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Was wir von Rosen lernen können

in VIERTEL(ER)LEBEN von

Der 12. Juni ist der Welttag der Rose. Während der Blütezeit im Mai und Juni erfreut der Rosenhügel auf dem Gelände von Schloss Eggenberg mit seiner Schönheit – und lehrt Lektionen für das Leben.

Rosenhügel Schloss Eggenberg
Der Rosenhügel im Park von Schloss Eggenberg. Foto: Julia Putzger

Ein leichter Windhauch streift durch das Laub. Die Luft riecht süßlich, taucht die Wahrnehmung in eine zartrosa Wolke. Wie Farbkleckse schimmern bunte Blüten inmitten des grünen Blättermeers, ziehen die gesamte Aufmerksamkeit für einen Monat auf sich. Während der Blütezeit verzaubert der Rosenhügel im Park von Schloss Eggenberg seine Besucher jährlich auf’s Neue. Rund 350 historische Rosen wachsen entlang des gewundenen Pfades, der hinauf zum kleinen Gipfel führt. Dort kann man im Schatten des eisernen Sonnenschirms den Blick schweifen lassen und sich wundern, wie sich die Schlossherren vor über 150 Jahren hier wohl gefühlt haben mögen.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts ließ Jerome Graf Herberstein den formalen Barockgarten zum heute noch bestehenden englischen Landschaftsgarten umgestalten. Im Zuge dessen wurde in den 1830er-Jahren auch der Rosenhügel angelegt. Aufgrund der sehr aufwendigen Pflege, verwilderte der Rosenhügel aber mit der Zeit. Im Rahmen der Rekonstruktionsarbeiten im gesamten Park wurde der Rosenhügel zwischen 2007 und 2008 detailgetreu restauriert, wozu originale Bestellkataloge und Pläne verwendet wurden. Die gepflanzten Rosensorten waren allesamt bereits vor 1835 bekannt, was bedeutet, dass sich in ihrem Erbgut keine Spuren der chinesischen Rose finden, die fast alle heute erhältlichen Rosenarten stark beeinflusst hat.

Maria Auer bei der Arbeit.
Gärtnerin Maria Auer in ihrem Element. Foto: Julia Putzger

„Im Landschaftsgarten spielt der Mensch Gott!“

Wer die kleinen Namensschilder zwischen den Rosen liest, könnte meinen, es wurde die Gästeliste einer königlichen Hochzeit abgedruckt. Maria Auer spricht von Marie-Louise und der Königin von Dänemark, als wären sie enge Freundinnen, was im Grunde genommen gar nicht so falsch ist. Die Gärtnerin kennt alle Eigenarten und Geschichten ihrer kostbaren Pflanzen in- und auswendig, jeder Handgriff zeugt von jahrelanger Erfahrung. Die Kainbacherin arbeitet bereits seit 2005 im Garten von Schloss Eggenberg: jätet, pflanzt, schneidet zurück, begleitet ihre Pflanzen durch das ganze Jahr.

Die größte Herausforderung hierbei sei, die Natürlichkeit zu erhalten. Ein Landschaftsgarten sollte der Natur zwar nachempfunden sein und so wirken, als wachse alles ohne menschliches Zutun, in Wirklichkeit ist jedoch das Gegenteil der Fall. Maria Auer bringt die Sache auf den Punkt: „Im Landschaftsgarten spielt der Mensch Gott!“ Um den Garten wie ein Gemälde aussehen zu lassen, ist viel Konzeptionsarbeit nötig: „Die Blütezeit und die Farbe der einzelnen Blumen müssen zusammenpassen. Ich kann nicht einfach hier und da etwas pflanzen, es stecken sehr viele Überlegungen dahinter“. Dass das wesentlich mehr Arbeitsaufwand als das Anlegen eines schlichten Beetes mit sich bringt, musste auch die Gärtnerin lernen – Geduld ist zum obersten Gebot geworden.

Nur für wenige Wochen im Jahr zeigen die Rosen sich in ihrer vollen Pracht. Foto: Julia Putzger

Lektionen für das Leben

Geduld beweist Maria Auer auch bei den wöchentlichen Rosenführungen, die während der Blütezeit im Mai und Juni stattfinden. Sie teilt ihr Wissen über Rosen, zeigt den Besuchern die Unterschiede zwischen den einzelnen Arten und denkt dabei darüber nach, was der Mensch von den Rosen lernen könnte: „Die historischen Rosen blühen fast alle nur einmal im Jahr. Wir müssen uns dann für etwas Zeit nehmen, wenn es verfügbar ist. Es ist nicht immer der richtige Zeitpunkt für alles.“

Ein weiterer Unterschied, den Maria Auer zwischen den historischen und den modernen Rosen sieht, ist ihre Vielfalt. Während die einzelnen historischen Rosensorten sich teilweise stark in ihrer Blüten- und Laubform sowie im Duft unterscheiden, konzentriere sich der Handel auf wenige Variationen. Das Ideal der Schnittrose verdränge andere Bilder aus den Köpfen der Menschen. „Auch wenn etwas nicht dem Ideal der Gesellschaft entspricht, ist es für sich selbst schön und muss sich nicht verstecken.“

[infobox color=“#a3a3a3″ icon=“info“]Im Rahmen der Eggenberger Rosenwochen finden noch bis einschließlich 18.6.2017 Rosenführungen statt. Termine bei Schönwetter jeweils mittwochs und freitags um 15:30 Uhr sowie sonntags um 10:30 Uhr.[/infobox]

Welche Geheimnisse sich in einem Rosengarten noch verbergen können, erzählte uns außerdem Christine Fischer im Interview.

Egal ob beim Klettern, Skitouren oder Wandern, Julia findet man fast immer draußen. Die Vorarlberger Berge sind ihr die liebsten, aber als weltoffene Person geht sie auch gerne auf Entdeckungstour. Apropos Vorarlberg: Gewisse Verständnisprobleme bezüglich des Dialekts werden wohl immer bestehen bleiben...

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