Diskriminierung: „Die Zeiten werden herausfordernder“

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Sind Rassismus und Diskriminierung auch im Annenviertel ein Problem? Daniela Grabovac von der Antidiskriminierungsstelle Steiermark beantwortet Fragen im Infocafé palaver.
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Daniela Grabovac (links) spricht über Rassismus und Diskriminierung im Viertel, Foto: Alexandra Diendorfer

Eine Handvoll Frauen unterschiedlicher Herkunft versammelt sich im Infocafé palaver, Stühle werden verrückt, ein Sesselkreis wird gebildet. Ein Bild an der Wand fällt sofort ins Auge: „Wir sind gegen Rassismus, Sexismus, Diskriminierung“ steht darauf. Edith Abawe, Leiterin des Infocafés palaver am Lendplatz erklärt: „Frauen kommen oft zur Beratung zum Frauenservice und glauben, selbst nicht rassistisch zu sein. Dennoch weigern sie sich, neben einer Frau mit Kopftuch zu sitzen.“

„Wir sind gegen Rassismus, Sexismus, Diskriminierung“

Vor allem seit der großen Flüchtlingswelle im Sommer 2015 habe sich vieles verändert. Immer wieder seien KundInnen, aber auch Fremde zum Frauenservice gekommen und hätten rassistische Aussagen getätigt. „Der Frauenservice hilft nur Frauen mit Kopftuch“, war eine dieser oft gefallenen Anschuldigungen. Das war neu, findet Abawe. Denn der Frauenservice und das Infocafé sollen offen für alle sein, unabhängig von Herkunft und Geschlecht.

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Edith Abawe: „Im Frauencafé palaver ist kein Platz für Diskriminierung und Rassismus.“ Foto: Alexandra Diendorfer

„Das Thema ist aktuell wie nie zuvor.“ Mit diesen Worten eröffnet Daniela Grabovac, die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle Steiermark, an diesem Tag den Workshop „Rassismus und Diskriminierung im Alltag“. Sie erzählt von rassistischen verbalen bis hin zu körperlichen Attacken. Vor wenigen Jahren seien noch hauptsächlich Frauen mit Kopftuch betroffen gewesen, jetzt beinahe jede. Erst vor wenigen Wochen wurde in der Innenstadt eine Frau mit einer Glasflasche am Kopf verletzt. Der Täter war nicht betrunken, er tat dies mit voller Absicht. Auf die Frage, warum er das tue, antwortete er: „Weil du ein blödes afrikanisches Biest bist!“ Und drohte der Frau, ihr auch noch den Inhalt der Flasche ins Gesicht zu leeren. Die Betroffene erstattete Anzeige, der Täter ist bis heute unbekannt.

„Das Thema ist aktuell wie nie zuvor.“

Diskriminierung ist alltäglich
„Auch du wurdest schon einmal abwertend behandelt“, sagt Grabovac. Im öffentlichen Raum, im Bus, in der Straßenbahn und auf den Straßen, aber auch bei den Behörden, aufgrund des Alters oder Aussehens, bei der Wohnungssuche, im Rahmen der Ausbildung an Schulen oder im Internet. Die Liste ist lang. Während des Workshops melden sich immer wieder Teilnehmerinnen zu Wort und beschreiben Alltagssituationen, in denen sie benachteiligt wurden. Grabovac sagt: „Eigentlich ist die gesamte Gesellschaft von Diskriminierung betroffen, wehrt sich nicht, toleriert sie und ist somit selbst Täter.“

Diskriminierung könne jedem passieren, sagt Grabovac. Wichtig sei es, seinen Fehler zu bemerken und sich zu entschuldigen. „Menschen sitzen oft bei uns in der Beratung und erzählen, wie sie diskriminiert wurden, diskriminieren aber im selben Augenblick jemanden anders“, sagt Grabovac. „Da merkt man, wie wenig Wertschätzung füreinander vorhanden ist.“

Betroffene haben oft Angst, sich gegen Diskriminierung zu wehren und suchen den Fehler an sich selbst. Vielleicht liegt es an mir, denken viele Opfer. Die schlechten Erfahrungen werden verdrängt und vergessen, doch Narben bleiben, die irgendwann aufzubrechen drohen. Daniela Grabovac betont die Wichtigkeit, solche Erlebnisse aufzuarbeiten, um sich auch in Zukunft wehren zu können. Denn Diskriminierung bedeute Macht für den Täter. Grabovac fragt: „Wer sind die ersten Personen, die sich wehren? Alte Männer,  die schnell und vehement ihre Rechte verteidigen. Genau diese Power brauchen auch wir, um gegen Diskriminierung aufzutreten! Die Zeiten werden herausfordernder, jeder Einzelne muss etwas tun!“

Wehre dich!
Was also tun, wenn man selbst von Diskriminierung betroffen ist? Grabovac rät,  Zeugen um Hilfe und Unterstützung zu bitten und ein Gedächtnisprotokoll anzufertigen. Dieses sollte Datum, Uhrzeit, Ort, eine Kurzbeschreibung des Täters und Tatvorgang umfassen. Für Unterstützung steht die Antidiskriminierungsstelle als Ansprechpartner zur Verfügung.

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Wurdest du schon einmal diskriminiert? Foto: Alexandra Diendorfer
[box]Der Frauenservice Graz ist ein gemeinnütziger Verein, der sich für soziale Gerechtigkeit und Gleichberechtigung einsetzt. Das Infocafé palaver bietet einen Raum zum Kennenlernen und Austausch für Frauen. Hier werden regelmäßig Veranstaltungen und Workshops angeboten.

Kontakt Frauenservice Graz: Lendplatz 38, 8020 Graz, Tel. +43 316 716022, www.frauenservice.at

Kontakt Antidiskriminierungsstelle Steiermark: Stigergasse 2 / 3. Stock, 8020 Graz, Tel. +43 316 714, www.antidiskriminierungsstelle.steiermark.at[/box]

 

Alexandra ist gern und oft unterwegs, gehört zur seltenen Sorte der Morgenmenschen, ist überpünktlich, entscheidungsschwach, aber (fast) immer optimistisch.

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