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Cooles Magma für den Mariahilferplatz

in POLITIK & WIRTSCHAFT von

Nach jahrelangem „Fleckerlteppich“ mit schwarzem Asphalt steht am Mariahilferplatz die Sanierung des Pflasterbodens bevor. Wie sich Natursteine nicht nur auf die Augen sondern auch auf das Klima auswirken.

Vor der Mariahilferkirche am Mariahilferplatz stört derzeit noch ein Mischmasch aus Asphalt und Natursteinen die Postkarten-Kulisse. Aufgrund der Lockdowns habe die Holding Graz die Provisorien aus schwarzem Asphalt in den vergangenen zwei Jahren nicht ausbessern können, erklärt Pressesprecher Gerald Pichler. In der zweiten Märzwoche soll es aber so weit sein.

Inseln in der Stadt

Dunkle Bodenbeläge wie Asphaltierungen sind nicht nur ästhetisch ein Problem sondern auch Heizkörper für das Klima. Besonders im Sommer speichern sie tagsüber die Wärme und geben diese in der Nacht wieder ab, sodass es kaum zur Abkühlung kommt. In Städten, in denen sehr viel Boden bebaut ist, heißen solche Hotspots “Hitzeinseln”. Gibt es keine Maßnahmen, um der Hitze entgegenzuwirken, kann sich das negativ auf das Wohlbefinden der Anwohner*innen auswirken, wie aus einem Bericht der Klima- und Energiefonds hervorgeht. 

Kein Stein der Weisen

Heiß her geht es nicht nur am Mariahilferplatz. Der „Fleckerlteppich”, wie die Asphaltprovisorien umgangssprachlich bezeichnet werden, kommt weg. Die störenden Flecken im Boden sorgten unter den Grazer*innen für Unmut. So beschrieb die Architektin Elisabeth Kabelis-Lechner in ihrer Kommentarreihe PLUS/MINUS das Flickwerk als „katastrophal” und führt als Beispiele außerdem die Kosaken- und die Dominikanergasse an. Auch sie kritisiert nicht nur die Ästhetik, sondern die Auswirkungen des Asphalts auf das Stadtklima. 

Um das ursprüngliche Bild am Mariahilferplatz zu rekonstruieren, bessert die Holding den Boden nun mit Porphyrplatten aus. Porphyr ist ein Gefüge aus verschiedenen magmatischen Gesteinsarten, wie Isabella Haas vom Institut für Erdwissenschaften der Karl-Franzens-Universität erklärt. Die Langlebigkeit sei davon abhängig, mit wieviel Wasser der Stein in Berührung kommt. “Beständiger wäre Granit, aber einen perfekten Stein für das Klima gibt es nicht”, sagt Haas. 

Die Mariahilferkirche im Kontrast zum fleckigen Bodenbelag – Foto: Katharina Hofer

Grüne Zukunft

Auch anderen Grazer Plätzen geht es nach und nach an den Belag. Nachdem der Margarete-Hoffer-Platz in Lend und der Bertha-von-Suttner-Platz vor dem Liebenauer Stadion bereits 2020 klimafit gemacht wurden, bereitet das Stadtplanungsamt gerade die Wettbewerbsausschreibung für die Neugestaltung des Tummelplatzes vor. Die neue Stadtregierung sicherte außerdem die Neugestaltung des Griesplatzes zu. „Auch dort laufen schon Vorbereitungen”, erzählt Planungsamtsleiter Bernhard Inninger.

Um der Hitze mit erfrischenden Möglichkeiten entgegenzuwirken, lässt sich die Stadtplanung von den bereits sanierten Plätzen inspirieren. Um Entsiegelung, also die Umwandlungen von bebauten Flächen in wasserdurchlässige Oberflächen, oder Begrünung nach dem „Schwammstadtprinzip”, die Pflanzung von Bäumen in einen Untergrund aus Steinen und Pflanzenkohlesubstrat, geht es auch hier. „Das ist jedoch immer eine Zukunftshoffnung. Du musst heute die Bäume pflanzen, damit die nächste Generation etwas davon hat”, sagt Inninger. 

Aber nicht nur hitzeresistent müssen die Plätze sein. Durch den Klimawandel treten Starkwetterereignisse immer häufiger auf – wie das Hochwasser im Sommer 2021 in Graz. Um die Plätze wasserfest zu machen und gleichzeitig der Erwärmung entgegenzuwirken, plant die Stadt innovative Konzepte, wie mit dem Niederschlagswasser umgegangen werden könnte, erzählt Inninger. Wasser, das nicht sofort versickert, bindet durch die natürliche Verdunstung Staub- sowie Schadstoffpartikel in der Luft und trägt zur Kühlung bei. Dies kommt nicht nur dem Boden, sondern auch den Menschen zugute, wie auch der Bericht des Klima- und Energiefonds betont.

Titelbild: Der „Fleckerlteppich“ des Mariahilfer Platzes – Foto: Katharina Hofer

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