Viele Leerstände zieren die Annenstraße. Warum das so ist und wie es das „ANNENViERTLER Büro zur Rettung der Welt“ zum zweiten Mal geschafft hat, eine Leerstands-Zwischennutzung genehmigt zu bekommen.
„Das Projekt ist für mich noch nicht abgeschlossen“, sagte Maria Reiner vor mehr als vier Jahren im Interview mit der Annenpost. Und damit hatte sie Recht. Im März 2024 eröffnete das Büro zur Rettung der Welt erneut – wieder im Rahmen einer Leerstands-Zwischennutzung. Mit vielen Visionen für die Zukunft.
Der Ort soll Platz bieten für Projekte, große als auch kleine, die dazu beitragen, die Welt zu retten. Darunter fallen Nachbarschaftsprojekte, Workshops, Tauschbörsen und vieles mehr. Das Wichtigste dabei ist, dass sie gratis und für alle sind. Außerdem dürfen die Projekte weder parteipolitisch, noch religiös, homophob, sexistisch, antisemitisch oder rassistisch sein. Darauf legt Maria Reiner großen Wert.
Die vier Jahre Pause nach der letzten Leerstands-Zwischennutzung des Büros haben auch Veränderung mit sich gebracht. Offen ist das Büro vom Stadtteilprojekt Annenviertel nur noch ein Mal pro Woche, nicht mehr so oft wie damals, und es sind immer dieselben Personen dort, um die Ideen der Bürger und Bürgerinnen aufzuschreiben. Im Jahr 2019 konnte dies jeder freiwillig machen. Maria Reiner erzählt, dass das allerdings nicht so gut funktioniert habe, da die Menschen, die einen Dienst übernommen haben, selbst Projekte gestaltet haben, anstatt sich den Ideen anderer zu widmen.
Lösung Leerstands-Zwischennutzung
Ein normaler Mietvertrag in der Annenstraße kommt für das „ANNENViERTLER Büro zur Rettung der Welt“ nicht in Frage. „Wir haben einfach kein Budget“, meint Maria Reiner. Stattdessen nutzen sie die Räumlichkeit „zwischen“. So schränken sich die Kosten auf Betriebskosten und Strom ein. Allerdings kann es jederzeit sein, dass jemand den eigentlichen Leerstand mieten möchte und die Zwischennutzung des Büros zu Ende geht, sodass das gesamte Büro, das aus einem Sofa, vier Tischen und einer Leiter besteht, schnell geräumt werden muss.
Vorschriften gebe es für Leerstands-Zwischennutzungen nicht, es sei alles Verhandlungssache, erzählt Maria Reiner. Theoretisch könnte jeder Leerstand zwischengenutzt werden, auch jene in der Annenstraße. Doch es gibt hier nach wie vor 23 Leerstände, die die Annenpost sorgfältig gezählt hat. Das sind vier weniger als im Jahr 2018 und fünf mehr als im Jahr 2014.
Problem Leerstands-Zwischennutzung
Eine Leerstands-Zwischennutzung ist laut Maria Reiner eine „Vertrauenssache“. Sie hatte mit ihrem Projekt das Glück, dieses Vertrauen geschenkt bekommen zu haben. Deswegen darf sie und ihr Team nun bereits zum zweiten Mal die Annenstraße 20 zwischennutzen. Doch für viele Vermieter soll der Leerstand so lange einer bleiben, bis sich der richtige Mieter finde, erzählt sie. Außerdem sei eine Leerstands-Zwischennutzung eine Abnutzung der Räumlichkeiten. Vielen sei es auch einfach zu umständlich, ihren Leerstand zwischenzuvermieten. Außerdem gebe es keine Konsequenzen, wenn eine Lokalität leer stehe, und manche können sich das einfach leisten, weiß Maria Reiner. „Eine Leerstandsabgabe würde möglicherweise was ändern“, fügt sie hinzu.
Wie ist Maria Reiner auf die Idee gekommen, die Welt zu retten?
„Das sollte ja jeder machen, oder?“
Ideen zur Weltrettung sind jederzeit willkommen.
Öffnungszeiten: dienstags 14 – 18 Uhr / Annenstraße 20, 8020 Graz
http://annenviertlerbuerozurrettungderwelt.at/
Titelbild: Angelika schreibt das Programm auf die Tafel – Foto: Anna Stoppacher
Artikel wurde im Absatz 6 am 29. Mai 2024 korrigiert