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Smart City: Die Stadt der kurzen Wege

in VIERTEL(ER)LEBEN von

Das Stadtentwicklungsprojekt Smart City“ feiert seinen fünften Geburtstag. Ein Anlass, den das Stadtteilmanagement vor.ort“ nutzte, um seine Pläne für die Zukunft vorzustellen.

Das erste Treffen fand nahe des fast fertiggestellten Science Towers statt. Foto: Philipp Trummer

Wer von der Helmut-List-Halle auf die gegenüberliegende Straßenseite blickt, dem sticht sofort ein einzelner blau-weißer Container ins Auge: Am Rande eines gähnend leeren Parkplatzes stehend und umzingelt von Plakaten, einer Holzterrasse und Beeten, in denen Karotten, Kresse, Minze und allerlei anderes Gemüse wachsen. Besagter Container gehört zum Stadtteilmanagement vor.ort und ist jene „Außenstelle“ des StadtLABORs Graz, die den Fortschritt des Stadtteilprojektes Smart City Waagner Biro begleitet. vor.ort lud von 21. bis 23. Juni AnwohnerInnen und Neugierige ein, sich ein Bild der Ideen für das Gelände zu machen – und selbst Ideen einzubringen.

Das Projekt Smart City Waagner Biro gibt es seit 2012 – seine Fortschritte wurden seitdem jährlich präsentiert. Und es ist nicht das einzige seiner Art in Graz: Im gesamten Westen der Stadt, etwa in Reininghaus, laufen aktuell Stadtteilentwicklungsprojekte unter dem Namen Smart City. Ziel der Smart City-Projekte ist laut deren offizieller Website eine „energieeffiziente, ressourcenschonende und emissionsarme Stadt höchster Lebensqualität“. Im Vergleich aller Smart Citys sind die Bauarbeiten im Umfeld der Waagner-Biro-Straße am weitesten fortgeschritten: Der Smart Tower, das Flaggschiff des Projekts, soll diesen Herbst fertiggestellt werden.

Das Stadtteilmanagement vor.ort begleitet den Fortschritt der Smart City. Foto: Philipp Trummer

Ein Konzept kommt selten allein

Gleich zwei Architekturbüros hatten im vergangenen Oktober den Ideenwettbewerb zur Gestaltung des öffentlichen Raumes im Umfeld der Waagner-Biro-Straße für sich entscheiden können. Ein einheitliches Konzept präsentierte die Stadt Graz gemeinsam mit den verantwortlichen Architekturbüros am vergangenen Donnerstag im Brauhaus Eggenberg. „Die Juroren des Wettbewerbs haben entschieden, dass beide Konzepte und deren Kernpunkte dem Zielgedanken der Smart City entsprechen“, erklärt Martin Zettel vom Referat für Gestaltung des öffentlichen Raumes der Stadt Graz. Deshalb seien beide Konzepte zu etwa gleichen Teilen übernommen worden.

Die Waagner-Biro-Straße soll im Zuge des Projektes grundlegend umstrukturiert werden: „Es war uns wichtig, die Straße nicht einfach als ‚reinen‘ Verkehrsraum zu akzeptieren, sondern diese vielmehr als eine Verkehrsfläche mit Nebenflächen zu nutzen“, präsentiert Architekt Thomas Pilz vom Atelier für Architektur das Konzept. Zentrum der Restauration werde ein Platz nördlich des Smart Towers sein, der auch für Veranstaltungen und Messen genutzt werden könne: „Wir planen den verfügbaren Raum auf möglichst viele Arten zu nutzen. So sollen auch die Parkplätze auf dem Areal als Gehwege dienen, wenn keine Autos da sind“, sagt Pilz.

Verbannt wird der Verkehr aus der Waagner-Biro-Straße natürlich nicht. Bestehende Radwege sollen ausgebaut und eine der Straßenbahnlinien 3 oder 6 erweitert werden. Der Antrag hierfür soll laut Angaben der Abteilung für Verkehrsplanung im Herbst dieses Jahres eingereicht werden, damit die Linie spätestens im Jahr 2020 in Betrieb genommen werden könnte.

Das Atelier für Architektur und das Unweltconsultingbüro freiland stellen ihr gemeinsames Konzept vor. Foto: Philipp Trummer

Stadt, Land, Park

Das Umweltconsultingbüro freiland hatte die Jury des Ideenwettbewerbes durch die vielen geplanten Grünflächen überzeugt. „Unser Kernpunkt ist ein großer Park“, sagt freiland-Geschäftsführer Hans-Jörg Raderbauer. „Dieser wird als Treffpunkt für die Anwohner dienen und soll zahlreiche Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung bieten. Da er sich an einem Punkt mit der Straße schneidet, einigten wir uns hier auf eine Art Übergang. Wir wollen die Überschneidung besonders hervorheben – eine Straße ist keine Trennung.“

Einige Streitpunkte blieben dennoch offen. Die Anwesenden stellten Fragen bezüglich der Beleuchtung bei Nacht oder Abladeflächen für jene Studierenden, die in das Studentenheim Cool City einziehen sollen. „Viele Punkte ergeben sich meistens aus dem fertigen Konzept. Für den Feinschliff müssen wir uns auch die Standpunkte der Anwohner anhören“, sagt Pilz.

Architekt Thomas Pilz (4.v.l.) bespricht mit AnrainerInnen das Konzept. Foto: Philipp Trummer

Genau solche Standpunkte konnten BürgerInnen am 23. Juni bei den Workshops des Stadtteilmanagements vor.ort im Detail besprechen. Besonders die Dichte der Grünflächen waren ein vieldiskutiertes Anliegen: „Durch Beton passiert es sehr leicht, dass der gesamte Stadtteil monoton wirkt. Das muss nicht nur durch Bäume, sondern auch durch Grünflächen innerhalb der Parkbereiche und Plätze ausgeglichen werden“, meint etwa die Anrainerin und Pensionistin Elisabeth Hammer.

Die Grundstimmung in der Nachbarschaft ist dennoch positiv: „Besonders die vielen Freizeitmöglichkeiten, die der geplante Park für Kinder und Jugendliche bieten soll, sind mir persönlich ein wichtiges Anliegen“, sagt Conny Unger vom Jugendzentrum EggenLend. Auch vor.ort-Mitarbeiterin Nana Pötsch sieht in der Smart City Waagner Biro eine Bereicherung für Graz: „Für mich ist besonders spannend, dass der Park den AnwohnerInnen ein ländliches Umfeld bietet, das Projekt aber durch den geplanten Platz und die Technik dahinter dennoch zu einer Stadt der kurzen Wege wird.“

Nicht der Typ, der vor seinem ersten Kaffee ordnungsgemäß funktioniert, danach aber ein hilfsbereiter und ganz gelegentlich sogar lustiger Typ mit einer Vorliebe für Musik, Filme und Nahrung aller Art.

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