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Ukraine-Krieg: Grazer*innen zeigen Flagge für Frieden

in POLITIK & WIRTSCHAFT von

Nach der Invasion Russlands in die Ukraine sind auch Wut und Sorge bei den Grazer Ukrainer*innen groß. Mit Demonstrationen und Kundgebungen wollen sie die Menschen in ihrer Heimat unterstützen. 

Eine beklemmende Stimmung herrschte Donnerstagabend am Grazer Hauptplatz. Die Trauer, Angst und Wut der Menschen über den Einmarsch Russlands in die Ukraine war deutlich zu spüren. Etwa 100 Personen hatten sich spontan um zirka 19 Uhr zu einem „Spaziergang“ versammelt, wie es Co-Organisatorin der Grazer Solidaritätsbewegung für die Ukraine, Halyna Iskiv, nannte. Still erwiesen sie den Menschen in der Ukraine ihre Solidarität und bekundeten ihre Trauer über den russischen Angriff auf das Land, der in der Nacht zuvor begonnen hatte. „Für mich war es keine Überraschung, aber wir hatten gehofft“, sagte Halyna Iskiv. Doch ihre schlimmsten Befürchtungen seien eingetroffen.

Die Solidaritäts-Demo für die Ukraine vom 19. Februar – Foto: George Burda

Grazer*innen zeigen Solidarität mit der Ukraine

Bereits am vergangenen Samstag, dem 19. Februar, fand am Grazer Hauptplatz die erste Solidaritäts-Demonstration statt. Beinahe hundert Menschen versammelten sich in der Grazer Innenstadt mit den blau-gelben Fahnen und Plakaten. „Frieden in der Ukraine“ stand auf einem Schild geschrieben. Demonstrierende wollten damit mehr Aufmerksamkeit auf die prekäre Lage lenken. Die Hoffnung, durch politischen Druck eine Deeskalation der Lage zu erreichen, bestand nach wie vor. Die Möglichkeit einer kriegerischen Auseinandersetzung wurde aber schon damals befürchtet. 

Iskiv hat die Demonstration gemeinsam mit den in Graz lebenden Ukrainerinnen Galyna Skotnik und Mariya Donska sowie dem Slawistik-Professor Heinrich Pfandl organisiert. Viele Teilnehmende stammen aus der Ukraine oder haben enge Beziehungen zum Land. Die Sorge um Familie und Freund*innen vor Ort ist groß, auch bei Iskiv. Sie hat noch Angehörige im Westen des Landes und telefoniert regelmäßig mit ihrer Mutter. Die Angst über die Sicherheit der Menschen in der Ukraine mit Fortschreiten der Invasion wächst aber weiter, auch im Westen.

Iskiv lud Grazer Politiker*innen sämtlicher Parteien ein, an der Demonstration teilzuhaben. Lukas Lerchner von den NEOS Steiermark war jedoch der Einzige, der erschien.

Zuhause in Graz und der Ukraine

Galyna Skotnik, die Gründerin des Grazer Kulturvereins „Ridna Domivka“ und Mitglied im Migrant*innenbeirat, geht es ähnlich wie Halyna Iskiv. Auch sie stammt aus dem Westen der Ukraine und hat dort noch Familie und Freund*innen. Heute lebt sie mit ihrer Familie im Grazer Bezirk Wetzelsdorf. Vor zwei Jahren entstand die Idee zum Kulturverein, um ihren Kindern einen organisierten Zugang zur ukrainischen Kultur zu ermöglichen. Dies geschieht durch Sprachkurse, Kulturveranstaltungen und eine gefestigte Gemeinschaft in Graz.

Eine gemeinsame Vergangenheit, eine gemeinsame Zukunft

Der Kulturverein hat sich die Förderung der kulturellen Vielfalt als Ziel gesetzt – und auch die Österreicher*innen an die gemeinsame Geschichte mit der Ukraine zu erinnern. Teile der Ukraine, wie beispielsweise die galizische Großstadt Lviv, gehörten einst zur Österreichisch-Ungarischen Monarchie. Die Ukrainer*innen beeinflussten die Österreicher*innen und deren Kultur – und umgekehrt. Um diesen gegenseitigen Einfluss zu zeigen, organisierte der Kulturverein im Juni 2021 das Konzert „Ukrainische Klänge“. In Graz lebende Ukrainerinnen trugen traditionelle Volkslieder sowie Werke von Künstler*innen mit gemeinsamer Geschichte, wie Franz Liszt, vor. Dieses Jahr sollte eine weitere Veranstaltung dieser Art stattfinden.

Die Künstlerinnen des Konzerts „Ukrainische Klänge“ – Foto: Ridna Domivka

Ebenso wichtig ist es für den Kulturverein, den Ukrainer*innen in Graz ein Gefühl der Heimat zu vermitteln, was auch der Name des Vereins, Ridna Domivka ausdrücken soll. Grob übersetzt bedeutet er etwa „Wiege der Heimat“. Heute sei das wichtiger denn je.

Der Kampf geht weiter

 „Die Ukrainer*innen sind bereit zu kämpfen“, sagt Iskiv über die Mentalität ihrer Landsleute. Die Grazer Ukrainer*innen wollen den Kampf für ihre Heimat ebenso fortführen. Ihre Mittel sind Demonstrationen und Kundgebungen. Am Samstag, dem 26. Februar, findet am Grazer Hauptplatz die nächste Solidaritäts-Demo für die Ukraine statt. Österreicher*innen können der Politik zeigen, dass sie hinter den Ukrainer*innen stehen und so mehr Druck für Sanktionen gegen Russland ausüben. Zu zeigen, dass Österreich ihren Nachbar*innen in der Ukraine helfen will, sei unsere einzige Möglichkeit, etwas zu verändern, so Iskiv.

Geplante Solidaritätsaktionen in Graz

Am 26. Februar finden in Graz weitere Solidaritätsaktionen statt: Um 15 Uhr beginnt am Grazer Hauptplatz eine weitere Demonstration sowie um 19 Uhr das „Lichtermeer für Frieden“, ebenso am Grazer Hauptplatz. 

Als Zeichen der Solidarität wird die Stadt Graz morgen die ukrainischen Farben, Blau-Gelb, leuchten lassen: Zeitgleich mit der Demo um 15 Uhr wird die ukrainische Flagge am Grazer Rathaus gehisst und nachts das Wahrzeichen der Stadt, der Uhrturm, in den ukrainischen Farben beleuchtet.

Weitere Veranstaltungen sollen in den nächsten Tagen folgen.

 

Titelbild: Demonstrant*innen drücken ihre Solidarität zur Ukraine aus (19. Februar 2022) – Foto: Andrii IIchuk

 


*Nachdem irrtümlich behauptet wurde, dass niemand aus der Politik namentlich bei der Demonstration anwesend war, wurde diese Behauptung nachträglich korrigiert.

Wahl-Grazerin, aber insgeheim ewige Oberösterreicherin. Liebt die Natur, Kaffee und neue Abenteuer erleben.

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