Weltkarte selbst gemacht
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Weltkarte selbst gemacht

in VIERTEL(ER)LEBEN von
Kann ich einfach so an einer echten Weltkarte arbeiten? Ja, und es ist sogar ganz einfach – ein Selbstversuch bei einer Mapping-Party mit OpenStreetMap.
Weltkarte selbst gemacht
Gemeinsames Arbeiten im Büro der Nachbarschaften

Treffpunkt ist das Büro der Nachbarschaften in Gries, am Karfreitag um 14 Uhr. Es hat sich eine kleine Gruppe Interessierter dort versammelt, die alle gespannt dem Nachmittag entgegenblicken. „Keine Vorkenntnisse notwendig“ hieß es auf der Einladung zur Veranstaltung, also trauen sich auch Unerfahrene hin, die sich für die OpenStreetMap interessieren und einfach mal was ausprobieren möchten.

„Die OpenStreetMap ist das Wikipedia der Karten“, meint Michael Maier in seiner einleitenden Präsentation. Er ist schon lange Teil der Grazer OpenStreetMap-Community und koordiniert gemeinsam mit Stefan Kasberger von Open Knowledge Austria den Nachmittag. Wie Google Maps ist OpenStreetMap eine online verfügbare Weltkarte – nur, dass sie wie Wikipedia eben von der Community erstellt wird, und nicht von einem einzelnen Unternehmen. „Alles, was man in der OpenStreetMap findet, wurde von der Community hinzugefügt. Und es kann jeder Teil der Community werden und selbst neue Informationen zur Karte hinzufügen“, erklärt Michael Maier. „Das macht die OpenStreetMap so besonders. Und dadurch sind unsere Informationen oftmals sogar die aktuellsten – weil sie direkt von der Quelle, von den Personen vor Ort kommen.“ Mittlerweile besitzen weit mehr als 2 Millionen Menschen weltweit einen OpenStreetMap-Account, und mehr als diesen braucht es nicht, um etwas in die Karte einzutragen. „Du könntest theoretisch sogar die Autobahn verschieben“, sagt uns Maier. Wobei das natürlich nicht lange in der Karte bleiben würde.

Eine schnelle Runde durch Gries
Um Autobahnen geht es bei unserer kleinen Nachmittagstour noch nicht. Stefan Kasberger teilt Klemmbretter und Zettel aus. Jede und jeder erhält eine Kurzanleitung, eine leere Tabelle und ein paar Karten, die Auszüge des Stadtteils Gries zeigen. „Ihr erfasst jetzt möglichst jedes Restaurant im Gries auf dieser Liste“, erklärt er. Was ist denn unbedingt notwendig? „So viel wie möglich.“ Anspruch auf Vollständigkeit wird keiner erhoben, aber je mehr Daten wir sammeln, desto besser wird die OpenStreetMap. Besonders wichtig sind natürlich Name, Adresse und Art des Restaurants. Genauso gibt es aber Spalten für Öffnungszeiten, Raucherbereiche und Barrierefreiheit. Und eine Spalte „Kebab“. Wozu die? „Ich arbeite gerade an einem Projekt, für das ich alle Kebabverkäufer im Gries erfassen will“, grinst Stefan. „Das wäre für mich sehr hilfreich.“

Die Griesgasse und Umgebung ist unser Arbeitsgebiet.
Die Griesgasse und Umgebung ist unser Arbeitsgebiet

Draußen im Feld
Wir nehmen uns den Bereich Feuerbachgasse-Griesplatz Nord-Griesgasse vor. Jedes Lokal wird aufgeschrieben und zur besseren Zuordnung noch zusätzlich abfotografiert. Das erregt natürlich auch Aufmerksamkeit – was kann schon Gutes dabei rauskommen, wenn Personen mit Klemmbrett und Kamera vor der Tür stehen? Vor dem „Meet me there Gasthaus“ am Griesplatz fährt auch gleich der Eigentümer mit dem Auto vor. Seitenscheibe runter, und forschend nachgefragt: „Gibt’s ein Problem?“ Die Antwort „Nein, nein, wir erfassen nur Ihr Lokal für eine Online-Weltkarte“ ruft dann aber eine höflichere Reaktion hervor. Für genau solche Situationen haben wir noch extra Visitenkarten erhalten, um glaubwürdiger zu wirken. Der Eigentümer ist jetzt viel freundlicher, und besteht darauf, dass wir sein Sortiment richtig ausweisen: „Afrikanisch und österreichisch. Und immer frisch!“

Weiter geht es durch die Griesgasse, auch vor dem „Grill am Gries“ begegnet man uns zuerst mit Misstrauen. Aber einmal kurz erklärt, und schon ist alles in Ordnung. Nachdem wir eine Stunde lang eifrig Daten gesammelt haben, kehren wir mit vollgeschriebenem Zettel ins Büro der Nachbarschaften zurück, um uns dem letzten Teil des Programmes zu widmen: dem Eintragen in die Karte selbst.

Unsere gesammelten Daten, fertig zum Eintragen
Unsere gesammelten Daten, fertig zum Eintragen.

Alles online
Zum Abschluss melden wir uns alle online bei der OpenStreetMap an, und dann geht es schon ans Arbeiten. Alles ganz einfach: Kartenausschnitt runterladen, ein Mausklick hier, einer da, und schon können wir die neuen Daten eintragen, alte Daten ergänzen und umändern. Sobald wir den Vorgang im Kopf haben, geht alles ganz schnell. Nur noch auf „Upload“ drücken, und schon können wir bestaunen, wie sich die Online-Karte aktualisiert und von uns eingetragene Daten auftauchen. Wir haben es geschafft! Die Lokale in Gries sind alle wieder aktuell, und wir haben zur Erforschung der Welt beigetragen! Zumindest im Kleinen. Aber wozu sind Karten gut, die nur Autobahnen und keine Kebab-Läden beinhalten? Eben.

Selbst interessiert? Mehr Informationen gibt es zum Beispiel im offiziellen OpenStreetMap-Wiki.

Markus liest liebend gerne und so ziemlich alles, was ihm unterkommt - Bücher, Zeitungen, Zeitschriften, und mehr. Daneben ist er ein großer Motorsportfan, und ist darüber immer auf dem Laufenden. Lebt noch immer auf dem Land und hat auch keine Lust, in die Stadt zu ziehen.

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