„Sie wird nicht ewig da sein“

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Die Fotokünstlerin Elena Laaha aus Graz nutzt die Rösselmühle als Kreativraum. Mit uns teilt sie ihre Perspektive auf die umstrittene Entwicklung des Areals.

Von Elena Rohrer, Valentina Schmid & Veronica Schulz

Zwei Burschen erkunden unauffällig das abgelegene Gelände der Rösselmühle. Sie klettern über den Zaun vor dem Mühlgang und bestaunen die verlassenen Teile des Areals. Doch einer Person, die die Rösselmühle wie ihre Westentasche kennt, sind die beiden Entdecker nicht verborgen geblieben – Elena Laaha. Die 25-jährige Fotografin versteht die Neugier der beiden und bietet ihnen eine Tour an. „So wie diese Kinder hier unterwegs sind, war ich damals in den Reininghausgründen“, erzählt Laaha, die Inspiration in verlassenen Orten findet – damals wie heute. 

Mit 14 Jahren entschied sich die Steirerin, die Ortweinschule zu besuchen, und einen Schwerpunkt auf „Fotografie und Multimedia“ zu setzen. Später studierte sie Psychologie und Philosophie und versuchte es auch mit Soziologie. Doch ihr wahres Interesse galt nach wie vor der Fotografie. 2023 gründete sie gemeinsam mit Ramona Lavrincsik schließlich die „prismaundkante OG“. „Bei jedem Auftrag bekommen wir die Möglichkeit, Neues zu lernen und routinierter zu werden.“, sagt Laaha. Sie ist überzeugt: „Wir stoßen auf Probleme, für die wir Lösungen generieren müssen, und das fordert in meinen Augen Kreativität.“

Seit 2019 ist sie auch Teil von Raum 117. Der Grazer Kunst- und Kulturverein setzt sich für einen besseren Zugang zu Kunst und freie Schaffung ein, indem sich die Mitglieder unter anderem dafür einsetzen, öffentliche Räume für Kunstschaffende zur Verfügung zu stellen. Dort leistet Laaha nicht nur einen kreativen Beitrag, sondern übernimmt zusätzlich Organisationsarbeiten und Finanzplanungen. Somit könnte sich die Künstlerin keinen besseren Ort als die leerstehende Rösselmühle in Gries und die angrenzende ehemalige Arbeitersiedlung vorstellen, um dort selbst ihre Fotografien auszustellen und zusätzlich Platz für kreative Köpfe zu schaffen. „Es gibt noch so viele Leute, die so etwas brauchen könnten. Menschen, die Kunst schaffen wollen und sich ausleben wollen.“

Die Rösselmühle hat sich zu einem Ort von großem Mehrwert entwickelt, in dem verschiedene Kunstschaffende Werkstätten beziehen können. Derzeit findet im benachbarten und mittlerweile umgewidmeten „Atelierhaus“ eine Ausstellung für „SPIN the MILL“ als Teil der „prekARTe’24“ statt. Neben weiteren Künstler:innen wie Igor F. Petković und Paul Lesch präsentiert dort auch Laaha ihre Fotografien – Ausschnitte aus den hinterlassenen Räumen des Gebäudes, die einen romantisierenden Blick auf die „verdreckte“ Kulisse werfen sollen. Während die Zimmer in Realität verwahrlosen, zeigen die Werke ein scheinbar makelloses Bild. So möchte Laaha mit ihrer Arbeit den Menschen neue Perspektiven eröffnen.

Werke von Elena Laaha im Rösselmühlenareal – Foto: Jakob Schöne

Wie die Zukunftsperspektive der Rösselmühle aussieht, ist ungewiss. Das weiß Elena Laaha besser als viele andere. Eine Umwandlung des Geländes in eine Wohnanlage ist schon lange seitens der Eigentümergesellschaft RöMü GmbH in Planung. Durch Protestaktionen wie der Petition „Rettet die Rösselmühle. Für eine respektvolle Stadtentwicklung“ zeigen die Anwohner:innen, dass sie das Projekt ablehnen. Zusätzlich zu der komplizierten Planungssituation werfen diverse Brände, Einbrüche und Graffiti-Aktionen immer wieder neue Fragen zur Entwicklung des Geländes auf.

Worüber sich Elena Laaha jedoch sicher ist, ist die Tatsache, dass alles einmal fort sein wird. In einem ihrer Projekte im Atelierhaus Rösselmühle hat sie ein Stillleben ausgestellt, dessen Teile sukzessiv gestohlen wurden. Für Elena Laaha eine wegweisende Metapher für die Entwicklung des Areals. „Sie wird nicht ewig da sein”, meint sie, „Ich würde mir wünschen, dass – egal auf welche Art und Weise – ein Ort entsteht, an dem Menschen Zeit verbringen können. Bestenfalls auch ohne Geld dafür ausgeben zu müssen, ohne Konsumzwang zu haben. Ich fände es schön, wenn es ein Ort der Begegnungen sein kann.”

Elena Laaha vor dem Eingang der Rösselmühle – Foto: Jakob Schöne

 

Titelbild: Elena Laaha präsentiert ihre Fotografien in gewohnter Arbeitsatmosphäre – Foto: Jakob Schöne

Ich wurde 2005 in Oberösterreich geboren, wo ich 2024 meine Matura abschloss. Noch im gleichen Jahr entschied ich mich, den Studiengang Journalismus und PR an der FH-JOANNEUM zu belegen. Abgesehen von meinem Interesse an der Medienwelt, bin ich eine begeisterte Tennisspielerin und auch aktiv im Musikverein.

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