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„Alle meine Schüler wollen in Österreich bleiben“

in VIERTEL(ER)LEBEN von
13 steirische berufsbildende Schulen bieten heuer geflüchteten Jugendlichen in sogenannten Übergangsklassen eine Ausbildungsmöglichkeit. Eine davon ist die HLW Schrödinger im Bezirk Lend.

Das diesjährige Schuljahr steht unter dem Schwerpunkt „Lernen lernen“, neben dem Fokus auf Grundkompetenzen soll geübt werden, wie man richtig und nachhaltig lernt. Foto: Anna Heinzl

„Ich möchte nicht als Ausländer abgestempelt werden.“ Der junge Mann, der das sagt, ist erst seit ein paar Monaten in Österreich. Der 20-Jährige kam aus Georgien. Durch seine Leidenschaft zum Fußball hat er bereits Anschluss und Freunde gefunden.

„Ich möchte Krankenschwester werden.“ Das ist der Wunsch eines 17-jährigen Mädchens aus Syrien. Seit einem Jahr lebt sie in Österreich und hat sich Deutsch zum Teil selbst beigebracht. Sie ist glücklich, in die Schule gehen zu können, und möchte noch vieles lernen.

Es sind zwei von 14 geflüchteten SchülerInnen, die derzeit die Übergangsklasse der HLW Schrödinger besuchen. Die Klasse gilt als Paradebeispiel für gelungene Integration. Alle SchülerInnen eint dabei der gleiche Wunsch: ein ganz normales Leben zu führen.

Schule schafft Integration
Gemeinsam ist den jungen Frauen und Männern auch, dass ihr Asylverfahren noch läuft.
Da die SchülerInnen der HLW Schrödinger eigentlich nicht mehr schulpflichtig sind, wären sie ohne die Initiative des Landesschulrates für Steiermark zur Untätigkeit verdammt. Seit 2015 haben geflüchtete Jugendliche (zwischen 15 und 21 Jahren, unabhängig vom Status) die Möglichkeit auf einen Schulplatz für ein Jahr (daher der Name Übergangsklasse). Der Schulbesuch ermöglicht ihnen bereits früh Integration. Etwa 190 geflüchteten SchülerInnen wurde im Schuljahr 2015/2016 an zehn berufsbildenden mittleren und höheren Schulen (BMHS) ein Schulplatz geboten. Im Schuljahr 2016/2017 sind es sogar 13 Schulen.

Anschließend können die SchülerInnen solcher Übergangsklassen in den Regelschulbetrieb übernommen werden oder den Unterricht als außerordentliche SchülerInnen besuchen. Außerordentlich bedeutet, dass ihre Deutschkenntnisse noch nicht ausreichend für ein positives Zeugnis wären, sie bekommen ein Zertifikat. Zudem können sie nach dem Besuch der Übergangsklasse eine Lehre beginnen.

Die internationale Klasse
„Man hat die Übergangsstufe eingeführt, damit nicht mehr schulpflichtige Jugendliche eine Chance auf Ausbildung haben und nicht durch das System fallen“, sagt Greta Korper, Klassenvorständin der internationalen Klasse – so wird die Übergangsstufe intern genannt – der HLW Schrödinger. Fünf Mädchen und neun Burschen zwischen 17 und 20 Jahren besuchen heuer diese Klasse – letztes Schuljahr waren es erstmals 16 geflüchtete Jugendliche. Sie kommen aus Afghanistan, Syrien, Georgien, Irak und Somalia und sind zwischen einem halben und eineinhalb Jahren in Österreich. „Alle meine Schüler wollen in Österreich bleiben, da sie hier Aussicht auf Frieden, Bildung und Anstellung haben“, sagt Korper. Die junge Lehrerin unterrichtet Englisch und Französisch und betreute bereits die internationale Klasse des vergangenen Jahres.

Vier SchülerInnen konnten vom letzten Jahr als RegelschülerInnen übernommen werden. Zwei besuchen den Unterricht als außerordentliche SchülerInnen. Die Jugendlichen sind dabei viel offener geworden. „Heute kann man sie fast nicht mehr von österreichischen Regelschülern unterscheiden“, sagt Korper. „Sie sind viel aufgeweckter, lebendiger und integriert ins Schulsystem. Ich habe das Gefühl, sie sind angekommen.“ Allgemein herrscht laut Korper im Schulhaus ein „offenerer Umgang“ mit Menschen mit Fluchthintergrund. „Es gib Verständnis dafür, dass geflüchtete Jugendliche ganz normale Jugendliche sind, die versuchen das Beste aus der momentanen Situation zu machen. Leute mit Migrationshintergrund sind keine Bedrohung, sondern eine Bereicherung!“

Interaktive Spiele lockern den Unterricht auf und erleichtern das Erlernen der deutschen Sprache. Foto: Anna Heinzl

Ganz normaler Schulalltag
Unterrichtet werden die Jugendlichen nach einem eigenen Lehrplan in den Fächern Mathematik, Kochen, Englisch, Deutsch, Turnen, Persönlichkeitsbildung, Geschichte & Geografie, Ethik und Informatik. Dabei werden die SchülerInnen sehr gefordert und müssen wie RegelschülerInnen Tests absolvieren. Um den Austausch und die Vernetzung mit anderen SchülerInnen zu stärken, geben sie sich untereinander Nachhilfe und absolvieren gemeinsame Workshops. Das Schuljahr schließen sie mit einem Zertifikat ab.

„Der Unterricht ist nicht anders als bei anderen Klassen. Was ich aber mache: Ich spreche kulturelle Themen bewusst an“, sagt Deutsch-Lehrerin Sabrina Leitner, die auch schon die erste Übergangsklasse unterrichtet hat. Es sei wichtig, nach Meinungen und Unterschieden zu fragen, nur so könne kultureller Austausch gelingen. „Die persönliche Ebene ist fast noch bedeutender als im Unterricht mit nur österreichischen Jugendlichen. Dass man ein Ohr für sie hat und einfach für sie da ist.“

 

[box] Am Tag der offenen Tür, am 20. Jänner 2017, lädt die internationale Klasse zu einem Workshop über ihre Kulturen ein.

Aufgrund von Bestimmungen des Jugendamtes dürfen die Namen der Jugendlichen ohne Zustimmung des Amtes nicht genannt werden.

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Gerne lässt Anna ihrer Kreativität freien Raum, egal ob beim Kreieren neuer Ideen oder dem Probieren neuer Back-Rezepte. Doch Struktur und Organisation dürfen da bei ihr nie fehlen. Neben ihrer Vorliebe für’s Backen hat sie auch ein Herz für Tiere und ist begeisterte Kunstliebhaberin jeglicher Sparten.

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