Es ist der vielleicht kleinste Stammtisch in Graz. Aber seit nunmehr fünf Jahren verabreden sich Grazer Comic-Fans einmal im Monat, um über Comics zu reden und gemeinsam zu zeichnen.
Am 19. Februar, hätte es die Scherbe werden sollen, aber weil sich dort kein freier Tisch mehr fand, wurde kurzerhand umdisponiert. Was genau ein Comic-Stammtisch ist, ist sehr schwer zu definieren. Je nachdem, wer auftaucht, ändert sich auch die Konversation. Von den typischen Superhelden-Fans bis hin zum stillen Kritzler kann man allem begegnen. Beim Februar-Stammtisch ist nicht wirklich viel los. Zwei junge Männer sitzen im “Brot und Spiele” an einem viel zu großen Tisch. In dieser Konstellation hat auch alles vor fünf Jahren begonnen. Nachdem sich David Wernig und Christoph Schönhuber in Wien bei einer Comic-Messe kennengelernt hatten, verabredeten sie sich in Graz zum gemeinsamen Zeichnen.
„Meistens sind wir zu dritt oder zu viert, so wie jetzt”, sagt David Wernig. „Viele Leute fragen uns ‘Was soll ich da? Ich kann ja gar nicht zeichnen’. Deswegen hätten sie Angst, zu unserem Stammtisch zu kommen”, erzählen die beiden. Dabei ginge es mehr darum, eine bunte Community aus Comic-Begeisterten aufzubauen, alle seien willkommen. „Es ist einfach wichtig, dass man sich trifft”, sagt Christoph Schönhuber, ein Jus-Student aus Leoben, „ganz egal, wie viele kommen.” Und siehe da, etwas verspätet gesellt sich noch Daniela Barbist hinzu. Dann wird richtig produktiv diskutiert und “gebrainstormt”.
Denn aus dem kleinen Comic-Stammtisch soll mehr werden. Schon länger spielen die drei mit dem Gedanken, die Zeichnungen, die am Stammtisch entstehen, auch zu veröffentlichen. Zwischen 2003 und 2005 gab es schon so ein ähnliches Projekt in Graz, das von Edda Strobl und Helmut Kaplan, die das Lable tonto betreiben, auf die Beine gestellt wurde: die “Mini-Comic Neigungsgruppe”, die sich regelmäßig zum gemeinsamen Zeichnen und Theoretisieren traf und in Folge 54 Hefte in der Reihe “tonto Minimal” produzierte.
Aus Comic-Stammtisch wird Wirr-Warr
Oft und lange wurde beim Stammtisch über das eigene Comic-Heft geredet, immer nur so halbwegs ernst. Seit Jänner arbeiten die drei nun an der Umsetzung. Auch ein Logo wird es geben – eine “Stiftbanane”, die entstand beim letzten Stammtisch. Die Banane wird auch das Cover des geplanten Magazins zieren, “Wirr-Warr” wird es heißen. Jede Ausgabe soll ein bestimmtes Thema haben, zu dem jede/r die Möglichkeit haben wird, eigene Geschichten einzureichen. Wer weiß, vielleicht funktioniert das dann wie bei den Wiener Murmel Comics. Dort sind die verschiedensten Künstler vertreten, von geübten Comic-Zeichnern bis hin zu den blutigsten Anfängern. Wann das erste “Wirr-Warr”-Magazin erscheint und wie es dann aussehen wird, ist noch offen und wird in den kommenden Monaten beim Stammtisch besprochen. Mit bestimmt, wer dort ist.
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*Titelbild: David Wernig