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Tanz den Kunstrasen

in KULTUR von
Der neue Klub „hanson.“ in der Hans-Resel-Gasse will die Grazer Klubkultur wiederbeleben. Auftakt dazu war das Eröffnungswochenende von 23. bis 25. Oktober 2015.

Am 23. Oktober öffnete hanson. seine Pforten

Der Klubabend beginnt mit lauten Bässen vor dem Lokal in der Hans-Resel-Gasse. Vor der früheren Heimat des bunten Klubs Rush warten die Partypeople geduldig in der Schlange, um das hanson. endlich von innen zu sehen. Wochenlang rankten sich vor der Eröffnung Gerüchte um den neuen Klub im Internet. Die beiden Besitzer, Hans-Peter Kapfensteiner und Markus Neuhold, wollten aber bewusst wenig verraten, um die Neugierde der Besucher zu wecken. Mit Erfolg: Auf Facebook hatte die Eröffnungsveranstaltung über 1400 Zusagen.

Die Nacht wieder lebenswert machen

Getränkekostproben werden an die wartende Menge verteilt
Getränkekostproben werden an die wartende Menge verteilt

Zuletzt war die Grazer Klubkultur wiederholt kritisiert, ja sogar totgesagt worden. Immer dieselben Veranstalter und Lokale, öde Beats, frühe Sperrstunden und Einschränkungen seitens der Stadt. Vergangenen Mai haben rund 400 junge GrazerInnen für das Recht auf freie Klubkultur auf der Straße getanzt.

„Alle haben gejammert, und wir haben gedacht, dass wir es anpacken sollten!“, meint Kapfensteiner, der sich selbst als gastronomischer Quereinsteiger mit verrückten Ideen beschreibt. Neuhold ist der erfahrene Gastronom, der das nötige Know-How mitbringt. Die hanson.-Betreiber warben auf ihrer Facebookseite mit einem noch nie dagewesenen Konzept, erstellt von „einigen kreativen Köpfen“, um die Nacht wieder lebenswert zu machen. Außerdem sollte es ein Lokal werden, in dem Feierwütige bis in die frühen Morgenstunden tanzen können. Einfach hanson. und Punkt. Und Punkt?

Hirschgeweih und Kunstrasen

Nach 30-minütigem Anstehen und einem stolzen Eintrittspreis von 8 Euro, präsentiert sich der wirklich kleine Klub innen von seiner besten Seite. Was besonders auffällt sind die -trotz des großen Ansturms- gut gelaunten Türsteher.

klein, aber genügend Platz um zu tanzen Foto: JULIAN KOCH // www.WESHOOTIT.com
Klein, aber genügend Platz um zu tanzen. Foto: JULIAN KOCH // www.WESHOOTIT.com

Einladende Sitzgelegenheiten, eine Bar mit Hirschgeweih-Deko und der rustikale Look des Kellergewölbes heben sich schon einmal vom typischen Klublook ab-, die Getränkepreise halten sich im Grazer Nightlife-Durchschnitt: € 6,80 für einen Spritzer und ein Bier. Musikalisch setzt hanson. auf steirische beziehungsweise österreichische DJs. Die Nebelmaschinen arbeiten auf Hochtouren und ein bunt gemischtes Publikum tanzt wie wild auf einem ausgelegten Kunstrasen. Kapfensteiner freut sich über die vielen Gäste. „Wir sind sehr zufrieden über den großen Andrang und die positive Resonanz.“ Ein Mädchen, das hoffnungsvoll den Jägerhut ihres Opas auf dem Kopf trägt, hat sich etwas Alternativeres erwartet. „Eigentlich ist es wie das Kottulinsky, nur ohne Chart-Musik und ohne frühe Sperrstunde“-Und das bringt‘s ziemlich auf den Punkt.

Wiederbelebung der Klubkultur? Vielleicht kann das hanson. dazu einen kleinen Beitrag leisten. Fraglich ist allerdings, ob das Konzept so besonders ist, dass es auch jene Besucher hält, die normalerweise im Univiertel von Lokal zu Lokal ziehen. Das „unbezahlbare Herzblut“, welches laut Betreibern mitunter den hohen Eintrittspreis rechtfertigen soll, wird optisch jedenfalls nur im Ansatz sichtbar. Ob hanson. musikalisch innovativ ist, muss die angekündigte Vielfalt an DJs erst zeigen.

Versucht gerne fünf Bücher zu gleich zu lesen und liebt das Reisen. Immer mit Musik im Blut und lauter Flausen im Kopf.

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