Graz, neben der Hauptstadt, die zweitgrößte Stadt Österreichs im kulturellen Austausch mit Celje, der viertgrößten Stadt Sloweniens. Unterschiedliche Perspektiven auf den Komplex „Stadt” sind diesen Monat im <rotor> ausgestellt und stellen die Fragen: „Gehört meine Stadt mir oder gehöre ich ihr?”
Still eröffnete Mitte Juni die Ausstellung mit dem Titel: „Das ist meine Stadt. Ist das meine Stadt?“ in der Galerie <rotor>, einen Tag nach dem Amoklauf in Graz. Mit interaktiven, performativen und plastischen Werken sollen die Besucher:innen mit anderen Augen auf Graz schauen können. Nachdem die Ausstellung im vergangenen Jahr in der Partnerstadt Celje zu sehen war, ist es jetzt in Graz soweit.
Wie geht es Graz?/ Wie geht es Celje?
Die Idee zur Ausstellung kam den drei Kuratorinnen bei einer Recherche des kuratorischen Kollektivs ACE. 2024 recherchierten sie zu der Frage: „Wie geht es Graz?/ Wie geht es Celje?“. Ausgehend von der Erkundung der lokalen Szene stellten Iris Kasper, Lara Almbauer und Nastia Khlestova die Kunstwerke zusammen. „Alles in der Stadt ist miteinander verflochten, immer wieder kommen auch Themen vor, die für uns besonders wichtig sind oder waren”, erzählt Kasper. Die Ausstellung zeigt künstlerische Auseinandersetzungen mit verschiedenen Gemeinschaften und Generationen in Celje und Graz: „Sie beleuchtet, wie Menschen mit ihrer städtischen Umgebung interagieren, und welche persönlichen sowie kollektiven Beiträge die Identität einer Stadt formen”,- So ist es auf der Website des <rotor> zu lesen.
Die Stadt mit anderen Augen sehen
Perspektiven von Vertriebenen und Gebliebenen Geschichten von Utopien und vor allem verschiedene Auseinandersetzungen mit dem Thema Gemeinschaft sind Hauptbestandteil der Ausstellung. Durch performative und interaktive Installationen wollen die Künstler:innen eigene Zugänge zum Leben in Graz, Celje oder anderen Städten mitbringen.
In der Ausstellung werden nicht nur vielfältige Aspekte, wie die Bedeutung des Wassers für die Stadt Graz thematisiert, sondern auch zentrale Fragen aufgeworfen. „Welche Verantwortung habe ich gegenüber der Stadt? Was muss ich als Individuum tun, damit sich alle wohlfühlen?“, erklärt Almbauer.

Bewusst soll vieles offen bleiben und Raum für eigene Zugänge der Besucher:innen geschaffen werden. Luise Höggerl, Grazer: in und Mitgründerin des Zotl Kollektivs, ist mit der Installation „Dazwischen” vertreten, bestehend aus Teppichen und einem Video reflektiert sie über Gefühle und Gedanken wie„zwischen den Orten zu sein”, „sich nicht entscheiden zu können“ und „zu viel Wahl haben“. Höggerls Arbeiten werden Kollagen des Künstlers Anton Tkachenko gegenübergestellt. Der sich mit der Frage beschäftigt: „Wem gehört die Stadt?“. So verarbeitet der geflüchtete Ukrainer Eindrücke von Orten, die er nach der russischen Invasion bewohnte und reflektiert darüber, wie man seinen Platz an solchen „neuen Orten“ finden kann. Die beiden Künstler:innen und ihre Gegenüberstellung sind sinnbildlich für die kontrastierten Blickwinkel der Werke mit denen die Ausstellung auch zu einem gewissen Grad spielt.
Kleine Städte, große Qualität
Kulturelle Kollaborationen mit dem Nachbarland Slowenien gibt es in der Steiermark häufig. Dabei stehen jedoch häufig vor allem die großen Städte im Fokus, während kleinere Städte und deren besondere Herausforderungen oftmals weniger Beachtung finden. Ein solcher Austausch passierte vor kurzem auch im Rahmen der Steiermark Schau 2025 zwischen Wien und Ljubljana.
Die Stadt Graz soll bis 2050 um 25 Prozent wachsen, das bedeutet eine Zunahme von ungefähr: 77.000 Einwohner:innen. Auch Celje, als fünftgrößte Stadt Sloweniens, verzeichnet ein überdurchschnittliches Bevölkerungswachstum. Beide Städte haben beide eine florierende und nicht unbedeutende Kunst- und Kulturszene Eine interessante Dezentralisierung auf mehreren Ebenen: kulturell, sozial, wirtschaftlich.

Viele Blicke – ein Graz
Die Räume des <rotor> sind gefüllt mit Dreidimensionalität und Erlebbarkeit. So sieht man auch den dritten Teil der Trilogie der Projekts Wir*_eine Grenzerfahrung. Diese Initiative des Schauspielhaus Graz setzte sich 2021 über zwei Jahre mit sichtbaren und unsichtbaren Grenzen der Gesellschaft auseinander. Am Ende ermöglichte sie den Besucher: innen unter einer großen Stoff- Installation Teil eines Ganzen zu werden. Die Installation trägt den Titel: „We swim. We flow together. We are free.”
Im Anschluss folgt eine Reise durch die städtischen Wasserwege von Gent in Form des Filmes: „Everything under“. Außerdem versteckt sich im Innenhof des <rotors> eine eindrucksvolle Skulptur des Grazer Künstlerduos Zweintopf. Keines der Werke in der Ausstellung kann die Ausgangsfrage vollkommen beantworten. Durch vielfältige Blickwinkel eröffnen sich neue Perspektiven auf die Stadt. Diese regen nicht nur zum Nachdenken an, sondern appellieren auch an das Verantwortungsbewusstsein. Denn Graz prägt und formt uns alle. Gleichzeitig haben wir aber auch die Möglichkeit, aktiv unserer Stadt zu formen.
Ausstellung: 14.06.2025 – 02.08.2025
Ort: < rotor > Zentrum für zeitgenössische Kunst, Volksgartenstraße 6a, 8020 Graz
Beteiligte Künstler:innen: Daniela Brasil • Andreja Džakušič • Maja Hodošček • Luise Höggerl • MarkPožlep • Mojca Senegačnik • Helene Thümmel • Anton Tkachenko • Karin Vrbek • zweintopf
Kuratiert von: Lara Almbauer, Iris Kasper, Nastia Khlestova (ACE – Association for Curatorial Education)
18.7. Performance mit Künstlerin Andreja Džakušic
1. August Finissage und Performance mit Soundkünstler Antuum
Titelbild: „Who Owns The City?“ eine Collage von Künstler: Anton Tkachenko. Die Werke des ukrainischen Künstlers sind unter anderem auch im <rotor> zu sehen.