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Neu-Bezirksvorstand Ammerer: „Gries wird diskriminiert“

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“Und noch einmal”, hieß es am Montag für den Bezirksrat in Gries, denn die Wahl zum Bezirksvorsteher musste wegen Formfehlern wiederholt werden. Gewonnen hat sie erneut Tristan Ammerer von den Grünen. Die Annenpost hat sich mit ihm getroffen und geplaudert – über den Gries, sein Studium und die Wahlwiederholung.

von Eva Sappl und Sarah Tatschl

Ein Formfehler. Als solchen beschreibt Tristan Ammerer den Fauxpas, der seiner Vorgängerin Gertrude Schloffer (KPÖ) bei der Wahl Anfang Januar unterlaufen ist. Die KPÖ, die Fraktion mit den meisten Stimmen im Bezirk, schlägt die Kandidatin bzw. den Kandidaten für den Vorsitz vor. Diesen Antrag müssen alle Bezirksrätinnen und -räte der KPÖ unterschreiben. Allerdings unterzeichnete nur Schloffer und somit wurde die Wahl für ungültig erklärt. “Eine Lappalie eigentlich, aber im Rathaus ist sie halt aufgefallen. Es ist total blöd, aber es kann passieren”, meint der 25-jährige Grünen-Politker. Die Wahl wurde am 28.01.2019 wiederholt. Schmunzelnd fügt Ammerer hinzu: “Das ist noch nicht vielen Bezirksvorstehern in Graz passiert, dass sie in einem Monat zweimal gewählt werden.”

Nähe zu den Menschen und Medien

Vorgängerin Gertrud Schloffer von der KPÖ habe immer ein konstruktives Arbeitsklima im Bezirksrat gefördert. Das wolle Ammerer auf jeden Fall beibehalten, denn es gäbe in Graz genug Bezirksräte, bei denen es drunter und drüber geht. In Gries würde doch der Großteil der Beschlüsse einstimmig gefasst werden. Außerdem wolle er viel Präsenz in seinem Bezirk zeigen.
Im Gegensatz zu Schloffer wolle Ammerer aber mehr Medienarbeit leisten. “Gerti ist eher eine Frau, die draußen, auf der Straße, bei den Leuten ist. Ich bin recht erfahren mit Medienarbeit und will so auch der Stadt ins Gewissen reden.” Der Gries würde leider nicht gehört werden, denn hier leben eher Menschen, die kein Sprachrohr haben. Vor allem aber wolle er aufzeigen, dass es in der Innenstadt einen Bezirk gibt, der über Jahre zu kurz kam. “Das muss sich ändern”, sagt Ammerer.

Tristan Ammerer ist der neue Bezirksvorsteher von Gries. – Foto: David Wiestner

Zu wenig umgesetzt

Seit über 40 Jahren gibt es diverse Projektideen zum Thema Griesplatz, die nicht umgesetzt wurden. Für unbedingt notwendig hält er eine Straßenbahnanbindung zur Entlastung des Verkehrs  sowie Begrünung des Griesplatzes: “Die Infrastruktur, der Grünraum und Freizeitangebote im Gries gehören an die zunehmende Bevölkerungsdichte angepasst.”

Vor einigen Jahren noch war die Straßenbahnlinie 8 für den Gries im Gespräch: “Dass eine Gries-Bim kommt ist unerlässlich. Der Gries ist einer der am stärksten wachsenden Bezirke in einer der am stärksten wachsenden Städte Österreichs. Es wird gebaut, was das Zeug hält, aber die Infrastruktur kommt nicht nach. Der Nord-Gries ist dicht besiedelt und diese Leute haben nicht einmal eine Straßenbahn zur Verfügung, außer sie gehen in die Annenstraße. Da wäre die Südwestlinie ganz wichtig”, meint er. Dieser Straßenbahn wurde jedoch 2017 von Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) eine klare Absage erteilt, die neue Tram-Trasse wird nun über Tegetthoffbrücke und Belgiergasse geführt. Mehr Busse als Ausgleich oder die Josef-Huber-Unterführung, die demnächst gebaut werden soll, sind für Ammerer keine Alternativen. Diese Maßnahmen würden den Verkehr in Gries nur noch mehr überlasten – auf Kosten der AnrainerInnen.

Außerdem soll der Griesplatz grüner werden, denn nicht nur die Feinstaubwerte im Gries seien laut dem Grünen gesundheitsgefährdend sondern auch die hohen Temperaturen im Sommer. Die Zählstelle Don Bosco überschritt Ende 2018 mit 35 Überschreitungstagen das Feinstaub-Limit, das die Europäische Union vorgibt. “Wenn man sich anschaut, was jetzt am Griesplatz ist, sieht das recht traurig aus. Da geht noch mehr als die paar zerrupften Sträucher”, betont Ammerer.

Viel Potenzial

In seiner neuen Funktion möchte Ammerer in erster Linie Entscheidungen für den Bezirk und nicht für die Partei treffen. Natürlich würden sich seine Grundwerte nicht ändern, aber die Veränderungen, die er anstrebt und das, was Gries braucht, stimmten mit den Grünen Vorstellungen ohnehin überein, erläutert er. Sein Geographiestudium an der KFU Graz sieht der 25-Jährige durch seine neue Rolle nicht gefährdet: “Der Bezirksvorsteher ist mir zwar ein bisschen in meinen Bachelorabschluss gekracht, aber den werde ich währenddessen sicher fertig machen. Im Master möchte ich dann Nachhaltige Stadt- und Regionalentwicklung studieren.” Vor allem im Gries aber auch in Graz generell sieht Ammerer viel Potenzial in der Stadtentwicklung. Neben den geplanten Großprojekten können in seinen Augen auch kleinere Änderungen viel bewirken.

Apfelliebhaberin und Hauptgrund, dass niemand mehr im Paradies lebt, halb Kaffee - halb Mensch, beim Musikgeschmack in den 80ern hängen geblieben, Sarkasmusenthusiastin, für Graz geboren aber in Kärnten gemacht

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