Designmonat: Surfkultur im Barbershop

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Surfer und Barber auf einer Wellenlänge. Im Rahmen des Designmonats 2017 stellte „Hermanns Shaping Company“ Surfbretter aus Paulownia-Holz im „Duke John’s Barber Shop“ in der Annenstraße aus.

Surfbretter von Hermanns Shaping Company im Duke John’s Barbershop. Foto: Roman Wagner

Die Sonne scheint an diesem Frühlingsabend mit sommerlicher Kraft in die Annenstraße. Ein künstlich aufgeschütteter Sandstrand ziert das Schaufenster des Duke John’s Barber Shop, hinter der Glasscheibe stehen hölzerne Surfbretter in der Auslage. Lautsprecher verbreiten den Geist der Goldenen Zwanziger Jahre, Barber und Surfer stoßen mit kühlem Bier – zu Jazz- und Swingklängen – auf ihre Kooperation an. 

Ehrliches Handwerk

Der Designmonat 2017 ließ zwei eher ungewöhnliche – auf den ersten Blick nicht miteinander zu vereinbarende – Handwerkskünste aufeinandertreffen. Beim „Meet the Designer“-Event stellte Florian Hermann im Annenstraßen-Barbershop sich und seine Kollektion von Surf-, Skate-, Kite- und Stand-Up-Paddle-Boards vor.

Auf den zweiten Blick wird sichtbar, dass die Surfboards und der Barbershop mehr als gedacht gemeinsam haben. Sowohl für die Barber, als auch für den Board-Designer steht bei ihrem/seinem Handwerk die Optik im Vordergrund.  „Wir shapen an den Surfboards, die Barber an Bärten und Haaren“, sagt Florian Hermann.

Designer Florian Hermann (links) und Robert Klug – zusammen Hermanns Shaping Company. Foto: Roman Wagner

Leichtes Holz

Der gebürtige Stuttgarter Florian Hermann ist eigentlich Innenarchitekt von Beruf, sein Unternehmen Hermanns Shaping Company in Graz gründete er, weil ihm Holz als Arbeitsmaterial besonders am Herzen liegt. Genau dieser Rohstoff fehlte dem leidenschaftlichen Surfer beim wichtigsten Ausrüstungsgegenstand für sein Hobby. 

Er sah sich in „Sondermüll-Surfboards“ aus Schaumstoff ertrinken und fasste deshalb den Entschluss, selbst Surfbretter zu produzieren – und zwar solche aus ökologisch unbedenklichen Materialien. Für die Herstellung seiner Boards verwendet Herrmann sogenanntes Paulownia-Holz. Diese Art von Plantagenholz ist aufgrund seines geringen Gewichts und seiner hohen spezifischen Dichte wie geschaffen für den Bau von Surfbrettern – es bietet große Stabilität bei geringem Gewicht.

Auf Styropor und Glasfaser – Materialien, die von den großen Marken der Branche verwendet werden – verzichtet Herrmann bewusst und arbeitet lediglich mit Holz. Der einzige Haken: Das Holz wird aktuell aus China importiert, geplant ist aber schnellstmöglich auf europäisches – im Idealfall steirisches – Holz umzusteigen. 

Auch Skateboards sind Teil der Produktpalette. Foto: Roman Wagner

Gelebte Nachhaltigkeit

Zusätzlich zu den Surfboards fertigt Hermanns Shaping Company auch Skate-, Kite- und Stand-Up-Paddle-Boards an – alle Produkte in Handarbeit. Die jeweiligen Grundbauteile werden von einem Tischler in Gleisdorf gefräst und schließlich von Hermann und seinem Team zum jeweiligen Endprodukt weiterverarbeitet.

Die umweltfreundliche und nachhaltige Produktion steht dabei im Vordergrund: „Wir wollen nichts machen, was der Natur schadet. Wenn das funktioniert, gut. Wenn nicht, lassen wir es lieber ganz bleiben. Für den Surfsport braucht man die Natur, deshalb sollte man sie auch respektieren. Das ist die Philosophie des Unternehmens.“

Aus diesem Grund ärgert sich Hermann darüber, dass den Materialien, aus denen Surfboards gebaut werden, oft nur wenig Beachtung geschenkt wird. Er wünscht sich, dass ein Umdenken stattfindet. Wenn die Nachfrage nach umweltfreundlich produzierten Surfbrettern steige, würden auch die großen Marken der Szene nachhaltiger produzieren, ist sich Hermann sicher.

Nachhaltige Produktionsart und besondere Optik sind die Grundpfeiler im Denken von Hermans Shaping Company – seit vorigem Jahr werden deshalb auch Einzelstücke mit individuellem Board-Design hergestellt. In jedem Surfbrett stecken viele Arbeitsstunden – teilweise wird bis zu drei Wochen an einem Board gearbeitet. Herrmann ist bewusst, dass Österreich kein Surferparadies ist. An den Erfolg seines Unternehmens glaubt er trotzdem – auch wenn er zurzeit noch von seiner Arbeit als Innenarchitekt leben muss.

Linda ist Südtirolerin mit italienischem Temperament, Blondine (mit Köpfchen), Kaffeeliebhaberin und jederzeit für den neuesten Gossip zu haben.

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