verschiedenen Bewegungen. Ein weiteres Erfolgserlebnis war für ihn die mediale Präsenz der Personen aus den MAPA-Gebieten (Most Affected People and Areas). Diese seien zuvor in der europäischen und amerikanischen Medienwelt meist marginalisiert worden.

Zukunftspläne

„Nach der COP ist vor der COP“ – unter diesem Motto gibt es in nächster Zeit für den Klimaaktivisten viel zu tun. Geplant ist eine Aktion zum sechsjährigen Jubiläum des Pariser Klimaabkommens, das am 12. Dezember 2015 verabschiedet wurde. Außerdem steht die Terminfindung der nächsten Streiks an, schließlich müssen die Menschen weiterhin auf die Dringlichkeit der Situation aufmerksam gemacht werden.

Titelbild: Peter Supper mit seinem Markenzeichen, dem roten Umhang – Foto: Peter Supper

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