Weg zum Haus Rosalie
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VinziHelp – Frauen im Kampf gegen die Wohnungslosigkeit

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Seit 15 Jahren sorgt sich VinziHelp um Frauen, die in die Wohnungslosigkeit gerutscht sind. Am 20. November feiert der Verein sein Jubiläum mit einer Benefizveranstaltung im Orpheum.

Von: Fabian Schwödiauer und Sabrina Unterreiner

Arbeitslosigkeit, Alkoholsucht, Obdachlosigkeit – die Gründe für Not- und Krisensituationen sind vielfältig. Der Grazer Verein VinziHelp richtet sich speziell an Frauen und bietet Hilfe und Unterstützung in schwierigen Lebenslagen. Den Grundstein für den Frauenverein legte Wolfgang Pucher, der Pfarrer und Gründer der Vinzenzgemeinschaft Eggenberg, im Jahr 2004. Mittlerweile besteht der Verein aus 15 weiblichen Mitgliedern, die sich gemeinsam mit vielen weiteren ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern um die verschiedenen Einrichtungen kümmern.

„VinziHelp steht auf mehreren Beinen”, erzählt Vereinsobfrau Mathilde Unterrieder. „Wenn sich Frauen aus den unterschiedlichsten Gründen nicht mehr ans Sozialamt oder ähnliche Institutionen wenden können, versuchen wir zu helfen.” Die direkte Hilfe von Frau zu Frau steht all jenen zur Verfügung, die Rat in schwierigen Situationen suchen.

VinziHelp Gruppenfoto
Mathilde Unterrieder (links im Bild) mit ihren ehrenamtlichen VinziHelp-Mitgliedern – Foto: VinziWerke

Ein Heim für die, die selbst keines haben

Mit dem Haus Rosalie betreibt VinziHelp eine Notherberge für Inländerinnen in der Babenbergerstraße. „Inländerin bedeutet, dass die Frau ihren Lebensmittelpunkt in Österreich hat. Die Staatsangehörigkeit ist egal. Frauen aus dem Ausland kommen oft mit viel mehr Euphorie als Inländerinnen, weil ihre Ausgangslagen grundlegend verschieden sind. Wir halten es daher für sinnvoll, unsere Einrichtungen zu trennen”, sagt Unterrieder. Darüber hinaus betreibt VinziHelp die Einrichtung VinziLife für psychisch kranke, wohnungslose Frauen. Hier finden diese einen längerfristigen Zufluchtsort, unabhängig davon, ob sie Medikamente oder Therapien in Anspruch nehmen oder nicht. Zusätzlich zu den beiden Häusern, hat der Verein mehrere Wohnungen für betreutes Wohnen angemietet. „Dort betreuen wir Frauen, die zwar selber wohnfähig sind, aber immer wieder Hilfe brauchen. Der Kontakt wird immer loser, bis sie quasi selbstständig wohnen”, sagt Mathilde Unterrieder.

Anders als in vielen anderen Einrichtungen ist der Konsum von Alkohol in den Unterkünften der Vinzenzgemeinschaft erlaubt. „Wir können ihnen den Alkohol nicht verbieten. Abhängige brauchen den Alkohol wie andere das Essen. Letztlich haben wir außer dem Bestreben, sie zu unterstützen und zum Entzug zu animieren, keine Handhabe”, sagt Unterrieder. Auch gegenüber Haustieren zeigt sich der Verein tolerant. “Man trennt sich nicht einfach von einem Tier, da herrscht eine sehr starke emotionale Bindung. Das Tier ist oft das Einzige, was noch geblieben ist.”

“Es braucht Menschen, die da sind”

Ohne die vielen ehrenamtlichen MitarbeiterInnen wäre der enorme Arbeitsaufwand in den VinziWerken kaum zu bewältigen. “Bei den Ehrenamtlichen müssen wir immer schauen, dass wir neue Leute gewinnen. Vor allem im Sommer kommt es oft zu Engpässen”, meint Unterrieder, denn das Haus Rosalie und VinziLife verlangen eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung. Marianne Pircher ist bereits seit 2005 dabei. Mittlerweile ist sie sogar Vorstandsmitglied.

Marianne Pircher
Marianne Pircher vor dem Kunstwerk einer ehemaligen Bewohnerin – Foto: Fabian Schwödiauer

Auf Wunsch Puchers hat sie damals im Haus Rosalie angefangen mitzuhelfen. Sie selbst wollte eigentlich lieber mit dem VinziBus fahren. Grundsätzlich ging es ihr aber einfach darum, sich einzubringen und sozial zu engagieren. Fünf Jahre lang übernimmt sie immer freitags den Nachtdienst im Haus Rosalie. Nach einer längeren Pause beginnt sie im betreuten Wohnen mitzuarbeiten. „Es geht ums Da-Sein, ums Zuhören und darum, sich ins Gespräch einzubringen”, sagt Pircher.

Der Annenpost erzählt sie von ihren prägendsten Momenten aus ihrer Zeit bei VinziHelp: „Wir hatten eine Frau mit einer vierjährigen Tochter, die unbedingt wieder arbeiten wollte. Sie musste dann aber auch samstags zur Arbeit, da gab es natürlich keinen Kindergarten. Darum habe ich die kleine Tochter selbst betreut.” Auch heute besteht noch Kontakt, etwas sehr Unübliches. Denn normalerweise geht der Kontakt schnell verloren, sobald die Frauen eine eigene Wohnung finden und wieder einem geregelten Alltag nachgehen. Leider passiert aber genau das viel zu selten. „Alle sagen immer, die müssen sich doch nur zusammenreißen und auch aufstehen in der Früh und arbeiten gehen, dann würden sie es auch schaffen”, sagt Pircher. Sie weiß es besser: „In Wirklichkeit schaffen es nur wenige, aber es gibt zum Glück doch einige Erfolgsgeschichten.”

MitBedacht – die VinziNacht
Die heurige VinziNacht findet am 20. November im Orpheum statt und steht im Zeichen des 15-jährigen Jubiläums von VinziHelp. Das Programm und weitere Informationen zur Benefizveranstaltung gibt es hier.
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