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Love A.M. – Kitsch, Chaos und Hühner

in KULTUR von

2016 entstand in einem Proberaum in Gries die Indie-Band „Love A.M.“. Die fünf Grazer präsentierten am 2. April ihr Debütalbum „In Disarray“ im Orpheum. Gitarrist Julian Melichar und Schlagzeuger David Plank erzählen, was Musik für sie bedeutet und welche Rolle Hühner in ihrem Album spielen.

Die Band Love A.M. sticht nicht nur durch eine Kombination aus Synth-Sounds und Post-Punk-Gitarrenriffs aus der Masse heraus, sondern auch durch die meist ernsten Texte, die von fröhlichen Melodien getragen werden. Zwar bauen die fünf jungen Musiker  auch immer wieder düstere Sounds ein, wie in Pointless“, diese lösen sich jedoch bald wieder in hoffnungsvollere und helle Tonfolgen auf. Der musikalische Ruhepol ist ganz klar die natürliche Stimme von Sänger Paul Pirker, der sich im Wirbel der oft ineinander laufenden Klänge nicht aus der Fassung bringen lässt. Durch die verträumten Sounds des Synthesizers und die beeindruckenden Gitarrensoli erinnern die Lieder von Love A.M. außerdem oft an den Musikstil der Achtziger.

Tabuthemen vor den Vorhang!

Nach der Veröffentlichung der drei Singles „Silent Ghost“ (2020), „Violent Place“ (2021) und „Pointless“ (2022) erschien am 1. April – es war kein Aprilscherz – das Debütalbum von Love A.M. „In Disarray“, übersetzt „In Unordnung“, deute auf die Art und Weise wie ihre Songs entstehen und auf das Hauptthema der Lieder im Album hin, so Julian.

Die insgesamt neun Lieder des Albums drehen sich nicht nur um das Chaos im eigenen Kopf, sondern auch um das Chaos in der Gesellschaft. „Es geht darum, dass Leute eine Maske aufhaben und sich nicht trauen, sie selbst zu sein. […] Andere Leute denken, dass man eine schöne Zeit hat und in Wirklichkeit ist es aber genau das Gegenteil, weil es im eigenen Kopf chaotisch ist“, meint David. In den Texten verarbeitet Sänger Paul Pirker Tabuthemen, wie in „Hot Dog Stand“ den Alkoholismus, oder eine Art von toxischer Männlichkeit in „Violent Place“.

David Plank (links) und Julian Melichar (rechts) im Gespräch mit der Annenpost. – Foto: Franziska Jaeger

Für David und Julian habe vor allem der letzte Song des Albums „Baby Boy“ eine besondere Bedeutung, da dieser einen Vorgeschmack auf die musikalische Zukunft von Love A.M. gebe. „Vielleicht könnten wir in Zukunft die Extrempunkte noch mehr herausarbeiten. Auf der einen Seite ganz ruhige Szenen und Phasen und dann wieder ganz kathartisch“, sagt Julian.

Musik verbindet

„Es ist halt so eine typische Schulbandgeschichte“, erzählt Gitarrist Julian Melichar. Er, Sänger Paul Pirker und Matthäus Jandl am Synthesizer sollten eine Schul-Vernissage musikalisch untermalen. Bei den Vorbereitungen, in denen die Schulkollegen Songs der Beatles coverten, entdeckten sie ihre gemeinsame Liebe zur Musik. „Dann entwickelte es sich irgendwann so, dass wir spontan den ersten Song schrieben“, erzählt Julian. Später stießen noch Bassist Lukas Schneeberger und Schlagzeuger David Plank dazu und damit war die Band in ihrer heutigen Besetzung komplett.

David und Julian sahen Musik schon immer als Stütze, die ihnen geholfen hat, über so manche Unsicherheiten hinwegzukommen und mit den Jahren immer stärker zu werden. Vor allem das gemeinsame Musizieren, sowohl mit den Bandkollegen als auch mit dem Publikum, sei für sie „eines der coolsten Dinge, die man tun kann“.

„Man soll im Kitsch wühlen“

Die Band Love A.M. (v.l.n.r.: David Plank, Matthäus Jandl, Lukas Schneeberger, Paul Pirker, Julian Melichar). – Foto: Harald Leitner

Mit ihren Fotos, auf denen sie sich mit kreativen Outfits und einem besonderen Accessoire präsentieren – einem Huhn – sticht die Band mit Sicherheit aus der Masse. Zum einen ist das Tier eine Anspielung auf die letzten Minuten ihres Liedes „Pointless“, in denen sie den deutschen Regisseur und Schauspieler Werner Herzog zitieren, der über die Dummheit von Hühnern spricht, zum anderen sehen die fünf Musiker Ähnlichkeiten zwischen ihren Songs und der Wesensart des Geflügels. „Hühner sind eigentlich Dinosaurier und sie sind am Land, im Wasser und in der Luft. Das ist unser Symbol. […] Wir wühlen überall und wir haben keine Angst vor verschiedenen Gefilden. Manchmal total kitschig und manchmal total hart. Man soll im Kitsch wühlen“, sagt Julian Melichar.
David und Julian verraten außerdem, dass ein zweites Album schon in Planung ist. Bis dorthin heißt es abwarten.

 

Titelbild: Love A.M. in Action. – Foto: Harald Leitner

 

Infobox
Lieder des Albums „In Disarray“ werden Besucher*innen des Festivals „Styrian Sounds“ Ende April im ppc (project pop culture) beim Auftritt der Band Love A.M. zu hören bekommen.
Weitere Informationen zum Festival gibt es bei Styrian Sounds.

 

Eine neugierige, bisschen verpeilte, aber eigentlich ganz nette Oberösterreicherin, der die Steiermark auch ganz gut gefällt.

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