Unter dem Motto “GUT.HABEN” veranstaltete “s´Kollektiv” seit Montag, dem 10. Juni, die Aktionstage “Brückenbauen”. Die ganze Woche über erstreckten sich kreative Workshops mit dem Ziel, über sich selbst hinauszuwachsen und die eigenen Mitmenschen besser kennen zu lernen.
Um 9 Uhr betreten fünf Mädchen und zwölf Burschen den Proberaum in der Orpheumgasse 11. Sie sind müde, das sieht man ihnen an. Sofort lassen sie sich auf je einen der herumstehenden Stühle fallen. Einige beginnen leise zu murmeln, andere starren einfach nur vor sich hin. Hinter ihnen betreten Astrid Walentin und Christina Gruber dos Santos den Raum. Beide sind Gründungsmitglieder von “s‘ Kollektiv” und führen die Jugendlichen gemeinsam durch den Theaterworkshop.
Aufwachen und sich wohlfühlen
Die jungen Menschen, die zwischen 15 und 25 Jahre alt sind, sind Teil einer Ausbildungsgruppe von Jugend am Werk. Die Ausbildung soll ihnen als Vorbereitung und Orientierung für ihren weiteren Berufsweg dienen. “Von den Sozialpädagog:innen und Trainer:innen, die die Gruppen eigentlich leiten, bekommen wir oft zu hören, dass die Gruppen eine andere und bessere Dynamik haben. Es macht etwas mit einem, wenn man gemeinsam durch einen kreativen Prozess geht”, erzählt Astrid. Oft ist es so, dass es in Gruppen immer Personen gibt, die etwas schüchtern und zurückgezogen sind. In den Workshops ist das nicht der Fall, jede:r kann er oder sie selbst sein.
Das merkt man auch. Schon bei der ersten Übung des Tages sieht man, dass die Jugendlichen richtig in Schwung kommen. Die Ausgangsposition ist ein Kreis. „Zuerst im Uhrzeigersinn und dann gegen den Uhrzeigersinn schüttelt jede:r zuerst der Person links und anschließend der Person rechts die Hand. Dabei sagt jede:r dreimal hintereinander ‚Guten Morgen‘ “, erklärt Christina. Die Stimmung hellt sich auf, einige lachen, bei manchen weicht der starre Blick einem Lächeln.
Bei einer anderen Übung sollen sich die Jugendlichen in Zweiergruppen eine gemeinsame Pose zum Thema “GUT.HABEN” überlegen. „Anfangs hatte ich Angst, was die anderen von mir denken, aber mir macht es großen Spaß, kreativ zu sein und mich so zu zeigen, wie ich bin“, erzählt eine Teilnehmerin. Für jede:n bedeutet “GUT.HABEN” etwas anderes. Bei der Übung entstehen viele verschiedene Posen: Die einen umarmen sich und die anderen geben sich die Hand. Eine andere Gruppe wiederum spielt gemeinsam mit dem Handy.
Verschiedene Blickwinkel
Neben dem Theaterworkshop veranstaltet “s´Kollektiv” diese Woche auch noch einen Kreativworkshop, bei dem Jugendliche von “Jugend am Werk” verschiedene Masken basteln können. Die Masken werden am Samstag, dem 15. Juni, ab 18 Uhr beim „Benefiz für Frieden“ auf der Bühne zu sehen sein. Außerdem gibt es auch einen Musikworkshop, mit zwei Gruppen der Urania Basisbildung. Auch hier werden Ideen zum Thema “GUT.HABEN” erarbeitet. Hierbei könnte auch Guthaben oder Geld auf dem Handy gemeint sein, aber darum geht es hier nicht. „Es geht darum, die Augen zu öffnen und zu sehen, dass es mehrere Bedeutungen gibt, die in eine Richtung gehen”, erklärt Hamza Hasan, der gemeinsam mit Eva Zoumpouloglou den Musikworkshop leitet.
Mit einem Kreis hatte der Theaterworkshop in der Früh begonnen und mit einem Kreis endete er auch. Alle kamen nach spannenden 2,5 Stunden wieder zusammen und ließen den Vormittag Revue passieren. Von Müdigkeit, keine Spur. Die meisten hatten dabei ein breites Grinsen im Gesicht. „Wir haben danach noch bis 15:30 Uhr einen weiteren Kurs, in den wir mit viel mehr Energie starten können als sonst”, meint eine Teilnehmerin lächelnd. “S’Kollektiv” versucht, den Jugendlichen durch die Workshops einen neuen Raum zu eröffnen. Ob dieser angenommen wird, bleibt jeder und jedem selbst überlassen. Meistens verlassen die Teilnehmer:innen den Workshop aber mit einem guten Gefühl und vielen neuen Perspektiven, sodass sie sich schon auf den nächsten Termin freuen.
Das Benefiz für Frieden ist der Abschlussabend der Aktionstage “Brückenbauen”.
Wo: Volksgarten Pavillon
Wann: Samstag, 15. Juni ab 18:00 Uhr
Was: Theater Performance, Open Jam for Peace und weitere Künstler:innen
Titelbild: Vier Teilnehmer des Musikworkshops, den die Jungs über die Basisbildung von Urania machen. – Foto: Sophie Purkarthofer