Nina-Marie Wolf in einem Park
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Nina-Marie Wolf: Eine junge „Chefin“ für den Gries

in POLITIK & WIRTSCHAFT von

Heute findet die Angelobung der wahrscheinlich jüngsten Bezirksvorsteherin Österreichs statt. Am 12. Jänner 2021 wurde Nina-Marie Wolf (SPÖ) offiziell zur Bezirksvorsteherin von Gries gewählt. Ein Bezirksspaziergang zum Amtsantritt.  

In der Annenstraße treffen sich die Bezirke Gries und Lend. Es ist einer der Grazer Lieblingsorte von Nina-Marie Wolf, die heute, nur wenige Wochen nach ihrem 23. Geburtstag am 24. Jänner, als Bezirksvorsteherin (SPÖ) des Gries angelobt wird. Damit ist sie – ganz genau weiß man das nicht – wahrscheinlich die jüngste Bezirksvorsteherin Österreichs. In der Annenstraße beginnt daher auch unser Rundgang durch „ihren Bezirk“, den sie nach einem Parteienübereinkommen von Gerti Schloffer (KPÖ, 2017/2018) bzw. Tristan Ammerer (Grüne, 2019/2020) übernommen hat. An der Annenstraße schätzt sie die Vielfalt, das Potenzial für verschiedene Geschäfte, Gasthäuser und Lokale. Trotzdem ist sie der Meinung, dass einiges verbessert werden müsse. Insbesondere schwebe ihr eine weitere Verkehrsberuhigung oder ein Rad- und Fußgängerweg vor. Wenn es nach Nina-Marie Wolf geht, soll die Annenstraße in Zukunft nicht mehr eine Durchzugsstraße für Autos sein. Diese seien besonders an Haltestellen eine Gefahr, wenn Menschen in die Straßenbahn steigen möchten.

Wie alles begann

Ihre politische Karriere begann in frühen Jahren. Nina-Marie Wolf ist in Andritz aufgewachsen und hat die Volksschule Viktor Kaplan besucht. Schon damals unterstützte sie ihren Vater, der jetzt Präsident des Sozialdemokratischen Wirtschaftsverbands Steiermark ist, bei seinen Wahlkämpfen. „Ich war schon als Kind politisch interessiert. Ich habe mir schwer getan, da viele in der Schule eben nicht so interessiert waren. Wenn es etwas Politisches gab, habe ich immer zugehört“, sagt Wolf. Als Nina-Marie 14 Jahre alt war, zog sie mit ihrer Familie nach Gries. Nachdem sie die Matura in der HLW Grazer Schulschwestern mit Schwerpunkt Soziales und Projektmanagement abgelegt hatte, begann sie ein JUS-Studium. Dieses musste sie aber nach kurzer Zeit pausieren, da sie schwanger wurde.

Aufgrund ihres politischen Engagements wurde sie im Zuge der Gemeinderatswahl in Graz 2017 gefragt, ob sie auf die Bezirksratsliste im Gries wolle. 2018 übernahm Wolf nach dem plötzlichen Tod des SPÖ-Fraktionsvorsitzenden Gerhard Macher dessen Funktion. Anfangs war es für sie keine leichte Aufgabe, Kind und Politik unter einen Hut zu bekommen. „Ich war gerade schwanger, aber ich wollte das einfach machen. Auch mit einem Kind war ich davon überzeugt, dass ich das irgendwie schaffen werde“, erinnert sie sich. Geholfen habe ihr dabei die Unterstützung seitens ihrer Familie. Neben ihrem Job im Bezirksrat arbeitet Nina-Marie auch in der Akademie für Allgemeinmedizin.

Die guten und die schlechten Seiten

Nächster Stopp: Oeverseepark. Was Nina-Marie als Mutter einer zweijährigen Tochter hier besonders gut gefällt, ist der Spielplatz. Außerdem findet sie den Park gelungen, da rundherum Wohnhäuser sind: „Man kann den Ort quasi wie einen riesigen Innenhof beschreiben, der für alle möglichen Altersgruppen ist.“ Einen solchen Ort würde sie sich öfter in Graz wünschen.

Was ihre Amtsperiode angeht, sieht sie besonders dem engen Kontakt mit Bewohner*innen, Unternehmen und Vereinen mit Freude entgegen. „Zusammenzuarbeiten, um gute Lösungen für den Bezirk zu finden, das wird eines der schönsten Dinge sein. Und schließlich zu sehen, was man gemeinsam mit den Bewohner*innen bewirkt hat.“ Eine Herausforderung werde für sie die Kritik sein, die dürfe man nicht zu nah an sich heranlassen. Natürlich gebe es hin und wieder Diskussionen und Uneinigkeiten, aber die Bezirksrät*innen hätten es sich zur Aufgabe gemacht, Parteipolitik hintanzustellen und vor allem für die Bürger*innen da zu sein.

Nina-Marie Wolf vor einer Graffiti-Wand in Gries.
Nina-Marie Wolf ist von der Kunst in der Feuerbachgasse angetan – Foto: Adela Danciu

Eine gescheiterte Wahl

„Hier hat alles angefangen”, sagt Wolf, als wir den Griesplatz erreichen. „Da wurde ich von meinem Vorgänger, Hardy Macher, gefragt, ob ich auf der Bezirksratsliste sein will“, erinnert sich Wolf. Für sie ist der Platz durch Vielfalt und Diversität geprägt, da hier viele verschiedene Kulturen zusammenkommen. Auch hier sei eine Verkehrsberuhigung sinnvoll und der Platz müsse mehr begrünt werden. Laut Wolf habe Verkehrsstadträtin Elke Kahr (KPÖ) vor einigen Wochen konkrete Pläne für das Verkehrsproblem am Griesplatz entwickelt, die könne sie dem Bezirksrat Gries aber coronabedingt noch nicht präsentieren.

Nina-Marie ist neben Ludmilla Haase (ÖVP) in der Inneren Stadt die einzige Frau an der Spitze eines der 17 Grazer Bezirke. „Man muss sich da sicherlich durchsetzen können, als Frau ganz besonders“, so Wolf. In solchen Fällen könne sie auf die Unterstützung der anderen Bezirksrätinnen zählen. Der Ton im Bezirksrat sei aber immer fair gewesen. Außerdem ist Nina-Marie Wolf derzeit die einzige SPÖ-Bezirksvorsteherin in Graz, die anderen 16 Bezirksvorsteher*innen sind der ÖVP zuzuordnen.

Als die Bezirksvorsteherwahl im Jänner zunächst gescheitert war, glaubte sie erst, sie habe es mit einem Fall von Sexismus zu tun. Alle Bezirksratsmandatare der FPÖ sowie vier ÖVP-Mandatare waren einfach nicht zur Sitzung am 4. Jänner erschienen. „Im ersten Moment dachte ich, dass Schwarz-Blau keine junge Bezirksvorsteherin haben will. Dann haben sich zwei Mandatare der ÖVP bei mir entschuldigt. Von der FPÖ hat sich bis heute niemand bei mir entschuldigt“, erzählt Wolf. Schließlich musste die Wahl auf den 12. Jänner verschoben werden. 15 von 17 Bezirksrät*innen gaben an diesem Tag ihre Stimmen für die 23-Jährige ab.

Ausblick auf die Zukunft

Bunte Graffiti schmücken die Mauern in der Feuerbachgasse. Auf einem sind Avatar-Figuren zu sehen, auf dem anderen hat Mario Paukovic den römischen Politiker und Schriftsteller Cicero abgebildet. „Ich gehe da irrsinnig gerne durch und schaue mir die Kunstwerke an. Sie inspirieren mich und bringen mich auf neue Ideen“, erzählt Nina-Marie.

Als jüngste Bezirksvorsteherin in Österreich sieht sie sich in der Rolle, auch die Jugend in ihre politischen Entscheidungen miteinzubeziehen. Vor allem weil Gries der Bezirk mit der jüngsten Bevölkerung in Graz sei. 2016 lag der Altersdurchschnitt der Bevölkerung in Gries bei 38,4 Jahren. Trotzdem wolle sie auch auf andere Altersgruppen achten und für alle Bewohner*innen da sein. Ihr oberstes Ziel als Bezirksvorsteherin ist, die Lebensqualität für die Bewohner*innen von Gries zu verbessern. Um das umzusetzen, wolle sie mit ihnen zusammenarbeiten. „Nur durch die Bewohner*innen erfährt man, wo der Schuh drückt“, so Wolf. Aktuell seien durch die Coronakrise viele Menschen, aber auch Unternehmen und Kulturschaffende in finanzieller Not. Nina-Marie möchte in dieser Hinsicht individuelle Lösungen für ihre Probleme finden.

Zudem sind der Verkehr und Grünflächen Themen, denen sie sich in ihrer Amtsperiode widmen wird. „Jeder Meter im Bezirk soll sinnvoll genutzt werden. Für die Bewohner*innen, damit sie eine attraktive Erholung, Sportmöglichkeiten und Spielplätze haben“, so Wolf. Dafür steht ihr ein Euro pro Einwohner zur Verfügung. Hinzu kommen ein „Sauberkeitsbudget” über 10.000€ pro Jahr und ab heuer auch ein „Klimabudget”, das mit 10.000€ plus 50 Cent pro Einwohner dotiert ist.

 

Titelbild: Adela Danciu

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