Cynthia kommt fast täglich ins ja.m um zu lernen und entspannen

Ein Wohnzimmer für Mimoza und Marija

Lesezeit: 3 Minuten

Seit vier Jahren stehen die Türen des Mädchenzentrums „ja.m“ in Gries nun schon offen. Was dort los ist? – „Man weiß nie was der Tag bringt – man macht halt die Tür auf“, sagt Ursula Kufleitner, Leiterin des ja.m. 

In der ja.m Werkstatt entstehen die verschiedensten Werkstücke
In der ja.m Werkstatt entstehen die verschiedensten Werkstücke

Es ist ein ganz normaler Nachmittag an dem Marija* durch die Tür hereinschlüpft. Wärme und lautes Stimmengewirr empfangen sie. Marija sieht einige Mädchen an der Bar sitzen und Pizza essen. Andere haben es sich mit einem Kartenspiel auf der Couch gemütlich gemacht. Vereinzelt sind auch Mädchen in die Hausaufgabe vertieft, während die Tischfußballspielerinnen laut angefeuert werden. Ein paar von ihnen blicken neugierig zu Marija und lächeln ihr zu. Da steht schon eine junge Frau neben ihr. „Hallo! Willkommen im ja.m!“

Ein Wohnzimmer nur für Mädchen
„Das ja.m soll wie ein Wohnzimmer sein“, sagt Ursula Kufleitner, Leiterin des Mädchenzentrums. Seit 2010 gibt es das Jugendzentrum nun in Gries. Das einzige in der Steiermark nur für Mädchen. Mädchen sind anders als Jungen, besonders in ihrer Art Räume einzunehmen, erklärt Kufleitner. Man müsse eine offene Atmosphäre für die Mädchen schaffen, in der auch schwierige Themen Platz haben. Es soll die Möglichkeit geben, Selbstbewusstsein zu bilden.

Als Teil des Vereins „mafalda“ ist es den ja.m Mitarbeiterinnen wichtig, die Mädchen und jungen Frauen zu unterstützen und fördern. Sie wollen den Mädchen im Alter von 12 bis 21 Jahren mit verschiedenen Projekten, wie dem wöchentlichen Mädchenfußball oder schlicht der offenen Jugendarbeit am Nachmittag helfen, für sich selbst herauszufinden was „Frau-sein“ bedeutet.

Das Mitarbeiterinnenteam steht den Mädchen mit Rat und Tat zur Seite v.l.n.r. Ursula Kufleitner, Birgit Hofstadler, Marina Stiegler
Das Mitarbeiterinnenteam steht den Mädchen mit Rat und Tat zur Seite v.l.n.r. Ursula Kufleitner, Birgit Hofstadler, Marina Stiegler

Am Konzept eines reinen Mädchenzentrums gab es anfangs große Kritik. Skeptiker fürchteten einerseits, dass andere Zentren Mädchen an das ja.m verlieren würden. Andere zweifelten am Sinn einer solchen Einrichtung in Gries. Die letzten vier Jahre haben aber das Gegenteil bewiesen. „Wir haben eine gute Frequenz, es kommen jetzt oft schon Freundinnen oder jüngere Geschwister der Mädchen mit“, freut sich Kufleitner. Zu Hause haben die Jugendlichen meist wenig Raum, im ja.m können sie sich diesen nehmen oder sich einfach mal zurück ziehen.

Beim Tischfußballspielen zeigen die Mädchen was sie können
Beim Tischfußballspielen zeigen die Mädchen was sie können

Die Teenager genießen die Nachmittage im ja.m. Auf die Frage, wie oft sie hier sind, antworten fast alle mit „immer“. „Es macht einfach Spaß hier“, sind sich Eman und Seti einig. „Und das Coole am ja.m ist“, fügt Eman hinzu, „dass es bei einem Problem immer jemanden gibt, der einem hilft.“ Zu Problemen oder gar Krisensituationen kann es kommen, berichtet Ursula Kufleitner. Egal ob für eine der Jugendlichen eine Notschlafstelle organisiert werden muss, ein Schwangerschaftstest positiv ausfällt oder es „nur“ um den Streit mit der besten Freundin geht – alle Themen werden ernst genommen, so Kufleitner. „Die Mädchen sollen die Expertinnen in ihrem Leben bleiben, ihren eigenen Weg gehen. Wir helfen ihnen dabei.“

„Jeder Tag hier ist wie ein ganzes Leben.“
Aber zurück zu Marija. Was erwartet sie im ja.m?
Auf jeden Fall viele Begegnungen und Erlebnisse, sagt Mitarbeiterin Marina Stiegler, die einen Tag hier wie ein ganzes Leben beschreibt. „Es gibt gleichzeitig so viele schöne und lustige aber auch traurige, intensive und persönliche Momente.“

Cynthia kommt fast täglich ins ja.m um zu lernen und entspannen
Cynthia kommt fast täglich ins ja.m um zu lernen und entspannen

Marija erwarten Freundschaften, so wie Eman und Setis. Sie haben sich im ja.m kennengelernt und treffen sich hier nun fast jeden Tag zum Quatschen, Kartenspielen oder um an einem der Workshops teilzunehmen.
Marija wird Cynthia treffen. Das afrikanische Mädchen ist seit einem Jahr mit ihrer Familie in Graz und lernt gemeinsam mit ihrer Mutter Deutsch, um später Matura zu machen. Sie will Ärztin werden. Marija wird sicher auch die zwölfjährige Mimoza kennenlernen, die wie sie neu ist im ja.m. Und gemeinsam mit der bunten Truppe wird sie für die Schule lernen, Selbstverteidigungskurse besuchen, kochen, Fußballspielen etc. Obwohl die Mädchen aus verschieden Altersgruppen, Nationen und Hintergründen kommen, ist ein konstruktives Miteinander Alltag im ja.m. Und wenn es einmal Streit gibt, sind genügend Rückzugsräume vorhanden oder die Meinungsverschiedenheit wird in der Gruppe ausdiskutiert. Mitarbeiterin Birgit Hofstadler betont: „Wichtig sind gemeinsame Ziele, egal ob Prüfungen oder Jobsuche.“

*Marija ist erfunden. Ähnlichkeiten mit realen Personen sind nicht beabsichtigt.

[box]ja.m Mädchenzentrum
Di-Fr 14:00 – 19:00
Arche Noah 11
8020 Graz
www.mafalda.at/jam[/box]

Veronika zog von Salzburg ins bunte Graz um über die verschiedensten Neuigkeiten des Annenviertels zu berichten. Neben Reisefreude, Fotografenblick und Sprachtalent bringt sie auch sportliche Begeisterung für z.B: das Rudern mit. Momentan lernt Veronika auch fleißig das Ukulele spielen.

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