„Bitte in den Bus umsteigen” – Sperre der Linie 4 nach wenigen Monaten

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Bus statt Bim heißt es zur Zeit für die Fahrgäste der Straßenbahnlinie 4 nach Reininghaus. Expert*innen müssen erneut Arbeiten an der Oberleitung vornehmen. Und das, obwohl die Neubaustrecke erst seit November in Betrieb ist.

Bereits am Jakominiplatz weisen die Anzeigetafeln an den Haltestellen darauf hin: „Linie 4 bis Laudongasse, Bus E4 bis Reininghaus“. Eine ältere Dame steigt ein und murmelt zur Fahrerin: „Schön langsam kommt mir vor, nach Reininghaus fahr ich öfters mit dem Bus als der Bim“. Schon wieder Schienenersatzverkehr. Nach fünf Tagen im Februar während der Semesterferien nun also gleich für ganze zwei Wochen, von 21. März bis 3. April.

Dabei ist es noch gar nicht so lange her, dass die Netzerweiterung in Betrieb ging. Seit Ende November 2021 fährt die Linie 4 in den neu entwickelten Stadtteil bis zur Endstation Reininghaus. Oder tut es – wie es aktuell zum wiederholten Mal der Fall ist –  auch nicht. Doch wie kann das sein? Immerhin flossen 44 Millionen Euro in den 1,8 Kilometer langen Streckenabschnitt.

Schon wieder Oberleitungsarbeiten in Reininghaus. Das sorgt am Jakominiplatz für Verwunderung. – FOTO: Lorenz Brunner
Schon wieder Oberleitungsarbeiten in Reininghaus. Das sorgt am Jakominiplatz für Verwunderung. – Foto: Lorenz Brunner

Holding Graz: Alles Routine

Bei der Holding Graz sieht man keinen Grund zur Aufregung. Konzernsprecher Gerald Zaczek-Pichler beruhigt: „Es ist normal, dass bei solchen Projekten nachjustiert werden muss. Und da es sich um einen relativ großen Streckenteil handelt, macht es Sinn, dies in zwei Schritten zu machen.“ Konkret seien es elektrotechnische Arbeiten an der Oberleitung. 

Stellt sich die Frage, wann die Holding solche – wie es heißt – routinemäßigen Nachjustierungen auch bei der Verlängerung der Linie 6 Richtung Smart City vornimmt. Diese ging gleichzeitig mit der Linie 4 im Vorjahr in Betrieb und blieb bis jetzt von einem Schienenersatzverkehr unberührt. Laut Zaczek-Pichler seien solche umfangreichen Arbeiten bei der Linie 6 nicht nötig.

Pro Bim ist skeptisch

Die Initiative Pro Bim, die sich selbst als Ideenplattform für intelligente Lösungen im Bereich des öffentlichen Verkehrs sieht, ortet erhebliche Versäumnisse. Deren Pressesprecher Stefan Kompacher ist sich sicher: „Solche Oberleitungsarbeiten kurz nach der Inbetriebnahme sind nicht normal.” Er vermutet, dass beim Bau etwas schiefgegangen sei. Das müsse jetzt wohl nachgebessert werden. Diese Oberleitungen würden für einige Jahre halten, wären sie korrekt errichtet worden.

Der Holding Graz sei, so Kompacher, das Marketing wichtiger als die eigenen Dienstleistungen. Dazu muss man wissen, dass das Verhältnis zwischen Holding Graz und Pro Bim schon seit längerer Zeit nicht friktionsfrei ist. Pro Bim fordert etwa vehement den Ausbau des Straßenbahnnetzes, während die Holding Graz in den letzten Jahren stattdessen den Bau einer U-Bahn forcierte.

Nacharbeiten bei Straßenbahnoberleitungen – einige Monate nach Inbetriebnahme und noch dazu über längere Zeiträume – sind in Graz ungewöhnlich. Das zeigt auch ein Blick auf die Verlängerung der Linie 7 zur Med Uni. Diese eröffnete im September 2016, von Arbeiten an der Oberleitung kurze Zeit später keine Spur.

Oberleitungsarbeiten, durchgeführt von externen Expert*innen und den Graz Linien. – Foto: Lorenz Brunner
Nacharbeiten an der Fahrleitungsanlage, durchgeführt von externen Expert*innen und den Graz Linien. – Foto: Lorenz Brunner

Reininghausstrecke komplexer

Das heiße aber nicht, dass bei der Erweiterung Reininghaus schlampig gearbeitet wurde, so Florian Simetsberger, selbst ehemaliger Straßenbahnfahrer und nun Bereichsleiter im Grazer Ingenieurbüro für Verkehrswesen und Verkehrswirtschaft PLANUM: „Die Reininghausstrecke hat im Vergleich zum neuen 6er in die Smart City den längeren Linienast.” Tatsächlich: Den 1,8 Kilometern nach Reininghaus stehen ca. 1,3 Kilometer in die Smart City gegenüber. Darüber hinaus sei der Streckenverlauf ein anderer. Simetsberger: „Die Straßenbahnlinie 6 fährt zu 95 Prozent der Strecke geradeaus in der Waagner-Biro-Straße. Richtung Reininghaus gibt es deutlich mehr Bögen, die Fahrleitungsanlage ist dementsprechend komplexer aufgebaut.“

Simetsberger geht davon aus, dass die Nachjustierungen erforderlich seien, er kennt die genauen Details der Fahrleitungsanlage aber nicht. Läuft alles nach Plan, fährt ab Montag wieder die Straßenbahn nach Reininghaus. 

Titelbild: Zur Zeit kurvt der Schienenersatzverkehr durch Reininghaus – Foto: Armin Ademvic

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