Mitglieder des Frauenservice Graz bei einer Veranstaltung gegen Gewaltpräventionen im Jahre 2018
Lesezeit: 2 Minuten, 24 Sekunden

Hilfe für Frauen in der Krise

in Allgemein/SOZIALES von

Mehr Angst, mehr Depressionen, mehr Zukunftssorgen: Frauen sind von der Pandemie in besonderer Weise betroffen. Der Frauenservice Graz bietet auch in schwierigen Zeiten Rat und „emotionale Verständigung”.

Von: Ellen Warth und Chiara Wenig

Frauen sind besonders von der Coronakrise betroffen, wie eine Studie der Organisation UN Women zeigt (Stand: November 2020). In Österreich gibt jeder zweite Haushalt mit mindestens einem Kind unter 15 Jahren an, stark belastet zu sein. Laut dem Momentum Institut fühlen sich Mütter dabei deutlich häufiger belastet als Väter. Darum sind gerade jetzt Vereine wie der Frauenservice Graz besonders wichtig. Der Verein, der 1984 gegründet wurde, bietet juristische, psychologische, Arbeits- und Sozialberatung für Frauen an. Die Klientinnen sind bunt durchgemischt, vertreten sind Frauen aus allen Kulturen und Religionen, für die etwa das Info-Café Palaver am Lendplatz einen wichtigen Treffpunkt darstellt. 

Besondere Zeiten – besondere Probleme

Laut Geschäftsführerin Sigrid Fischer brachte der erste Lockdown im März auch für den Frauenverein viele Schwierigkeiten mit sich. Auf einen Schlag musste das Team Veranstaltungen und Beratungen online anbieten und den Telefonservice erweitern – zugleich verzeichnete der Verein  einen starken Anstieg von frauenspezifischen Problemen. Besonders psychische, finanzielle und familiäre Probleme hätten zugenommen. Immer mehr Frauen leiden unter Angstgefühlen und Depressionen, betont Fischer. Während vor der Pandemie etwa fünf Prozent der Bevölkerung unter Angststörungen litten, sind es nun 19, zeigt eine Studie der Donau-Universität Krems von Ende November 2020. Dazu gehören vor allem Frauen, Singles und arbeitslose Personen. Die Sorge um den Arbeitsplatz stelle laut Fischer ein ebenso „großes Problem” dar. Ein Jobverlust führe bei immer mehr Frauen zu existenziellen Nöten bis hin zur Obdachlosigkeit. Zusätzlich seien viele Frauen mit der derzeitigen Kombination aus Home-Office und Home-Schooling überfordert. Ein weiterer belastender Faktor seien die beengten Wohnverhältnisse, mit denen viele Frauen konfrontiert sind. Das sei eine große Herausforderung für das familiäre Zusammenleben und schränke die eigene Privatsphäre ein. 

Das Team des Frauenservice Graz mit Geschäftsleiterin Sigrid Fischer.
Das Team des Frauenservice Graz mit Geschäftsleiterin Sigrid Fischer (erste von links) vor dem Standort am Lendplatz – Foto: Frauenservice Graz, 2018

Rat rund um die Uhr

Um den Frauen in diesen Lebenslagen zu helfen, bietet das 16-köpfige Team des Frauenservice mehrere Möglichkeiten an. Eine persönliche Beratung ist über datenschutzgesicherte Videotelefonie möglich, sofern den Frauen die technischen Ressourcen zur Verfügung stehen. Darüber hinaus gibt es auch einen Online-Chatroom, der es Frauen möglich macht, rund um die Uhr, psychische, rechtliche und soziale Unterstützung zu erhalten. Auch telefonische Beratung ist möglich. Mittlerweile ist dafür keine Terminvereinbarung mehr nötig. Dadurch, dass diese Optionen aufgrund von Sprachbarrieren oft kaum möglich sind, bietet der Frauenservice bei Notfällen auch während des Lockdowns Gespräche vor Ort an. Dort erleichtert ein*e über Videotelefonie zugeschaltete*r Dolmetscher*in die Kommunikation.

Mit vollem Herzblut dabei

„Das Vereinsleben bringt in Zeiten von Corona viele Hürden mit sich”, betont die Geschäftsführerin. Diese sind beispielsweise das Verlieren vieler Mitglieder aufgrund der Ausgangsbeschränkungen und des zunehmenden Rückzugs in die eigenen vier Wände. Viele Frauen kommen seltener vorbei und treten infolgedessen aus dem Verein aus. Eine besondere Erschwernis in der Umsetzung der Angebote liegt darin, dass vielen Frauen technische Geräte fehlen. Sigrid Fischer betont jedoch mit Stolz, dass der Zusammenhalt im Team, dem Chancengleichheit und Fairness sehr am Herzen liege, großartig sei. Ihre Sorge, dass im Lockdown die emotionale Verständigung auf der Strecke bleibe, hätte sich nicht bewahrheitet. 

 

Titelbild: Mitglieder des Frauenservice Graz bei einer Veranstaltung für Gewaltpräventionen im Jahre 2018 – Foto: Frauenservice Graz

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