Die Annenpassage ist leider bis auf Weiteres geschlossen.
Seit 15.Jänner ist die Annenpassage geschlossen.

Revitalisierung: Die Pläne der Politik für Annenpassage und Annenstraße

Lesezeit: 3 Minuten

Seit Mitte Jänner ist die Annenpassage geschlossen, nur wenige Lokale im Erdgeschoss haben noch geöffnet. Welche Visionen gibt es in der Politik, um das Einkaufszentrum mit anschließender Annenstraße wiederzubeleben?

Das Einkaufszentrum am Hauptbahnhof, die Annenpassage, ist zu. Die Rolltore wurden am 15.Jänner 2021 geschlossen und die Treppen mit Baustellengittern versperrt. Das Einkaufszentrum in Bahnhofsnähe hatte viel zu bieten. In den letzten Jahren schlossen allerdings immer mehr Geschäfte ihre Pforten. Nicht zuletzt haben die bisher 35 Jahre seit der Eröffnung sicherheitsrelevante Mängel hinterlassen, was als Hauptgrund für die Schließung gilt.

Zukunftsprojekt oder Trostlosigkeit?

Wolfgang Krainer, Bezirksvorsteher von Lend (ÖVP), sieht nicht viel Zukunft für ein Einkaufszentrum dieser Art. Hauptsächlich macht ihm die Lage direkt am Hauptbahnhof Sorgen. „Was brauche ich als Bahnkunde?  Höchstens mal eine Jause, mehr ist da nicht“, so Krainer. Da die Annenpassage zu einem Großteil unterirdisch angelegt wurde, sei es für Geschäfte nicht lukrativ hier ihre Zelte aufzuschlagen.

Die Grazer NEOS haben bereits Pläne für eine mögliche Revitalisierung der Annenpassage vorgestellt. Sie könnte bei Schlechtwetter eine überdachte Alternative zum Bauernmarkt am Lendplatz sein. Geht es nach der NEOS-Gemeinderätin Sabine Reininghaus, so soll die Gastronomie zukünftig einen hohen Stellenwert einnehmen. Ähnliche Pläne hegt die SPÖ, die die Annenpassage nicht sterben lassen will. „Wir wollen aus der Annenpassage kein klassisches Einkaufszentrum mehr machen”, so Martin Amschl. Er ist Sektionsvorsitzender der SPÖ Graz für die Sektion Mur und wünscht sich ebenfalls mehr Marktcharakter für die ehemalige Shopping-Mall.

Die Grünen Graz haben andere Ideen. Sie wollen aus der Annenpassage wieder eine Art Einkaufszentrum entstehen lassen, allerdings nicht mit fixen Geschäften, sondern mit sogenannten Pop-Up-Stores, erklärt Klubobmann Karl Dreisiebner. Das sind Lokale, die in leerstehenden Geschäftsräumen kurzzeitig Waren verkaufen und ihren Standort nach einer gewissen Zeit wieder ändern.

Rolltreppen, die abgesperrt sind. Leere Geschäftsflächen
In der Annenpassage herrscht gähnende Leere, die Rolltreppen sind abgesperrt. – Foto: Maximilian Steuber

Ein Dach unter der Erde und ein Ideenwettbewerb

Die KPÖ betont, dass es sehr schwierig sei, Ideen umzusetzen, da die Annenpassage seit 2019 im Eigentum der List Group stehe und diese letztlich die Entscheidungen trifft. Erste Ideen äußerten die neuen Eigentümer*innen bereits 2019 – umgesetzt wurden sie aber nicht.

Wenn es Revitalisierungsmaßnahmen geben sollte, dann hauptsächlich um Sozialprojekte zu realisieren. Denn Obdachlose brauchen ein Dach über dem Kopf. „Ein Dach unter der Erde sozusagen”, meint Christian Carli von der KPÖ Lend. Eine andere Möglichkeit wäre, Teile der Räumlichkeiten für die Jugend zur Verfügung zustellen. „Ohne Konsumzwang”, betont Carli.

Einen Alternativvorschlag hat die FPÖ unter Klubobmann Armin Sippel. Ein Ideenwettbewerb unter den Anrainer*innen soll Aufschluss darüber geben, wie die Zukunft der Annenpassage aussehen soll. Im nächsten Schritt würden dann die Eigentümer*innen in die Wünsche eingebunden und ein detaillierter Plan ausgearbeitet.

Ewige Baustelle Annenstraße

Die Idee, die Annenpassage zu revitalisieren ruft viele auf den Plan, die die Annenstraße gleich mit erneuern wollen. Für Sabine Reininghaus (NEOS) beispielsweise ist klar, dass die Annenstraße nicht attraktiv genug für Geschäftslokale ist. Die 27 Leerstände stören sie besonders. Vor den Türen sammle sich der Dreck, den niemand wegräume. „Ich fordere eine händische Reinigung vor diesen leeren Geschäftslokalen ein Mal pro Woche“, stellt Reininghaus klar.

Ganz anders ist die Vision der Grünen: Laut Karl Dreisiebner sollte die Annenstraße dringend neue Begrünung erfahren. In den Leerständen könnte man außerdem sogenannte Coworking-Stationen unterbringen. Hierbei handelt es sich um Büroflächen, die kurzzeitig oder auch für längere Zeit flexibel angemietet werden können. Ob man die Annenstraße als Handelsstraße noch braucht, stellt er infrage.
Christian Carli von der KPÖ erklärt, die Werte der KPÖ, nämlich Jugend und Soziales, ließen sich auch auf die Annenstraße übertragen. Diese soll wieder ein Ort werden, der zum Verweilen einlädt.

Die Verkehrsfrage

Für die SPÖ ist eine Revitalisierung der Annenstraße nur dann denkbar, wenn das Thema Verkehr mit einbezogen wird. Die Forderung einer autofreien Annenstraße wurde bereits im Gemeinderat eingebracht, allerdings wurde dieser abgelehnt. Die FPÖ hat in ihrer Stellungnahme auf schriftliche Anfrage der Annenpost keine konkreten Pläne zur Wiederbelebung der Annenstraße vorgelegt. Die autofreie Annenstraße wird von den Freiheitlichen aber konsequent abgelehnt.

 

Titelbild: Maximilian Steuber

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