Es gibt Sterz, Baby!

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Nachdem der „Mohrenwirt“ aus finanziellen Gründen Mitte Juli letzten Jahres schließen musste, fand das Lokal mit Peter Kotynkowiecz und Matthias Kramer zwei neue Wirte mit neuem Konzept. Was in der Küche anders ist und warum der alte Name bleibt.

Sterz im Mohrenwirt
Peter Kotynkowiecz (links) und Matthias Kramer vor ihrem Lokal

Nein, ich bin keine Bewerberin für einen Job im Service oder in der Küche. Das kleine Missverständnis beim Interviewtermin mit Peter Kotynkowiecz und Matthias Kramer ist schnell aufgeklärt. Die neuen Betreiber des traditionsreichen Mohrenwirts hatten den Termin anscheinend verschwitzt. Man merkt, dass die Eröffnung noch nicht so lange her ist und sich der Betrieb erst einspielen muss.

Kennengelernt haben sich die Gastronomen voriges Jahr im Sommer bei einer Streetfood-Messe in Graz. Einige Wochen später hatten Kotynkowiecz und Kramer schon die Schlüssel zum Mohrenwirt in der Mariahilferstraße in der Hand. Beide sind schon länger im Geschäft – Kotynkowiecz führte bislang ein Lokal in Leoben und Kramer hat das Tourismuskolleg in Bad Gleichenberg absolviert. Im Dezember war es soweit und das Lokal wurde als „Sterz im Mohrenwirt“ wieder eröffnet. In beinahe jedem Gericht findet sich eine der vielen Sterzvarianten, die die steirische Küche kennt. Zum „Mohrenschmaus“, einem Tafelstück, gibt’s Brennsterz, zum Brüstl Heidensterz und Polentastangerl zu den Maishendlhaxn. Nur das Wiener kommt ohne aus. „Wir versuchen eine traditionelle Küche zu präsentieren, die trotzdem zeitgemäß ist. Der Sterz ist ein Produkt, das man sehr flexibel einsetzen kann, und wir verwenden ihn als Komponente, der in die Gerichte verwoben ist“, schwärmt Matthias Kramer. Früher als Armeleuteessen – vor allem durch die Zubereitung mit Schmalz und Grammeln – abgestempelt, erfährt der Sterz gegenwärtig ein „Comeback“, auch in der gehobeneren Gastronomie.

Das Alte und das Neue

Als noch der Vorbesitzer Hans Schwinzerl den Mohrenwirt betrieb, war dieser bekannt für kleine Preise, große Portionen und bodenständige österreichische Küche – unter anderem standen Flecksuppe, Blutwurst und Hirn mit Ei auf der Karte. Kulinarisch wollen sich die neuen Gastwirte nun bewusst abgrenzen. Sie wollen als „neues Lokal mit einem neuen Küchenkonzept“ wahrgenommen und nicht am „alten“ Mohrenwirt gemessen werden. Die Preise des Sterz im Mohrenwirt liegen bei den Hauptspeisen zwischen 11 und 20 Euro, Desserts sind für 4 bis 8 Euro zu haben.

Eine weitere Erneuerung gibt’s mit dem Erschließen eines bislang nicht zugänglichen Gewölbes, das nun Platz für bis zu 20 Personen bietet. Auch die Küche und Schankanlage sind nun auf dem neuesten Stand. Unter einer Holzdeckenverkleidung und einigen Schichten Tapete haben Kotynkowiecz und Kramer beim Umbau eine barocke Deckenmalerei entdeckt, die jetzt den Gastraum schmückt. Einiges – wie zum Beispiel die alte Sitzgarnitur aus Holz – ist aber gleich geblieben, um den Charakter des Mohrenwirts zu bewahren.

Das neue Gewölbe
Im neu an den Sterz im Mohrenwirt angeschlossen Gewölbe ist Platz für bis zu 20 Personen

„Wir haben auch Schwarze unter unseren Gästen“

Obwohl sich der Name des Gasthauses leicht verändert hat, ist der „Mohr“ aber weiterhin Bestandteil des Geschäftsnamen. Warum? „Der Mohrenwirt ist ganz klar eine in Graz bekannte Ortsangabe und wir wollen einfach auffindbar sein. Das Wort ‚Mohr‘ wird in keiner Weise diskriminierend verwendet“, meint Kramer dazu. „Wir haben auch Schwarze unter unseren Gästen und ich habe bislang noch niemanden gefunden, der oder die sich durch unseren Namen diskriminiert fühlt. Niemand würde sein oder ihr Wirtshaus mit einem diskriminierenden Namen betiteln!“

Kadem Mou Poh à Hom
Kadem Mou Poh à Hom vom Verein Chiala

Kadem Mou Poh à Hom, Geschäftsführer des Vereins Chiala am Griesplatz, sieht das jedoch anders. „Natürlich kennen wir das Argument der Betreiber, dass hinter dem Namen eine alte Tradition steht. ‚Mohr‘ ist aber eine klar denunzierende Bezeichnung für Menschen mit dunkler Hautfarbe.“ „Mohr“ werde als indirekte aber klare Beschimpfung wahrgenommen. Schon seit dem Mittelalter wird dieser Begriff für dunkelhäutige Menschen verwendet, jedoch im Diskurs erst seit den 1980er Jahren als abwertend angesehen. „Wenn ein Betreiber so einen Namen auswählt, muss es ihm bewusst sein, dass es Menschen gibt, die sich dabei diskriminiert fühlen. Das ist keine harmlose Geschichte.“ Dabei wäre es ganz einfach gewesen – einfach zwei Stricherln über das „o“ und fertig.

#langstrumpfleni ist nach ihrer Schwester Pippi das zweitstärkste Mädchen der Welt und hätte auch gerne ein kleines Äffchen. Lebt nach dem Motto: Genießen, genießen, genießen!

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