Am Sonntag, dem 09. Juni fand zum siebten Mal der Grazer Hinterhof- und Gartenflohmarkt statt. Im Hinterhof der Annenstraße 19 bekamen viele Gegenstände die Chance, einen neuen Besitzer zu finden – die Annenpost hat mit den Verkäufer:innen gesprochen und die Stimmung vor Ort eingefangen.
Bereits zum dritten Mal durften die eigenen Vereinsmitglieder sowie weitere Bürger:innen ihre Stände im Hinterhof und im Inneren des DruckZeug-Gebäudes aufstellen, um dort ihre Gegenstände zu verkaufen. Neben den dort auffindbaren Druckerzeugnissen, wurden Kleidung, Schuhe, Spielzeug, Babysachen und Bücher sowie Antiquitäten zum Kauf angeboten.
Zu Beginn hatten mehrere Teilnehmer:innen ihre Sachen in der Druckwerkstatt ausgelegt, da es am Morgen noch geregnet hatte. Doch kaum hatte der Flohmarkt um 10 Uhr offiziell begonnen, kämpfte sich die Sonne zwischen den Wolken hervor.
„Jedes Stück sucht sich seinen Besitzer”
Münzen klimperten und es wurden viele Geschäfte gemacht. Die Stimmung war gut, genauso wie die Intention der Verkäufer:innen, die Sachen anboten, die ein neues Leben verdient haben.
Das findet auch Erwin Lind, der als freischaffender Künstler unter dem Künstlernamen Sculpdor tätig ist und leidenschaftlich gerne auf Flohmärkte geht, um seine antiken Schätze zu verkaufen. Sein Motto: „Jedes Stück sucht sich seinen Besitzer.“ Auch zum Hinterhofflohmarkt hat er viele seiner antiken Gegenstände mitgebracht, die er im Vorfeld gründlich recherchierte. Es ist seine Leidenschaft, mehr über die antiken Stücke herauszufinden und die Geschichten dahinter zu erfahren. Er erzählt: „Damit verbringe ich meine Zeit. Das macht mir Spaß. Andere machen Kreuzworträtsel oder spielen Fußball, ich beschäftige mich damit.“ Die Begeisterung ist Lind anzusehen, als er über einige seiner mitgebrachten Gegenstände spricht. Auf die Frage nach seinem Lieblingsstück zeigt er auf eine Silbermedaille von Giovanni Hamerani aus dem Jahr 1674.
Anderen eine Freude machen
So vielfältig wie das Angebot war, so unterschiedlich waren auch die Besucher:innen, die an den Ständen im Hof der Annenstraße 19 vorbeiliefen und mit den Verkäufer:innen ins Gespräch kamen. Ein Mann hielt ein Sommerkleid in die Luft und fragte entsetzt: „Wie kann man so ein tolles Kleid denn verkaufen?“ Bea, die es zum Kauf anbot, erwiderte darauf nur: „Manchmal ist die Zeit reif.“ Der Mann lächelte und schüttelte den Kopf: „Wenn ich ein Mädel wär, wäre der Kleiderständer leer.“
Neben Bea, die draußen Secondhand-Kleider verkaufte, stand eine andere Frau, die Kleidung aus zweiter Hand anbot. Sie findet es schwierig, Dinge wegzugeben, doch es gefällt ihr, wenn sie anderen damit eine Freude machen kann. Sie hat zwei Röcke aus Bolivien dabei, die sie vor zwölf Jahren gekauft hat, um sich den Frauen dort modisch anzupassen. Doch heute liegen diese nur noch im Schrank, deshalb hofft die Verkäuferin, neue Besitzer:innen zu finden. 20 Minuten später freut sie sich, dass sie einen der Röcke verkauft hat.
„Secondhand ist wie eine Sucht”
An einem weiteren Tisch sitzt eine ältere Frau neben ihrem Koffer, mit dem sie ihre Sachen in den Hof transportiert hat. Auf die Frage, ob sie oft auf Flohmärkte gehe, antwortet sie: „Ja, früher habe ich das oft gemacht und ich liebe es, nur ist es so, dass ich immer mehr nach Hause trage, als ich aus meiner Wohnung mitgebracht habe.“ Sie deutet auf eine Schüssel, die sie gerade erst gekauft hat und grinst. Sie erzählt auch, dass Secondhand-Läden wie eine Sucht für sie sind und dass sie froh ist über das große Angebot, das es heutzutage gibt.
Nächstes Jahr mit Musik
Mit Kaffee und Kuchen sorgte der Verein DruckZeug auf Spendenbasis für das leibliche Wohl der Flohmarktbesucher:innen. Ana Radulovic, die Organisatorin im Hinterhof, sieht den diesjährigen Flohmarkt als vollen Erfolg: „Es ist mehr los als die Jahre zuvor, alles ist schön bunt und man kommt mit verschiedenen Menschen zusammen.“ Nur eines habe ihr gefehlt: Musik. Aber dafür werde sie im nächsten Jahr sorgen.
Titelbild: Gut besuchter Hinterhof des Vereins DruckZeug – Foto: Ann-Kathrin Haag