Das Roseggerhaus
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Was wird aus dem Roseggerhaus?

in POLITIK & WIRTSCHAFT von

Leere Schaufenster, heruntergekommene Fassade. Bereits seit 2016 ist im Roseggerhaus kein Geschäftsbetrieb mehr. Eigentlich sollte eine neue Hofer-Filiale dem alten Gebäude wieder Leben einhauchen. Doch jetzt scheint alles anders zu kommen.

Von: Cäcilia Hödlmoser, Magdalena Krainer

An der Kreuzung zwischen Annenstraße und Volksgartenstraße herrscht reges Treiben. Hunderte Leute steigen hier tagtäglich um, gehen einkaufen, trinken einen Kaffee oder genießen ihre Mittagspause in einem der vielen Restaurants. Mittendrin das Roseggerhaus, ein riesiges leerstehendes Gebäude. Wo früher in leuchtender Schrift „Sewa“ zu lesen war, steht nun in gesprühten Buchstaben: „Graz du brauchst mehr Farbe.“ Die Leute sind gespannt, wer dem Billigladen Sewa nachfolgen wird. Fast jeden Tag werde der Vermieter des Gebäudes, Gottfried Insam, gefragt, was denn nun aus dem Roseggerhaus werde, erzählt er.

Roseggerhaus Ist-Zustand
Der aktuelle Zustand des Roseggerhauses (Foto: Cäcilia Hödlmoser)

Ungewisse Zukunft

20 Jahre lang war der Sewa im Roseggerhaus und hatte hier sein österreichweites Zentrallager. Dieses befindet sich nun in Niederösterreich. Die Räumlichkeiten waren daraufhin schlichtweg zu groß, weshalb die Kette ein paar Häuser weiter zog. Laut Insam laufen nun schon seit 2016 die Verhandlungen mit der Lebensmittelkette Hofer. VertreterInnen von diesem hätten sich damals an ihn gewandt, nachdem sie durch die Annenpost erfahren hätten, dass das Roseggerhaus wieder freistand. Die Verhandlungen ziehen sich nun schon seit Jahren in die Länge – und das nicht nur aufgrund des hohen bürokratischen Aufwands. Obwohl laut Insam bereits 2018 ein Mietvertrag mit VertreterInnen des Hofer abgeschlossen wurde, scheint das Projekt nun doch auf Eis gelegt zu werden.

Konkurrenzkampf der Supermarktketten im Roseggerhaus

Begonnen hat die ganze Geschichte bereits vor Abschluss des Mietvertrags mit Hofer. So erzählt es Roseggerhaus-Inhaber Insam: Da in einem anderen Teil des Roseggerhauses bereits seit Jahren eine Billa-Filiale angesiedelt ist, habe der Vermieter der Billa-Muttergesellschaft REWE die Räumlichkeiten als erste angeboten. Nachdem diese abgelehnt habe, habe er reinen Gewissens den Mietvertrag mit Hofer abgeschlossen. Einige Zeit später habe Billa Insam überraschend geklagt und gefordert, dass dieser aufgrund der drohenden Konkurrenzsituation keinen Lebensmittelkonzern einziehen lassen dürfe. Insam habe daraufhin angeboten, Billa für einen möglicherweise entstehenden Schaden zu entschädigen. Doch dieser habe nicht von der Klage ablassen wollen. Auf Anfrage der Annenpost wollte REWE dazu keine Stellungnahme abgeben. Insam glaubt, dass  dem Umbau trotz Klage nichts im Wege stehen würde.

Glasfassade, Lift und Laufband

Mit Hofer sei geplant gewesen, dass dieser die ganze freie Fläche von insgesamt rund 2.200 Quadratmetern  mietet. Der erste und der zweite Stock sollten später zur Verkaufsfläche werden. Bereits im November 2018 hätten die Behörden bestätigt, dass die Räumlichkeiten noch den baulichen Sicherheitsbestimmungen entsprechen. Auch die Pläne für den Umbau seien fertig  und rechtskräftig genehmigt gewesen. Für die neue Hofer-Filiale wäre das Roseggerhaus laut Insam komplett umgebaut worden: Rundum wäre eine Glasfassade geplant gewesen sowie ein Lift und ein Laufband im Innenraum, das die Kundinnen und Kunden von Etage zu Etage befördert hätte. Hofer habe bereits mehrere hunderttausend Euro in den neuen Standort investiert. Doch trotz alledem scheint es zu einer überraschenden Wende zu kommen.

Baustelle Roseggerhaus
Die Baustelle im Roseggerhaus (Foto: Cäcilia Hödlmoser)

Danke und auf Wiedersehen!

Nach dem abgeschlossenen Mietvertrag und der Schlüsselübergabe Anfang 2018 war Vermieter Insam sich seiner Sache sicher, wie er erzählt. Zu Weihnachten 2019 habe er noch eine Dankeskarte für die gute Zusammenarbeit bekommen. Zwei Tage später sei völlig unerwartet ohne jegliche Begründung die Kündigung vom Rechtsanwalt von Hofer gekommen. Oft würden große Differenzen zwischen der Planung und der Praxis liegen, so Insam. “Wir sind hier, so wie auf hoher See, abhängig vom Sturm – wir können gut planen, aber der Plan kann trotzdem schiefgehen.” Doch mit einer solchen Überraschung hätte er nicht gerechnet.

Die Annenpost fragte auch beim Hofer-Konzern um eine Stellungnahme zum Hergang der Geschichte an, doch die  Verantwortlichen  wollten  keine Stellungnahme dazu abgeben. „Wir bitten um Verständnis, dass wir uns hierzu nicht äußern werden, da wir uns aktuell in einem laufenden Verfahren befinden“, so Cathleen Völkel im Namen der Hofer KG.

Zuletzt habe wiederum Insam den Hofer-Konzern geklagt, sagt dieser. Laut Vermieter gebe es zwei mögliche Ausgänge des Verfahrens: Entweder Hofer zieht nicht ein und leistet Schadenersatz , oder er erfüllt den Vertrag. Wie es aussieht, wird das Roseggerhaus noch länger leer stehen.

 

Geboren und aufgewachsen in Graz, träumt allerdings davon, eines Tages die ganze Welt zu erkunden - insbesondere die tropischen Regenwälder dieser Erde.

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