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„Einer muss ja anfangen“

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Ausrangierte Kommoden, Stühle und Koffer können aufatmen. Sarah Essl eröffnet am 22. Oktober ihr Geschäft Oh it’s Lovely Design. Damit haucht sie nicht nur alten Möbeln sondern auch der Annenstraße neues Leben ein.

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Mit der Eröffnung von Oh it’s Lovely Design erfüllt sich Sarah Essl ihren großen Traum. Foto: Julia Putzger

Eine dünne Staubschicht liegt über dem kleinen, hölzernen Hocker. Das liegt aber nicht daran, dass er schon so lange hier steht. Feines Sägemehl schwebt durch die Luft, aus dem Nebenraum hört man das Surren der Schleifmaschine. Auch der Hocker wird demnächst mit ihr Bekanntschaft machen. Wie all die anderen Dinge, die in dem kleinen Geschäft stehen, bekommt er ein zweites Leben. Dank Kreidefarben und Sarah Essls Blick fürs Detail wird er bald in neuem Glanz erstrahlen.

Ein neuer Schliff
Der Fachausdruck für eine solche Wiederbelebung lautet Upcycling. Eine Praxis, die in Entwicklungsländern aus Not heraus schon lange gängig ist und seit einigen Jahren auch hierzulande durchaus im Trend liegt.

Die Rettung alter Möbel und anderer Gegenstände wie Rexgläser hat sich Sarah Essl bereits seit mehreren Jahren zur Aufgabe gemacht. Hauptberuflich arbeitet sie als Sekretärin, doch schon seit ihrer Kindheit ist das künstlerische Handwerk ihre wahre Leidenschaft. Ihre ersten Upcycling-Projekte fanden in Oma’s Garage statt, irgendwann hat jedoch der Platz nicht mehr gereicht. Von der Kreativszene des Annenviertels fühlte sie sich schon immer inspiriert, daher fiel ihr auch die Standortwahl für das neue Atelier sehr leicht. Bis zur Eröffnung war es allerdings ein langer Weg, da viel Arbeit in das renovierungsbedürftige Lokal gesteckt werden musste. “Ohne die Unterstützung meiner Familie wäre die Sanierung unbezahlbar gewesen.“

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Sarah Essls Motto: “Je älter die Möbel, desto besser.”; Foto: Sarah Essl;

Rettung vor dem Müllcontainer
Egal, ob Schränke, Stühle, Koffer oder Kommoden – alles, was nicht mehr benötigt wird und sonst auf dem Müll landen würde, erhält bei Sarah Essl eine zweite Chance. Es wird mit Kreidefarben bemalt, abgeschliffen und auf zahlreiche andere Arten verziert und aufgewertet. Das ist auch ein Beitrag zur Nachhaltigkeit. “Man sollte nicht nur IKEA-Produkte um 20 € kaufen, die man nach zwei Jahren sowieso wieder wegschmeißt.” Stattdessen müsse man die Qualität der alten Möbel schätzen und diese wieder aufwerten. Wer auch selbst gerne zum Pinsel greift, kann sich in einem ihrer Workshops austoben oder das Atelier mieten.

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Pinsel und Kreidefarben – die Hauptwerkzeuge von Sarah Essl; Foto: Sarah Essl;

Hoffnung auf Neubeginn
Oft werde sie gefragt, warum sie gerade die “verpönte” Annenstraße für Oh it’s Lovely Design ausgewählt hat. “Einer muss ja anfangen”, lautet ihre Antwort. Tatsächlich ist sie bereits eine von mehreren kreativen UnternehmerInnen, die die Annenstraße für sich entdeckt hat. Nun hofft sie auf eine weitere positive Entwicklung der Straße. “Eine Ansiedlung von mehr jungen Leuten mit guten Ideen würde der Annenstraße gut tun”, sagt Sarah Essl, die sich ein gemeinsames Miteinander mit anderen, für die Annenstraße typischen Geschäften wünscht. Dabei soll das typische “Multi-Kulti” der Einkaufsstraße nicht verloren gehen.

[box]Kontakt:
Oh it’s Lovely Design
Annenstraße 61
8020 Graz[/box]
Text: Markus Röck, Laura Reibenschuh, Julia Putzger

Egal ob beim Klettern, Skitouren oder Wandern, Julia findet man fast immer draußen. Die Vorarlberger Berge sind ihr die liebsten, aber als weltoffene Person geht sie auch gerne auf Entdeckungstour. Apropos Vorarlberg: Gewisse Verständnisprobleme bezüglich des Dialekts werden wohl immer bestehen bleiben...

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