Intendanten Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber - Foto: Diagonale/Sebastian Reiser
Die Intendanten Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber bei ihrer letzten Rede - Foto: Diagonale/Sebastian Reiser

Diagonale’23: Kino, Kinderrechte und ein Riesen-Tampon

Lesezeit: 2 Minuten

Von 21. – 26. März kehrte das Festival des österreichischen Films wieder zurück nach Graz. Die Filme waren dabei nicht das Einzige, was die Diagonale für die zahlreichen Besucher:innen zu bieten hatte.

Unzählige Cineasten besetzten die Ränge des Kinosaals im Annenhof, ihre Blicke gespannt auf die Leinwand gerichtet. Die Gespräche werden von den raschelnden Popcorntüten begleitet. Bevor es dunkel wird, treten vier Personen vor die Bühne und die Stimmung wird schlagartig ernst.

Ein Anstoß zum Diskurs

Am diesjährigen Programm stand unter anderem auch der umstrittene Film “Corsage” von Marie Kreutzer. Anfang des Jahres wurde gegen den Schauspieler Florian Teichtmeister, der die Rolle des Kaiser Franz Josephs spielt, Anklage wegen Besitz von Kinderpornografie erhoben. Um den Fokus erneut auf die Kontroverse des Films und die Kinderrechte zu legen, gab es vor Veranstaltungsbeginn eine Diskussion mit den Produzent:innen und der Vertreterin von “Netzwerk Kinderrechte”, Elisabeth Schaffelhofer-Garcia Marquez. Die Entscheidung, den Film zu spielen, war keine leichte: “Wem bringt’s was? Wenn der Film nicht gezeigt wird und wenn er doch gezeigt wird und in die Mitte der Gesellschaft geht”, sagt Schaffelhofer-Garcia Marquez. Der Fall habe aber vieles ins Rollen gebracht. So wurde beispielsweise ein Ministerratsvortrag beschlossen, der unter anderem deutlich höhere Strafen für Sexualdelikte an Kindern und Jugendlichen vorsieht. Darunter fallen auch der Besitz und die Verbreitung entsprechender Darstellungen.

“Corsage” - Regisseurin Marie Kreutzer - Foto: Diagonale/Sebastian Reiser
“Corsage” – Regisseurin Marie Kreutzer bei ihrer Rede – Foto: Diagonale/Sebastian Reiser

Die goldene Nuss geht an…

Den Publikumspreis durfte Katharina Mückstein für ihren Dokumentarfilm “Feminism WTF” mit nach Hause nehmen. In der 90-minütigen Doku holt die Regisseurin 11 Expert:innen vor die Kamera, um den Zuseher:innen eine Nachhilfestunde in Feminismus zu bieten. “Bei ‘Feminism WTF’ ist es mir darum gegangen, einen Film zu machen, der auch etwas dem entgegenhält, was so alles über Feminismus gesagt wird und ein Bild davon zeichnet, was Feminismus eigentlich ist. Und ich finde, dass die Ideen, die unter dem Wort Feminismus zusammenfließen eigentlich die Ideen sind, die wir jetzt ganz dringend brauchen, um in die Zukunft zu gehen”, sagt die Regisseurin. Unter den diesjährigen Preisträger:innen befinden sich auch die beiden Steirer:innen Pia Hierzegger für ihre Schauspielleistung in “FAMILY DINNER” und Gerhard Liebmann für seine Rolle im Spielfilm “Eismayer”.

Pia Hierzegger mit der goldenen Nuss - Foto: Diagonale/Clara Wildberger
Gewinnerin Pia Hierzegger mit der goldenen Nuss – Foto: Diagonale/Clara Wildberger

Ein Riesen-Tampon als Anleitung zur Empathie

Ein Auto mit weißem Überzug, roten Flecken und einer blauen Schnur am Ende soll an einen Riesen-Tampon erinnern. Der Tampon, aufgebaut vor dem Kunsthaus, ist Teil der Ausstellung “Baby better have my menstruation. I ain’t no museum.” von Anna Spanlang. Letztes Jahr gewann sie bei der Diagonale in der Kategorie “Bester innovativer Film”. Mit dem heurigen Filmfestival eröffnete die Regisseurin ihre Ausstellung, welche eine wichtige Nachricht zu vermitteln versucht: eine Anleitung zur Empathie. Teil der Ausstellung ist das Format “Green Screams”, das unter anderem männlich beeinflusste Weltbilder behandelt. In Form einer satirischen Show mit geladenen Gästen werden die Wertvorstellungen bewusst übertrieben dargestellt und provokant hinterfragt.

Das Riesen-Tampon am Vorplatz des Kunsthauses - Foto: Diagonale/Clara Wildberger
Das Riesen-Tampon am Vorplatz des Kunsthauses – Foto: Diagonale/Clara Wildberger

The End

Nicht nur die Diagonale kam vergangenen Sonntag zu einem Ende. Auch die beiden Intendanten Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber verabschiedeten sich nach 8 Jahren Organisation. “Wir gehen sehr zufrieden in die letzte Runde und dürfen eine freundschaftliche Übergabe mit unseren Nachfolger:innen machen. Natürlich wird es beim Abschied vom Team und den Gästen nochmal emotional werden, aber positiv besetzt.” so Höglinger. Ganz werden sie sich von der Diagonale allerdings nicht verabschieden. Kommendes Jahr wollen sie das Filmfestival als Besucher genießen.

 

Titelbild: Die beiden Intendanten Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber bei ihrer Abschiedsrede – Foto: Diagonale/Sebastian Reiser

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published.

5 × 1 =

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Vorherige Geschichte

Vom Randsport zur anerkannten Disziplin: Cheerleading im Aufstieg

Nächste Geschichte

135 Millionen für Ordensspitäler: Nicht alle freut’s

Letzter Post in KULTUR