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„Was macht Clementina?“

in KULTUR von

Das Fotoprojekt „Fight the poverty not the poor“  fragt nach, wie es den Roma seit Verhängung des  Bettelverbots geht. Zu sehen bis 2. Dezember in der Lendbox.

Von Ina Vodivnik

 

Vernissage "Fight the poverty not the poor"Das Schaufenster der Lendbox in der Mariahilferstraße 23g

 

Ein kleiner unscheinbarer Laden in der Mariahilferstraße, die Fensterfronten sind mit Fotos in verschiedenen Größen dekoriert, Pfeile mit der Aufschrift „Hier sollte ein/e Bettler/in sitzen dürfen“ zieren den Gehweg davor. Das ist die Lendbox, ein „temporärer Kunstort, der vor allem Newcomer unterstützen will“, sagt Leiterin Gerlinde Hacker.

Vernissage "Fight the poverty not the poor"Bilder aus der Heimat der Roma, dem slowakischen Dorf Hostice

 

Im Inneren der Lendbox sind derzeit großformatige Fotos montiert. Noch bis zum 2. Dezember ist die im Rahmen eines EU-Projekts verwirklichte Ausstellung „Fight the poverty not the poor“ zu erleben. Die Fotos, die gezeigt werden, haben Bewohner des VinziNestes, vor allem Roma, geschossen, denen das  Projektteam zuvor Einwegkameras ausgehändigt hatte. Mit diesen sollten sie Momente und Orte aus einer Perspektive festhalten, „die Österreicher nicht kennen“, sagt Projektleiter Gerhard Dorn. Die meisten der ausgestellten Fotos zeigen alte Häuser, schrottreife Autos oder glückliche Familienfeiern in der Slowakei oder Rumänien. Andere Roma haben Plakatwände in Graz fotografiert, auf denen für sie unerschwingliche Luxusgütern beworben werden, wieder andere haben Bilder von Freunden aus dem VinziNest gemacht. „Hinter jedem der Fotos steckt eine bewegende Geschichte“, so Projektcoach Daniela Zeschko. Am Abend der Eröffnung konnten die Fotografen ihre Geschichten allerdings nicht persönlich erzählen. Weil sie, wie Dorn erklärt, sich wie jeden Abend im Winter um einen Schlafplatz im VinziNest kümmern müssten.

Vernissage "Fight the poverty not the poor"Eine Auswahl der Fotos sieht man im Schaufenster der Lendbox

 

Neben Zeschko und Dorn stehen noch die Studentin Johanna Müller-Hauszer sowie das „Ansichten“-Team, bestehend aus neun Jugendlichen, hinter dem Projekt. „Wir alle haben letztes Jahr die diagonale Filmklasse auf der Film- und Medienakademie besucht und sind so in Kontakt mit Johanna und in weiterer Folge mit dem Projekt gekommen“, sagt Valentin Verra, der sich wie die meisten seiner Kollegen trotz Schulstress viel Zeit für das Projekt genommen hat.

Vernissage "Fight the poverty not the poor"Projektleiter Gerhard Dorn (2. von links) mit dem ANsichten-Team

 

„Das Projekt war eigentlich als Demonstration gegen das Bettelverbot gedacht“, erklärt Gerhard Dorn. „Wir wollen die Geschichten der Fotografen an die Öffentlichkeit bringen. Je mehr Leute  sich die Ausstellung ansehen, je mehr darüber geredet wird, desto besser.“  Sie sollen sich Gedanken darüber machen, wie die Menschen, die früher auf der Straße gebettelt haben, jetzt über die Runden kommen“, ergänzt  Clara Bacher.

Vernissage "Fight the poverty not the poor"Postkarten sollen auf die nunmehr arbeitslosen Bettler aufmerksam machen

 

Das Projektteam hat daher auch Postkarten gedruckt, die mit Titeln wie „Was macht Clementina?“ oder „Wie geht es Danji?“ auf die arbeitslosen Bettler aufmerksam machen sollen. Außerdem haben die Mitarbeiter des Projektes die Aktion „Hier sollte ein/e Bettler/in sitzen dürfen“ gestartet.  Dafür befragten sie Passanten in der Herrengasse, ob sie für oder gegen das Bettelverbot seien. Das Ergebnis war eindeutig: 53 waren dafür, 125 dagegen. Ab Dezember werden die neun Jugendlichen noch einen Film, der das Fotoprojekt dokumentiert, in Schulen vorstellen.

 

[box type=“info“]Die Ausstellung in der „lendbox“ (Mariahilferstraße 23g, 8010 Graz) ist noch bis einschließlich 2. Dezember 2011 täglich von 11 bis 17 Uhr sowie auf Anfrage zu sehen.[/box]
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