RACE: Jo, mia san mit’m Radl do

Lesezeit: 4 Minuten
Das war wahrscheinlich nicht die beste Idee, mich vor so einem wichtigen Rennen sportlich zu verausgaben. Also bin ich mit Muskelkater ins Race durch’s Annenviertel gestartet – das hat meiner Motivation und meinem Einsatz für das „Team Fahrrad“ aber nichts abgetan.

FahrradDie Wurzeln des Fahrradfahrens in Graz gehen auf die Gründung der Puch-Werke im Jahr 1899 zurück. Jedoch erst in den 1980er Jahren wurde die entsprechende Infrastruktur mit der verkehrspolitischen Förderung des Radverkehrs geschaffen. Seit rund zehn Jahren sinkt in Graz der Motorisierungsgrad, denn immer mehr Menschen steigen auf emissionsfreie Verkehrsmittel um. Und zu diesen zählt auch das Fahrrad. Wie in der Publikation „Urbaner Verkehr der Zukunft“ vom Verkehrsclub Österreich (VCÖ) berichtet wird, werden in Graz weniger als die Hälfte aller Alltagswege mit dem Auto zurückgelegt. Die GrazerInnen sind also mehr mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs. Dass Radfahren gesundheitsfördernd, umweltfreundlich ist und Geld spart, wissen sie. Aber punktet das Fahrrad auch in Sachen Schnelligkeit?

Mit dem Fahrrad unterwegs im Annenviertel
Um das herauszufinden, hat die Annenpost ein Race veranstaltet, bei dem sich der öffentliche Verkehr, das Auto, die Fortbewegung zu Fuß und das Fahrrad gematcht haben. Festgelegt wurden vier Fixpunkte – der kürzeste Weg dorthin konnte je nach Fortbewegungsart selbst gewählt werden. Das Race führte uns vom Europaplatz beim Hauptbahnhof zum Lendplatz, weiter zum Roseggerhaus, wo beim Elvan Market eingekehrt werden musste, um eine Frucht zu kaufen. Das Ziel war am Griesplatz. Also: Auf die Plätze, fertig, los!

 

Die Zeiger der großen Bahnhofsuhr stehen auf 12:50 Uhr. Stoppuhr starten, auf den Sattel schwingen, losstrampeln. Der schnellste Weg zum Lendplatz führt mich mit dem Fahrrad über die Keplerstraße – wo sich der am höchsten frequentierte Radweg in Graz befindet. „Für diese hohe Frequenz an Fahrrädern ist dieser schmale Weg überhaupt nicht ausgelegt. Dort wuselt es mittlerweile mit rund 10.000 Radfahrerinnen und Radfahrern pro Tag“, weiß Heidi Schmitt, Obfrau der steirischen Radlobby ARGUS. Radwege zu verbreitern ist nicht schwer, wäre aber politisch schwer durchzusetzen, meint Schmitt. Denn sehr viel Platz geht durch Nicht-Mobilität, also zum Beispiel parkende Autos, verloren. Da etwas zu verändern, braucht Mut von Seiten der Politik. „Die Stadt ist nicht zu klein, sie wird einfach viel zu sehr vom ruhenden Verkehr bzw. vom Autoverkehr eingenommen“, schildert Schmitt weiter. Auch ich selbst konnte auf meinem Weg bemerken, dass Baustellen, kritische Ausfahrten und parkende Autos die größten Gefahrenpunkte für RadfahrerInnen darstellen. Jedoch passiere in Graz derzeit wenig, was die Entschärfung von Gefahrenpunkten und Weiterentwicklung und Förderung rund um das Radfahren betrifft, so die VertreterInnen von ARGUS. Nach sechs Minuten bin ich am Lendplatz angekommen.

Lendplatz
Ein Beweisfoto schießen und dann geht mein Weg auch schon weiter in Richtung Roseggerhaus

Pimp my Ride
Mein Fahrrad ist ein 39 Jahre alter olivgrüner Flitzer, den meine Mama zu ihrem zehnten Geburtstag geschenkt bekommen hat. Ich habe dem Rad frisches Leben eingehaucht und mit neuer Bereifung und neuen Bremsen citytauglich getuned. Zwar hat mein Bike nur einen Gang, aber „Singlespeed“- bzw. „Fixie“-Fahrräder erfreuen sich ohnedies immer größerer Beliebtheit – auch in Graz können diese Modelle immer öfter gesichtet werden.

Fahrradparkplatz gesucht
Next Stop: Elvan Market beim Roseggerhaus. Um der von Autos stark befahrenen Volksgartenstraße auszuweichen, geht mein Weg weiter über den Lendplatz, die Mariahilferstraße und die Annenstraße hin zu meinem nächsten Ziel. Beim Elvan Market sollte ich Obst einkaufen. Vor dem Geschäft angekommen, kann ich jedoch nirgendwo einen Fahrradständer finden, um mein Fahrrad während meines Einkaufs abzusperren. Also bleibt mir wohl oder übel nichts anderes übrig, als mein Rad neben die Hausmauer zu stellen. Oft wird in der Stadt das „wilde“ Parken von Fahrrädern beklagt. Das kann aber nicht immer verhindert werden, wenn sich in der näheren Umgebung keine Fahrradabstellanlage befindet bzw. wenn der Platz der Anlage schon erschöpft ist. Abstellanlagen sind aber wichtig, weiß auch das Verkehrsplanungsbüro der Stadt Graz.

„Das Angebot an geeigneten Radabstellanlagen an den Ausgangs- und Zielorten des Radverkehrs ist ein wesentlicher Beweggrund für die Nutzung des Fahrrades, vor allem wenn die Abstellplätze näher und besser zu erreichen sind als jene für Pkw.“ – Verkehrsplanungsbüro der Stadt Graz

Vor allem wichtig beim Abstellen ist die ordnungsgemäße Sicherung von Fahrrädern, weil Graz als Hauptstadt des Fahrraddiebstahls gilt. 2014 kamen auf 1.000 Einwohner 10,5 Räder auf illegale Weise abhanden.
Bis zum Roseggerhaus war ich zwölf Minuten unterwegs. Schnell beim Türken meinen Auftrag erfüllt und eine Kokosnuss gekauft und weiter geht die Fahrt in Richtung Ziel am Griesplatz.

Elvan Market
Beim Elvan Market musste ich mein Fahrrad direkt vor dem Geschäft abstellen

„Radfahrer nach Unfall in Graz verstorben“ – Kleine Zeitung
Um zum Griesplatz zu gelangen, fahre ich eine kurze Strecke über die Elisabethinergasse, weiter in die Kernstockgasse, die Grenadiergasse und die Sterngasse. Schon die kurze Strecke auf der vielbefahrenen Elisabethinergasse zeigt, dass das Annenviertel für RadfahrerInnen kein ungefährliches Pflaster ist. Wie die Kleine Zeitung berichtete, ist erst letzte Woche ein Radfahrer nach einer Kollision mit einem PKW in der Babenbergerstraße seinen Verletzungen erlegen. Ich kam glücklicherweise ohne große Hürden nach 18 Minuten am Ziel am Griesplatz an.

Griesplatz
Endlich am Ziel

Am Griesplatz angekommen, konnte ich weit und breit keine Kollegin und keinen Kollegen sichten. Trotz meines Muskelkaters strampelte ich als Erste durch das Ziel und konnte das Annenpost-Race für das „Team Fahrrad“ entscheiden. Nach 22 Minuten, vier Minuten nach mir, traf Phillip, der mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs war, im Ziel ein. Mit einer Zeit von 24 Minuten kam der Autofahrer Robert als dritter am Griesplatz an. Etwas abgeschlagen hat sich dann auch Anna, die zu Fuß unterwegs war, nach 32 Minuten in unsere Runde eingefunden. Ich bin stolz: Mit dem Fahrrad kommt man also am schnellsten durch’s Annenviertel!

Die ganze Story „Race durch’s Annenviertel“ findest du HIER.

#langstrumpfleni ist nach ihrer Schwester Pippi das zweitstärkste Mädchen der Welt und hätte auch gerne ein kleines Äffchen. Lebt nach dem Motto: Genießen, genießen, genießen!

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published.

4 + vier =

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Vorherige Geschichte

RACE: Ein Hoch auf unseren Buschauffeur

Nächste Geschichte

Von Sexpuppen und Weihnachtsmännern

Letzter Post in Allgemein

Eine bärenstarke Saison

Die Gruppenphase der Austrian Division 1, der zweithöchsten Liga des österreichischen Footballs, ging für die Styrian