Besonders ehrlich und ehrlich besonders

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Unsere Balltour startet mit dem 17. Marienstüberlball um 17:30 Uhr. Eine eher ungewohnte Zeit, um eine Ballnacht zu beginnen? Stimmt!

Hier tanzt jeder mit jedem. Es gibt keinen Regeln.
Hier tanzt jeder mit jedem. Es gibt keine Regeln.

Zu unserer Verwunderung treffen wir vor dem Marienstüberl auf eine lange Schlange an Menschen. Fast wie bei einem Rockkonzert öffnen sich die Pforten und die Gäste drängen ins Warme. Jetzt sind wir mitten drin im untypischen Ballgeschehen. „Heute ist alles da, was man für einen Ball braucht. Tolle Musik, Ehrengäste, Essen und gute Laune!“, stellt Caritas Direktor Franz Küberl bei der Balleröffnung um 18 Uhr fest.

Die Einrichtung der Caritas veranstaltet einmal im Jahr einen Ballabend mit speziellen Ehrengästen: Jene Menschen, die auch unter der Woche Stammgäste sind. Das Marienstüberl bezeichnet sich selbst als Begegnungsstätte für Menschen, die am Rand der Gesellschaft stehen. Hier gibt es nicht nur eine warme Mahlzeit, sondern auch Platz. Platz um mit anderen Personen ins Gespräch zu kommen, sich aufzuwärmen und man selbst zu sein.

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Mit Walzerklängen wird der Ballabend eröffnet.

Die Gäste sind zuerst zurückhaltend. Frauen und Männer, Jung und Alt sitzen an den gedeckten Tischen und beobachten das Geschehen. Für manche ist es der erste Ball, für viele andere bereits ein Pflichttermin. Die Band „Union Bar“, welche weit über Graz hinaus für ihre guten Musiker bekannt ist, spielt von Walzer über Balkansound bis hin zu Schlager eigentlich alles. Sie bringt den Marienstüberlball schon seit Jahren zum Klingen. Die Musik macht bei vielen gute Laune und lockert die Stimmung: „Wissens, ich bin ja ein Tänzer und Sie sehen aus, als ob Sie gerne Walzer tanzen“, lautet die charmante Tanzaufforderung eines Mannes, der zum ersten Mal seit Jahren wieder den Ball besucht.

Organisator des Marienstüberlballes ist Michael Lintner. Er ist besonders stolz auf sein eingespieltes Team aus freiwilligen Helfern, die den Ball locker über die Bühne gehen lassen. Pünktlich um sieben kommt das Essen: Schnitzel mit Reis oder Würstel mit Gebäck. Getränke stehen am Tisch – alle antialkoholisch. Wir setzen uns dazu und versuchen uns im Small Talk. Das ältere Pärchen scheint ein wenig beschämt zu sein, eine junge Frau hingegen erzählt ihre Lebensgeschichte. Gespräche, das Tanzen, das Essen– viele Beweggründe, um zum Marienstüberlball zu kommen, werden genannt. Eines ist klar: Einige sind nur wegen dem Schnitzel hier und dann auch gleich wieder weg.

Balleintritt ist eine freiwillige Spende fürs Marienstüberl. Herzlichst.
Balleintritt ist eine freiwillige Spende fürs Marienstüberl. Herzlichst.

Als der Glückshafen seine Pforten öffnet, herrscht kurz Aufregung. Ordentlich wird eine Schlange gebildetet. Die Ballgäste warten, mit ihren Herz-Losen in der Hand, bis sie an der Reihe sind. Von warmer Kleidung, über Bücher und CD‘s– bei den strahlenden Augen der Gäste weiß man auf einmal, warum der Glückshafen zuvor schon als Highlight genannt wurde. Der Ballabend endet immer gegen 21 Uhr. Danach beginnen die Freiwilligen gleich mit den Aufräumarbeiten, denn um 9 Uhr morgens nimmt das Marienstüberl wieder seinen normalen Betrieb auf.

Der Zauberer Alfred versucht mit Witzen und Zaubertricks, die Ballgäste zum Lachen zu bringen. Ganz nebenbei erklärt er einem die Welt- oder zumindest den Marienstüberlball: „Wennst auf die Welt kommst, bist ein unbeschriebenes Blatt. Du kannst auf die Sonnenseite oder die Schattenseite fallen. Das Leben kann oft schwarzweiß sein. Ist man hier beim Marienstüberlball, ist das Leben bunt.“

Für uns endet der Marienstüberlball mit der Frage, wie wir nun zur Sankt Andrä-Kirche kommen. Ernüchternd stellen wir fest: 17 Minuten zu Fuß. Und los geht’s…

 

Versucht gerne fünf Bücher zu gleich zu lesen und liebt das Reisen. Immer mit Musik im Blut und lauter Flausen im Kopf.

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