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Einnetzen mit Gefühl

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Am 26. November 2016 kämpfen die besten Torball-Mannschaften Österreichs in Graz um den Staatsmeistertitel. In der ASKÖ-Halle bereiten sich sehbehinderte Sportler auf dieses harte Turnier vor.
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Mit vollem Einsatz werfen sich die Spieler dem Ball entgegen. Foto: Martin Pendl

In der Halle knistert es vor Anspannung und Konzentration. Spieler mit Augenbinden knien auf dem Boden, bereit, sich den geschossenen Bällen der Angreifer entgegen zu werfen. Dann pfeift die Schiedsrichterin das Match an und ein Verteidiger wehrt den ersten Torschuss mit dem Bauch ab. Die Stille wird nur unterbrochen vom Klingeln des Balls, in dessen Innerem sich Glöckchen befinden. Hin und wieder dringen die Rufe trainierender Sportler aus benachbarten Hallen durch – störende Geräusche für einen Sport, der Ruhe verlangt.

Blindes Zusammenspiel
Jeden Mittwoch treffen sich Blinde, Sehbehinderte aber auch Menschen ohne Handicap in der ASKÖ-Sporthalle in Eggenberg, um gemeinsam Torball zu spielen. Teams zu je drei SpielerInnen versuchen, den Ball in das Tor der gegnerischen Mannschaft zu befördern und werfen dabei abwechselnd. Durchschnittlich fallen pro Spiel drei Tore, die Spielzeit beträgt zehn Minuten. Oft geht der Ball ins Aus, dann stoppt die Uhr, da sonst zu viel Spielzeit verstreichen würde. In der Mitte des Feldes sind knapp über dem Boden Leinen gespannt. Der Ball muss unter den Leinen durch ohne sie zu berühren. Werfen die AngreiferInnen den Ball, legen sich die VerteidigerInnen blitzschnell auf den Boden und versuchen, mit dem gestreckten Körper das eigene Tor zu verdecken. Torball ist ein harter Sport: Die SportlerInnen werfen den Ball mit aller Kraft, das kann zu unangenehmen Körpertreffern führen.

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Die Sportler benötigen besonders geschärfte Sinne; Foto: Nikolaus Pichler

Einer für alle
Franz Griesbacher betreibt Torball bereits seit 1989. Er leitet das Referat Blinden- und Sehbehindertensport des Grazer Versehrtensportclubs. Torball bedeutet für den passionierten Sportler, seiner Leidenschaft das ganze Jahr über nachgehen zu können, auch in den Ferien. Griesbacher wurde nicht ohne Augenlicht geboren, sondern erblindete erst im Laufe seines Lebens. Besonders stolz ist er auf die bisherigen Erfolge seiner Mannschaft: “Wir waren sieben Jahre hindurch Meister in Österreich.”

Alle für einen
Aktuell haben sich 13 SpielerInnen in Graz dem Torball verschrieben, es gibt jeweils zwei Herren- und Damenmannschaften. Die Trainings besuchen jedoch auch Sehende. Ihre Motivation sei “der Reiz des Spiels”, sagt Trainer Bernd Brandl. Es gehe darum, “die Sinne zu schärfen” und ein “spezielles Orientierungsvermögen” zu entwickeln. Für Brandl, der bereits seit 1987 dabei ist, ist der Trainerjob eine Freizeitbeschäftigung, die er aus Liebe zum Sport betreibt. Seiner Ansicht nach steht neben dem Wettkampf auch das gemeinsame Verarbeiten von Schicksalsschlägen im Fokus.

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Jedes Teammitglied muss die richtige Wurftechnik beherrschen; Foto: Martin Pendl

Teamgeist
Derzeit bereiten sich die Mannschaften auf die österreichischen Meisterschaften in Graz vor, um ihr Ziel vom Stockerlplatz zu verwirklichen. Im Training werden neue Taktiken ausprobiert und spezielle Würfe trainiert. Wer nun Lust bekommen hat, Torball live und vielleicht sogar hautnah zu erleben, ist zu den Trainings herzlich eingeladen oder kann die besonderen Sportler am 26. November im BRG Klusemann anfeuern.

Text: Martin Pendl, Nikolaus Pichler

Martin ist ein Android-Fan der "schlimmsten" Sorte. Außerdem Liebhaber von Politsatire und freiwilliger Rettungsanitäter aus Leidenschaft. Möchte gerne mehr Wissen sammeln.

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